sozial-Thema

Hochwasserkatastrophe

Kirche und Diakonie: "Wir bleiben an eurer Seite"




Kirche und Diakonie haben erste Hilfsgüter im Unwettergebiet übergeben. Mit dabei: Diakonie-Präsident Ulrich Lilie (2.v.r.) und der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, (re.).
epd-bild/Meike Böschemeyer
Kirche und Diakonie haben ihre Soforthilfe in den von der Flut betroffenen Gebieten in NRW gestartet. Neben der schnellen Hilfe brauchen die Menschen aber auch Seelsorge und Betreuung, ist Diakoniechef Ulrich Lilie überzeugt.

Kall (epd). Die Straßen sind zum Teil komplett weggespült, zwischen den Häusern liegen Bruchstücke von Möbeln und privater Habseligkeiten. „Die Menschen haben hier alles, was ihre Identität ausmacht, verloren“, sagt Diakoniepräsident Ulrich Lilie erschüttert bei seinem Besuch am 22. Juli in der Gemeinde Kall im Kreis Euskirchen. Gemeinsam mit der Diakonie Katastrophenhilfe und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) hat er dort die ersten vier Trocknungsgeräte ausgeliefert. Weitere sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Diakonie unterstützt die Menschen außerdem mit Auszahlungen von Soforthilfen.

Die Menschen, mit denen Lilie gesprochen hat, haben beim Erzählen ihrer Schicksale oft die Fassung verloren, wie der Diakoniepräsident dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtet. „Es gibt hier viele traumatisierte Menschen, die wirklich alles verloren haben“, sagte er. Deshalb brauche es viel seelsorgerliche und therapeutische Langzeitbegleitung. „Das haben wir den Menschen versprochen: 'Wir bleiben an eurer Seite, wir wollen Verbündete sein'“, unterstrich Lilie. Die Diakonie werde auch Fachleute vor Ort bringen, die den Aufbau und die Hilfen mit den Menschen vor Ort koordinieren.

Wiederaufbau wird Jahre brauchen

Das Ausmaß dieses Katastrophenfalls werde erst richtig deutlich, wenn die Agenturen nicht mehr täglich berichten, ist Lilie überzeugt. Hier brauche es langfristige Unterstützung. „Das wird eine Frage von Jahren sein“, sagte er.

Jetzt stehe zunächst die schnelle Hilfe im Vordergrund: „Es geht darum, dass die Leute erstmal das Nötigste bekommen, um den täglichen Bedarf zu decken.“ Wer seine Adresse nennt und bedürftig ist, kann laut Lilie mit schneller Ersthilfe rechnen. „Wir haben uns gerade davon überzeugt, wie dringend notwendig das ist.“

Mit den Bargeldauszahlungen - rund 1.500 Euro für eine Einzelperson - könnten die Betroffenen selbst entscheiden, was sie am dringendsten benötigten, erläutert Lilie. Die Auszahlungen könnten für technisches Gerät zur Beseitigung der Flutschäden ebenso eingesetzt werden wie für eine Unterbringung, wenn das eigene Haus unbewohnbar sei, sowie für Lebensmittel oder Hausrat. Bei der Hilfe seien alle Bedürftigen im Blick - nicht nur diejenigen, die zur Kirche gehören.

Große Spendenbereitschaft der Bürger

Dass die Hilfen möglich wurden, sei auch der überwältigenden Spendenbereitschaft der Menschen zu verdanken, hob Lilie hervor. Die Diakonie RWL hatte bereits am 20. Juli berichtet, dass fünf Millionen Euro Spenden für die Opfer des Hochwassers in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eingegangen seien. Der Spendenaufruf von Diakonie und den drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen stoße auf eine enorme Hilfsbereitschaft.

Auch die Solidarität vor Ort sei gewaltig, sagte Lilie. Allerdings würden die Hilfen langfristig gebraucht. „Was die Menschen jetzt gerade leisten, das werden sie nicht lange durchhalten können“, erklärte der Theologe. Deshalb bräuchten sie zuverlässige Verbündete und nachhaltige Strukturen. Diese sollten ihnen helfen, das, was sie in den nächsten Jahren vorhaben, auch durchzuhalten, beschrieb Lilie die Aufgabe die Aufgabe für Kirche und Diakonie.

Holger Spierig