Bonn (epd). Der SPD-Politiker und ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird am 6. Mai in der Uni Bonn einen Vortrag zum Thema „Christliche Existenz in der DDR: Historische Erfahrungen - von aktueller Bedeutung?“ halten. Die sogenannte Fritz-Tillmann-Lecture der Katholisch-Theologischen Fakultät beginnt um 18.15 Uhr im Festsaal des Universitätshauptgebäudes, wie die Hochschule mitteilte. Mit dem Vortrag und der anschließenden Diskussion wolle die Fakultät ihre Forschungsschwerpunkte „Ambiguitäten - Identitäten - Sinnentwürfe“ stärken.
Der Vortrag soll unter anderem der Frage nachgehen, ob es spezifisch christliche DDR-Erfahrungen oder ostdeutsche Kirchen- und Glaubenserfahrungen gibt, die die Menschen bis heute prägen, und inwiefern sich diese aus der doppelten Diktatur-Erfahrung und den teils traumatischen Erfahrungen der Jahre nach 1989 erklären lassen.
Wolfgang Thierse wurde 1943 im damaligen Breslau (heute Wroclaw) geboren. Nach der Flucht kam seine Familie in die sowjetische Besatzungszone und spätere DDR. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Schriftsetzer und dann ein Germanistik-Studium.
1989 wechselte Thierse von der Akademie der Wissenschaften in die Politik. Als Abgeordneter der SPD gehörte er von 1990 bis 2013 dem Bundestag an, dem er seit 1998 als Präsident und seit 2005 als Vizepräsident vorstand. Zudem war er viele Jahre Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Für seinen persönlichen Einsatz wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrendoktorwürde der Universität Münster.