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Caritas: Klimaschutz sozial verträglich gestalten



Mehr Engagement der Politik für arme Menschen fordert die Caritas. Auch beim Thema Klimaschutz müsse auf eine sozial gerechte Ausgestaltung geachtet werden. Sonst drohe eine weitere gesellschaftliche Spaltung.

Freiburg (epd). Die Caritas hat die Politik aufgefordert, mehr gegen die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich zu unternehmen. Der nach 18 Jahren an der Verbandsspitze scheidende Caritas-Präsident Peter Neher forderte die Teilnehmer der laufenden Sondierungsgespräche von SPD, Grünen und FDP auf, mehr an arme und verletzliche Menschen in der Gesellschaft zu denken. Dies werde im politischen Prozess nicht genügend wahrgenommen, sagte er am 14. Oktober in Freiburg: „Teilhabe und gesellschaftlicher Zusammenhalt muss groß geschrieben werden.“

Auch die am 13. Oktober als erste Frau an die Spitze des katholischen Wohlfahrtsverbandes gewählte Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa appellierte an die Politik, die gesellschaftlich Abgehängten nicht zu vergessen. Dazu gehöre etwa auch ein sozial gerechter Klimaschutz. Sie tritt ihr Amt Mitte November an.

Präsidentin will für Kontinuität und Aufbruch stehen

Welskop-Deffaa sagte, sie stehe für Kontinuität, aber - als erste Frau an der Spitze des katholischen Wohlfahrtverbandes - auch für Wandel. Ihre Wahl bezeichnete sie als ein Zeichen, dass Veränderung in der katholischen Kirche möglich sei. Schließlich seien mehr als 80 Prozent der 693.000 Beschäftigten der Caritas in Deutschland Frauen. Sie wolle dazu beitragen, „die Türen der Kirche von innen aufzustoßen“.

Als wichtige Themen für ihre Amtszeit bezeichnete sie die Digitalisierung, sozial gerechten Klimaschutz, Sicherung einer engmaschigen sozialen Infrastruktur sowie die Wahrnehmung der internationalen Verantwortung des Deutschen Caritasverbandes. Ein großes Anliegen sei ihr auch die „Dauerbaustelle Pflege“.

Neher: Klimaschutz sozial gerecht gestalten

Neher forderte die nächste Bundesregierung dazu auf, den Klimaschutz sozial gerecht zu gestalten. Die Ärmsten trügen am wenigsten dazu bei, litten aber am meisten unter den Folgen. Als eine Maßnahme forderte er eine höhere CO2-Bepreisung, die mit einer Rückvergütung gekoppelt werden müsse.

Das Dienstwagenprivileg bezeichnete Neher als „unzeitgemäß“ und teuer. Zudem fördere es die soziale Spaltung. Dagegen sei ein einkommensabhängiger, kostenloser ÖPNV eine sinnvolle Maßnahme für sozial gerechten Klimaschutz. Auch die energetische Sanierung von Wohnungen müsse sozial verträglich erfolgen. Die Caritas selbst will bis 2030 klimaneutral werden.

Zur Flüchtlingspolitik sagte Neher, „wir brauchen reguläre sowie zeitlich befristete Zuwanderung“. Nur so lasse sich der Arbeitskräftemangel beheben. Eines der Ziele, die er in den 18 Jahren seiner Amtszeit nicht erreicht habe, sei das Überwinden der Kinderarmut.

Christine Süß-Demuth