Bonn, Köln (epd). Ausländische Studentinnen und Studenten leisten auch einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Jeder Jahrgang internationaler Studenten trägt langfristig rund acht Mal mehr zu den Einnahmen der öffentlichen Haushalte bei, als der Staat für ihn per Saldo investiert, wie aus einer am 18. März vorgelegten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervorgeht. Der scheidende Bundesforschungsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich dafür aus, den Studierenden langfristig eine attraktive Perspektive zu bieten.

Allein die rund 80.000 Studenten aus dem Ausland, die ihr Studium mit Abschlussabsicht 2022 begonnen haben, zahlen im Laufe ihres Lebens den Angaben zufolge knapp 15,5 Milliarden Euro mehr an Steuern und Abgaben, als sie Leistungen vom deutschen Staat erhalten. Bei stabiler Bleibequote wiederholt sich dieser Effekt mit jedem Anfängerjahrgang, wie es in der Studie des arbeitgebernahen Instituts hieß.

DAAD: Investitionen rentieren sich schon nach wenigen Jahren

Laut der im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) erstellten Studie rentieren sich Investitionen in internationale Studenten bereits nach wenigen Jahren. Bleiben 40 Prozent eines Jahrgangs nach dem Studium in Deutschland, decken ihre Steuern und Abgaben bereits drei Jahre nach Studienende die hochschulischen Ausbildungskosten.

Bei stabiler Bleibequote bringt jeder Jahrgang internationaler Studenten von Neuem 15,5 Milliarden Euro mehr an Steuern und Abgaben für die öffentlichen Haushalte ein, als der Staat an Ausgaben aufwenden muss. Selbst bei einer Bleibequote von nur 30 Prozent würden die Einnahmen langfristig die Ausgaben um 7,4 Milliarden Euro übersteigen.

Die neue IW-Studie belege die volkswirtschaftliche Bedeutung internationaler Studierender für Deutschland, sagte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee. Studenten und Studentinnen aus dem Ausland seien „in vielfacher Hinsicht ein Gewinn für unser Land, natürlich wissenschaftlich, aber auch wirtschaftlich“. IW-Direktor Michael Hüther verwies darauf, dass internationale Studenten dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und das Wirtschaftswachstum in Deutschland zu unterstützen.

Deutschland als Studienstandort beliebt

Deutschland zählt laut DAAD zu den wichtigsten Zielländern weltweit und ist das beliebteste nicht-englischsprachige Studienland. Nach DAAD-Hochrechnungen gibt es derzeit rund 405.000 internationale Studentinnen und Studenten in Deutschland. Rund 65 Prozent der Studierenden mit Abschlussabsicht planen laut einer aktuellen DAAD-Umfrage, im Land zu bleiben. Derzeit hat Deutschland laut einer OECD-Studie zusammen mit Kanada die höchste Bleibequote internationaler Studenten weltweit: Zehn Jahre nach Studienbeginn sind noch 45 Prozent der Studierenden im Land.

Die IW-Studie betrachtet den Angaben zufolge erstmals den wirtschaftlichen Beitrag internationaler Studenten von Studienbeginn bis zum Renteneintritt. Das Institut empfiehlt vor dem Hintergrund rückläufiger Studienanfängerzahlen in Deutschland, freie Kapazitäten an den Hochschulen gezielt für internationale Studenten zu nutzen. Notwendig seien eine gezielte Gewinnung von Studierenden aus dem Ausland, eine bessere Unterstützung während des Studiums und eine erleichterte Integration in den Arbeitsmarkt.

Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. BundesforschungsministerÖzdemir erklärte dazu: „Internationale Studierende sind ein Gewinn, sowohl für den deutschen Hochschul- und Wissenschaftsstandort als auch für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die öffentlichen Haushalte profitieren durch den Beitrag zu Steuern und Sozialabgaben.“

Ziel müsse es sein, den jungen Leuten - auch über das Studium hinaus - „langfristig eine attraktive Perspektive zu bieten“, betonte Özdemir. Dazu fördere das BMBF unter anderem die Campus-Initiative „Internationale Fachkräfte des DAAD“ bis 2028 mit insgesamt rund 120 Millionen Euro.