SWR verteidigt Verzicht auf Wetter-Sondersendung am Vorabend der Flut
Mainz (epd). Der Südwestrundfunk (SWR) hat seinen Verzicht auf eine Wetter-Sondersendung am Abend der beginnenden Flutkatastrophe im Ahrtal verteidigt. Nach Äußerungen des Meteorologen Karsten Schwanke im Landtags-Untersuchungsausschuss seien die internen Abläufe des Abends nochmals kritisch geprüft worden, teilte der SWR am Mittwoch mit. Als Schwanke am Nachmittag des 14. Juli ein kurzes Livegespräch angeboten habe, sei der Starkregen in der Eifel bereits als Schwerpunktthema der Abendnachrichten fest eingeplant gewesen. Das katastrophale Ausmaß der Flutkatastrophe sei nicht erkennbar gewesen.
„Aus der redaktionellen Einschätzung gab es mit dem damals vorhandenen gemeinsamen Wissensstand keine Notwendigkeit für ein zusätzliches Wetter-Livegespräch“, verteidigte der Sender sein Vorgehen in einer Stellungnahme. Eine längere Sondersendung sei auch von Schwanke nicht vorgeschlagen worden.
Der SWR räumte zugleich erneut ein, dass in der Anfangsphase der Berichterstattung über die Flutkatastrophe „nicht alles reibungslos und zufriedenstellend verlaufen ist“. Um besser auf Katastrophenfälle reagieren zu können, wolle der Sender seine internen Meldeketten verbessern und sich technisch auf Ereignisse vorbereiten, in denen die Infrastruktur nicht mehr funktioniere.
Der SWR-Wetterexperte Schwanke hatte Anfang des Monats bei einer Zeugenbefragung im Untersuchungsausschuss in Mainz angegeben, der SWR habe sein Angebot eines Sonderberichts zur Unwettergefahr unter Berufung auf das reguläre Programm abgelehnt. In Schwankes im Abendprogramm gesendeter Wetterprognose wurde allgemein eine „große Überschwemmungsgefahr“ für die Eifel angesprochen.
Allein im weitgehend zerstörten Ahrtal hatte die Flutwelle in der Nacht auf den 15. Juli 2021 insgesamt 134 Menschenleben gefordert. Ein Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags soll klären, ob es im Vorfeld und unmittelbar nach dem katastrophalen Hochwasser zu Fehlentscheidungen und Pflichtverletzungen kam. Im Fokus steht dabei insbesondere, warum der Landkreis Ahrweiler erst sehr spät am Abend Katastrophenalarm auslöste und eine Evakuierung der betroffenen Ortschaften anordnete.
lmw