» Weniger Menschen beginnen Ausbildung in der Pflege
» Studie: Mehr als die Hälfte der 2015 Geflüchteten erwerbstätig
» Stabile Familienbeziehungen halfen durch die Pandemie
» Krankenkasse: Sozial benachteiligte Schulkinder sind häufiger krank
» Jedes dritte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt
» VdDD: Hohe Tariftreue und Mitbestimmung in diakonischen Unternehmen

Pflege

Weniger Menschen beginnen Ausbildung in der Pflege




Auszubildender am Pflegebett
epd-bild/Jürgen Blume
Die Ausbildungszahlen in der Pflege gehen zurück. Fachverbände sehen die Versorgung der Pflegebedürftigen gefährdet, da in den nächsten Jahren viele Fachkräfte in Rente gehen und somit die Personallücke immer größer wird.

Frankfurt a. M. (epd). Im vergangenen Jahr haben rund 52.100 Frauen und Männer eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Pflege damit gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2022 rund 143.100 Menschen in der Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Der Bundesverband privater Pflegeanbieter (bpa) nannte die Zahlen ein „Drama“.

2022 schlossen 38.600 Frauen und 13.500 Männer einen neuen Ausbildungsvertrag in der Branche ab, die über Fachkräftemangel klagt. Der Anteil von Frauen in der Pflegeausbildung blieb damit zwar hoch, sank aber im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 74 Prozent.

Mit dem Pflegeberufereformgesetz von 2017 waren die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie Altenpflegerin zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann zusammengeführt worden. Der Ausbildungsberuf wird seit 2020 angeboten, die Ausbildung dauert drei Jahre.

Der Verband der privaten Pflegedienste bpa sieht angesichts der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt die Versorgung der Pflegebedürftigen „immer weniger gesichert“. Schon jetzt fehlten Zehntausende Pflegekräfte in Deutschland und viele gingen bald in Rente. „Wenn nun die Zahlen bei den Auszubildenden in der Pflege einbrechen, klafft bald eine noch viel größere Personallücke“, warnte bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote.

Für Grote ist der Rückgang „hausgemacht und von der Politik zu verantworten“. Vor der Zusammenlegung der Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflegeausbildung habe es einen Aufwuchs der Ausbildungszahlen gegeben. Daher müsse die neue generalistische Pflegeausbildung „ehrlich und ideologiefrei auf den Prüfstand“.

Sandra Postel, die Präsidentin der Pflegekammer NRW in Düsseldorf, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), zwar sei die Vergütung der Azubis verbessert worden, aber der Beruf werde nicht ausreichend anerkannt. Daher bleibe das Image der Branche schlecht. Außerdem werde die Ausbildung in der Pflege im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen besonders häufig abgebrochen.


 
 

Flüchtlinge

Studie: Mehr als die Hälfte der 2015 Geflüchteten erwerbstätig



Nürnberg (epd). 54 Prozent der 2015 nach Deutschland Geflüchteten waren im Jahr 2021 erwerbstätig. Damit ist ihre Erwerbstätigkeit gegenüber dem Pandemiejahr 2020 um zehn Prozentpunkte gestiegen, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt.

Neben der Erwerbstätigkeit steigt der Studie zufolge auch das Bildungsniveau: Immer mehr Geflüchtete üben eine qualifizierte Berufstätigkeit aus. So hat nach der Untersuchung jeder dritte erwachsene Geflüchtete (33 Prozent) sechs Jahre nach der Ankunft in Deutschland Schulen und Hochschulen besucht oder Ausbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen absolviert. 70 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten üben eine qualifizierte Tätigkeit aus, für die ein Berufs- oder Studienabschluss notwendig ist. Allerdings seien unter denjenigen, die sich seit sechs Jahren in Deutschland aufhalten, 41 Prozent unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor ihrer Flucht beschäftigt, heißt es weiter .

Fast zwei Drittel (65 Prozent) der erwerbstätigen Geflüchteten, die seit sechs Jahren in Deutschland sind, arbeiten in Vollzeit. Das mittlere Bruttomonatsentgelt der vollzeiterwerbstätigen Geflüchteten steigt von 1.660 Euro in den ersten beiden Jahren nach Ankunft auf 2.037 Euro im sechsten Jahr. „Geflüchtete haben zum einen die Wochenarbeitszeit erhöht und zum anderen können sie einen höheren Stundenverdienst erzielen“, sagte Herbert Brücker, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“.

Zwischen den Geschlechtern zeigt sich ein erhebliches Gefälle, Während 67 Prozent der männlichen Geflüchteten sechs Jahren nach der Ankunft erwerbstätig sind, sind es bei Frauen 23 Prozent.


 
 

Corona

Stabile Familienbeziehungen halfen durch die Pandemie



Wiesbaden (epd). Gute Familienbeziehungen, finanzielle Sicherheit und Homeoffice: Diese Faktoren halfen laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) vielen Menschen bei der Bewältigung der Corona-Krise. „Von diesem Dreiklang an schützenden Faktoren können wir auch für zukünftige Krisen einiges lernen“, sagte BiB-Forschungsdirektor Martin Bujard am Donnerstag in Wiesbaden.

Wie aus der Studie hervorgeht, waren vor allem intakte Familienverhältnisse mit einer höheren Lebenszufriedenheit verbunden. Sowohl Paare als auch Eltern, selbst wenn sie durch Kita- und Schulschließungen stärker belastet waren, kamen demnach im Durchschnitt zufriedener durch die Pandemie als andere Gruppen. „Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig stabile Paar- und Familienbeziehungen für die Lebenszufriedenheit der Menschen unter Stressbedingungen sind“, erklärte Mitautorin Inga Laß.

Als weiteren Aspekt für die Lebenszufriedenheit macht die Studie eine sichere finanzielle Situation aus. Gerade für sozial benachteiligte Personen habe sich die Situation während der Corona-Krise verschärft. Finanzielle Einbußen seien oft einhergegangen mit einer reduzierten Lebenszufriedenheit, heißt es weiter.

Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gewannen der Studie zufolge den veränderten Abläufen während der Lockdowns auch positive Seiten ab. So verringerte die häufigere Nutzung von Homeoffice bei vielen Beschäftigten die Pendelwege. „Die Fähigkeit, in kritischen Phasen auch Gutes zu erkennen, ist demnach eng mit einer höheren Lebenszufriedenheit verbunden“, sagte Bujard.

Die Erhebung fand in drei Wellen zwischen April 2021 und Januar 2022 statt. Befragt wurden nach den Angaben mehr als 33.000 Menschen, 85 Prozent davon online.


 
 

Gesundheit

Krankenkasse: Sozial benachteiligte Schulkinder sind häufiger krank



Berlin/Hamburg (epd). Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind eher einsam, haben Schlafprobleme und Schmerzen. Das zeigt der aktuelle DAK-Präventionsradar, den das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in 14 Bundesländern durchführte. Status übergreifend verbesserte sich zwar die im Zuge der Corona-Pandemie verminderte psychische Gesundheit von Kindern wieder, bei den während der Pandemie zugenommenen körperlichen Beschwerden lässt sich dagegen kein nennenswerter Trend zum Positiven erkennen. Die DAK präsentierte die Ergebnisse am Donnerstag in Berlin.

Die Hälfte (50 Prozent) der Schulkinder mit niedrigem Sozialstatus ist demnach einsam, unter den Kindern mit hohem Sozialstatus ist es etwas mehr als jeder Vierte (28 Prozent). Etwa zwei Drittel (67 Prozent) der Mädchen und Jungen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus zeigen ein vermindertes Wohlbefinden, in besser situierten Familien sind es 41 Prozent. 44 Prozent der Schulkinder aus sozial benachteiligten und 26 Prozent der Kinder aus bessergestellten Familien zeigen vermehrt depressive Symptome.

Fast die Hälfte der benachteiligten Kinder (49 Prozent) sowie ein Drittel (33 Prozent) der Kinder mit hohem Sozialstatus leidet mindestens einmal pro Woche unter Schlafstörungen. 22 Prozent der befragten Kinder mit niedrigem Sozialstatus haben sogar schon einmal Schlafmittel genommen - bei Kindern mit hohem Sozialstatus beträgt der Wert 13 Prozent. Eine große Rolle bei den Schlafproblemen der sozial benachteiligten Schulkinder spielen demnach exzessive Bildschirmzeiten.


 
 

Geburten

Jedes dritte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt



Hannover (epd). Die Zahl der Kaiserschnitte nimmt nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse KKH wieder zu. Vorläufige Analysen aktueller Versichertendaten zeigten, dass die Kaiserschnitt-Rate in den ersten Monaten dieses Jahres bei 34,5 Prozent gelegen habe, teilte die bundesweit tätige Krankenkasse am Donnerstag in Hannover mit. Zwischen 2016 und 2019 habe die Rate noch bei rund 32 Prozent gelegen. 2021 waren es 33,4 Prozent und im vergangenen Jahr 32,8 Prozent.

Grund für die Entscheidung zu einer Entbindung im Operationssaal sei unter anderem der medizinische Fortschritt, der Kaiserschnitte immer sicherer mache, sagte Vijitha Sanjivkumar, Expertin für Kinder- und Frauengesundheit bei der KKH. Auch hätten viele Frauen Angst vor starken Schmerzen und Geburtsverletzungen bei einer natürlichen Entbindung.

Sanjivkumar wies jedoch darauf hin, dass ein Kaiserschnitt wie jeder operative Eingriff Risiken berge und negative Folgen habe. Dazu zählten etwa Infektionen. Zudem erhole sich der Körper langsamer. In der Geburtshilfe werde bereits seit einiger Zeit darüber diskutiert, wie sich die Kaiserschnitt-Quote senken lasse. Nur etwa zehn Prozent der Kaiserschnitt-Geburten würden für zwingend erforderlich gehalten. Die KKH zählt mit rund 1,6 Millionen Versicherten nach eigenen Angaben zu den größten Krankenkassen in Deutschland.


 
 

Kirchen

VdDD: Hohe Tariftreue und Mitbestimmung in diakonischen Unternehmen



Berlin (epd). In evangelischen Sozialeinrichtungen ist nach Angaben des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) die Tarifbindung hoch und die betriebliche Mitbestimmung stark ausgeprägt. „In den Kernarbeitsbereichen der Diakonie“ liege die Tarifbindung bei 97 Prozent, teilte der VdDD am Donnerstag in Berlin mit. In 96 Prozent aller diakonischen Einrichtungen existierten Mitarbeitervertretungen, die nach den Angaben bei wichtigen Fragen beteiligt würden. Eine ähnlich hohe Vertretungsquote gebe es nur im öffentlichen Sektor.

Der Vorstandsvorsitzende des Verbands diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), Ingo Habenicht sagte, es zeige sich, „dass das kirchliche Arbeitsrecht zu hoher Tariftreue, guten Löhnen und einer flächendeckenden betrieblichen Interessenvertretung führt“.

Das aktuelle Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeige, dass die Tarifbindung in Deutschland weiter an Boden verliere. 2022 galt bundesweit in lediglich 26 Prozent aller Betriebe ein Tarifvertrag. 51 Prozent der Beschäftigten arbeiteten in einem Betrieb mit Tarifvertrag.