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Hirnforscher Spitzer: Einsamkeit kann tödlich sein



Ulm (epd). Einsamkeit kann nach Aussage des Hirnforschers Manfred Spitzer tödlich enden. Einsamkeit sei etwas anderes als soziale Isolation, sagte der Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober. Man könne sich mitten in einer Menschenmenge einsam fühlen. Wenn dieses Gefühl der Einsamkeit als „dauerhafter Stress“ erlebt werde, entwickle sich die Einsamkeit zu einer Gefahr für die Gesundheit. Chronischer Stress wiederum sei Ursache zahlreicher körperlicher wie seelischer Krankheiten.

Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder eine Depression könnten ihre Ursache in Einsamkeit haben, erklärte der Buchautor. Eine Studie aus dem Jahr 2009 habe sogar nachgewiesen, dass Einsamkeit ansteckend sei. Wer einen Freund habe, der einsam sei, laufe Gefahr, selbst zu vereinsamen. Räumliche Nähe begünstige diesen Prozess.

Besonders oft sind junge Frauen betroffen

Mit zunehmender Vereinzelung in der Gesellschaft nehme auch die Einsamkeit zu, fügte Spitzer hinzu. Immer mehr Menschen seien davon betroffen, gleich welchen Alters oder Geschlechts. Am häufigsten seien jedoch junge Frauen betroffen. Auch Kinder könnten unter Einsamkeit leiden, ebenso Ehepartner.

Die Lockdowns während der Corona-Pandemie hätten das subjektiv erlebte Einsamkeitsgefühl vielfach noch verstärkt, da sie als eine Art „verordnete Einsamkeit“ wahrgenommen worden seien, erklärte der Hirnforscher. Gemeint gewesen sei jedoch lediglich die Wahrung von körperlichem Abstand. Hilfreich gegen Einsamkeit sind nach den Worten Spitzers Telefonate, Chats oder reale Begegnungen. Telefonieren koste weniger Energie als zu chatten.

Susanne Lohse