Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, beurteilt die Kreuz-Pflicht in Behörden in Bayern deutlich kritischer als der aktuelle Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. So wie er früher gegen die Verbannung des Kreuzes aus dem öffentlichen Raum gewesen sei, sei er heute dagegen, dass es per staatlicher Verordnung in alle Behörden komme, sagte der Huber am 3. Mai in der "Phoenix Runde".

Deutschland habe eine religiös plurale Gesellschaft. Der Staat könne eine Religion fördern, "aber nicht auf Kosten anderer", sagte der Berliner Altbischof, der von 2003 bis 2009 EKD-Ratsvorsitzender war. Die bayerische Kabinettsentscheidung, nach der von Juni an in den Eingangsbereichen aller Landesbehörden ein Kreuz aufgehängt werden muss, bezeichnete Huber als "ausgrenzend". Genauso müsse dann dafür gesorgt werden, dass Kippa und Kopftuch ihren Platz hätten, sagte Huber.

"Keine westliche Religion"

Der evangelische Theologe kritisierte auch die Deutung des Kreuzes als Symbol der kulturellen Tradition Bayerns oder des Westens. Das Christentum sei keine westliche Religion, es sei nicht im Westen entstanden, argumentierte er: "Jesus hat nicht im Westen gelebt."

Es gebe einen Unterschied zwischen dem Kreuz als Machtzeichen und dem Kreuz als Zeichen der Ohnmacht von Jesus, der an diesem Kreuz gestorben ist, betonte Huber. Christen müssten dafür sorgen, dass diese Bedeutung des Symbols nicht zugedeckt werde. Die Kirche müssten auch Anwälte sein der historischen Erfahrung des Missbrauchs, der mit dem Kreuz betrieben wurde, sagte Huber.

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm hatte im Streit um das Kreuz keine direkte Kritik an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geübt. Er begrüßte grundsätzlich Kreuze im öffentlichen Raum, betonte aber, das Symbol sei durch seine Bedeutung auch Verpflichtung. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, kritisierte Söder und sprach von "Spaltung".