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Müttergenesungswerk: Kurkliniken brauchen weiter Finanzhilfen



Nach dem Einbruch im Corona-Jahr 2020 können wieder mehr Mütter eine Kur machen, um den Belastungen des Alltags standzuhalten. Doch das Müttergenesungswerk warnt: Nicht nur die Mütter, auch die Kurkliniken sind am Limit.

Berlin (epd). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch die Kurkliniken für Mütter und Väter getroffen. Sie brauchen nach Angaben des Müttergenesungswerk (MGW) weiterhin finanzielle Unterstützung. Die Kuratoriumsvorsitzende und SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler forderte am 15. Juni bei der virtuellen Jahrespressekonferenz eine Verlängerung des Corona-Rettungsschirms bis mindestens Ende des Jahres. Er ist bisher bis zum 15. Juni befristet.

Die Kliniken erhalten über den Rettungsschirm für jeden frei bleibenden Kurplatz 50 Prozent der ausfallenden Einnahmen. Zwar sind nach einem Belegungseinbruch und monatelangen Schließungen im Corona-Jahr 2020 die Kliniken nach MGW-Angaben wieder zu 70 bis 90 Prozent belegt. Doch könnten nur Kliniken, die zu 95 Prozent ausgelastet sind, wirtschaftlich arbeiten, sagte MGW-Geschäftsführerin Anne Schilling.

Rücklagen sind aufgebraucht

Die Rücklagen seien aufgebraucht, das Risiko finanzieller Einbußen sei indes weiterhin hoch. Mütter, Väter und Kinder seien in aller Regel noch nicht geimpft. In den Kliniken sei die Lage weiterhin angespannt. Sie arbeiteten unter Corona-Bedingungen und müssten bei Positiv-Testungen jederzeit damit rechnen, Teile schließen zu müssen. Schilling warnte: „Viele Kliniken sind in Existenznot.“ Zugleich stiegen die Nachfragen nach Kuren in den Beratungsstellen und Kliniken, die Wartezeiten verlängerten sich.

Dem Corona-Datenreport des MGW zufolge waren die 73 MGW-Kurkliniken im Jahresdurchschnitt 2020 zu 57 Prozent belegt, im Jahr 2019 waren es 95 Prozent - ein Einbruch um mehr als ein Drittel. 40 Prozent bereits bewilligter Kuren wurden kurzfristig abgesagt, fast immer von Müttern, die ihre eigenen Bedürfnisse angesichts der Situation ihrer Kinder im vergangenen Jahr zurückstellten. Statt 47.000 (2019) fuhren nur 31.000 (2020) Mütter zur Kur - bei den Vätern war der Rückgang laut MGW-Zahlen deutlich geringer.

Ständiger Zeitdruck und hohe Belastungen durch die Familie

82 Prozent der kurenden Mütter litten an Erschöpfungszuständen bis hin zum Burn-Out. Als schlimmste Belastung nennen mehr als 70 Prozent den ständigen Zeitdruck und mehr als die Hälfte die berufliche Belastung neben der Familie. Zugenommen haben im Corona-Jahr laut MGW auch Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern.

In den vom Müttergenesungswerk anerkannten Kliniken gemeinnütziger Träger können Mütter und Väter mit oder ohne ihre Kinder Vorsorgekuren machen. Bundesweit helfen mehr als 1.000 Beratungsstellen bei der Antragstellung und dabei, gegen eine Ablehnung der Krankenkasse Widerspruch einzulegen.

Bettina Markmeyer