Köln, Berlin (epd). Die Kölnerin Nahid Taghavi ist nach Angaben von Amnesty International nach rund vier Jahren aus iranischer Haft entlassen worden und befindet sich wieder in Köln. Wie die Menschenrechtsorganisation am 13. Januar in Berlin mitteilte, ist die deutsch-iranische Frauenrechtlerin am Tag zuvor sicher in Köln gelandet.
Taghavis Tochter Mariam Claren äußerte sich erleichtert. Worte reichten nicht aus, um die Freude über die Freilassung und Rückkehr ihrer Mutter zu beschreiben, sagte Claren laut Mitteilung von Amnesty International. „Gleichzeitig trauern wir um die vier Jahre, die uns geraubt wurden, und den Schrecken, den sie im Evin-Gefängnis erleben musste. “ Viele weitere gewaltlose politische Gefangene befänden sich immer noch in iranischen Gefängnissen, Hunderten drohe die Hinrichtung.
Verhaftung erfolgte im Oktober 2020
Amnesty International forderte die iranische Staatsführung auf, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zu respektieren, willkürliche Verhaftungen und Folter im Land zu beenden sowie die Todesstrafe und Hinrichtungen abzuschaffen. „Hierfür müssen sich auch die Bundesregierung und die Staatengemeinschaft noch stärker einsetzen.“
Taghavi war den Angaben nach im Oktober 2020 bei einem Besuch in Teheran verhaftet und im August 2021 zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach mehr als 1.500 Tagen in willkürlicher Haft sei Taghavi nun freigelassen worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation, die sich seit der Festnahme für die bedingungslose Freilassung und ein Ende der Verfolgung der Kölnerin eingesetzt hatte.
Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, sagte, dass Taghavi allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert worden sei. „Das hätte nie passieren dürfen.“ Taghavis Geschichte stehe exemplarisch „für die vielen lauten und leisen Stimmen, die sich der repressiven Regierung im Iran entgegenstellen“.
Sieben Monate in Isolationshaft
Die Kölnerin Nahid Taghavi sei im Iran wegen angeblicher Beteiligung an einer „illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu der rund zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden, erklärte Amnesty International und kritisierte diese Anklagen als konstruiert. In der Zeit von ihrer Verhaftung bis zur Verurteilung habe Taghavi rund sieben Monate in Isolationshaft verbracht, auf dem Boden schlafen müssen und nur mit Augenbinde für 30 Minuten am Tag an die frische Luft gehen dürfen. Ihr Gesundheitszustand habe sich erheblich verschlechtert. Amnesty verwies auf medizinische Hafturlaube Taghavis in den Jahren 2022 und 2024. Während der beiden medizinischen Hafturlaube im vergangenen Jahr habe sie eine elektronische Fußfessel tragen müssen und sich nicht weiter als 1.000 Meter von ihrer Wohnung entfernen dürfen.