Bensheim (epd). Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste hat den autobiografischen Theatermonolog „Pisten“ der französischen Autorin Penda Diouf zum Hörspiel des Jahres 2022 gewählt. Die NDR-Produktion unter der Regie von Christine Nagel wertete die Jury am 18. Januar in Bensheim als herausragende Hörspielfassung. „Pisten“ wurde erstmals am 15. Juni im NDR ausgestrahlt. Die Auszeichnung wird am 3. März beim Deutschlandfunk in Köln verliehen.
Die 1981 in Dijon als Kind afrikanischer Eltern geborene Autorin und Dramaturgin Diouf verwebe in „Pisten“ ihren eigenen Werdegang mit Geschichte und Gegenwart von Kolonialismus und Rassismus, teilte die Jury mit. Im Zentrum des Hörspiels stehe eine Reise Dioufs 2010 nach Namibia. Ausgangspunkt dafür sei eine Lebenskrise der Ich-Erzählerin, ausgelöst durch rassistische und traumatische Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Schlaglichtartig erführen die Zuhörer von den Erlebnissen, etwa von der Ermordung eines Onkels durch Rassisten.
Autobiografischer Theatermonolog
Zugleich erhalte die Reise eine historisch-politische Dimension. So thematisiere das Hörspiel die Spuren der Apartheid in dem von 1915 bis 1990 von Südafrika besetzten Namibia und den Völkermord in dem früheren Deutsch-Südwestafrika an Herero und Nama. „Dieser autobiografische Theatermonolog geht unter die Haut“, befand die Jury.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste setzt für ein Jahr eine Jury ein, die zwölf „Hörspiele des Monats“ aus den Ursendungen von ARD, SRF und ORF bestimmt. Aus diesen wählt sie das „Hörspiel des Jahres“. „Pisten“ wurde im Juni zum Hörspiel des Monats gekürt.
Gastgebender Sender 2022 war Deutschlandfunk Kultur. Die Jury bestand aus dem Komponisten und Performer Neo Hülcker, der Medienwissenschaftlerin und Radiojournalistin Ania Mauruschat sowie dem Theaterwissenschaftler Vito Pinto.