Düsseldorf, Bielefeld (epd). Mit einer bundesweiten Kampagne werben die evangelische und die katholische Kirche vor der Bundestagswahl für Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt in der Gesellschaft. Unter dem Motto „Für alle. Mit Herz und Verstand“ werde die Bevölkerung dazu aufgerufen, durch aktive Teilnahme an den Wahlen die Demokratie zu stärken und extremistischen Positionen entgegenzuwirken, erklärten die rheinische und die westfälische Kirche am 9. Januar, die sich an der Kampagne beteiligen.

Die Diskussionen nach den schrecklichen Anschlägen von Solingen und zuletzt Magdeburg zeigten deutlich, wie wichtig es sei, Hetze und Polarisierung entgegenzutreten und den sozialen Zusammenhalt zu stärken, erklärte der rheinische Präses Thorsten Latzel. Der leitende Geistliche äußerte sich besorgt über eine „massive Gefährdung der Demokratie“ in den USA, in vielen Ländern Europas und auch in Deutschland.

Christliche Werte herausstellen

In einem Brief rief er die Pfarrerschaft, Religionslehrer sowie Presbyterien und Kreissynodalvorstände in den rheinischen Gemeinden dazu auf, „aus unserem christlichen Glauben heraus klar für Werte von Menschlichkeit, Nächstenliebe und gesellschaftlichem Zusammenhalt einzutreten.“

Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, rief dazu auf, sich an der Wahl zu beteiligen: „Wer wählen geht, kann Extremismus und Freiheitsfeinden aktiv eine entschiedene Absage erteilen“. Die evangelische Kirche habe erst nach den Verbrechen des Nationalsozialismus den Wert eines demokratischen Staatswesens erkannt. „Umso entschiedener wollen und werden wir heute für eine Verfassung einstehen, in der Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt Grundlage der Gesellschaft sind“, unterstrich Schlüter, der die westfälische Kirche kommissarisch leitet.

Initiatoren der kirchlichen Kampagne sind die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und die katholische Kirche in Sachsen. Bundesweit beteiligen sich weitere Landeskirchen, Bistümer und kirchliche Verbände, darunter unter anderem die rheinische Kirche und die Evangelische Kirche von Westfalen. Weitere Unterstützer sind die evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Von katholischer Seite unterstützen die Bistümer Osnabrück, Würzburg und Trier die Kampagne. Die vorgezogene Bundestagswahl findet am 23. Februar statt.