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Arbeit

Niedriglohn-Sektor in Deutschland ungleich verteilt



Die Arbeit im Niedriglohn-Sektor ist in Deutschland ungleich verteilt. Die Spanne liege zwischen einem Beschäftigtenanteil von 10,7 Prozent in Hamburg und 34,1 Prozent in Thüringen, ergibt ein am 11. November veröffentlichter Bericht des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Deutlich unter dem Durchschnitt lagen zudem das Saarland (14,3 Prozent) und Baden-Württemberg (15,4 Prozent). In Nordrhein-Westfalen lag der Anteil der Geringverdiener unter allen Beschäftigten bei 22,8 Prozent und damit einen Prozentpunkt über dem Bundesdurchschnitt von 21,8 Prozent. Die ostdeutschen Bundesländer verzeichneten eine Quote von mehr als 30 Prozent.

Als Niedriglöhne gelten Stundensätze, die geringer als zwei Drittel des mittleren Bruttolohns sind. In Deutschland lag die Schwelle im Jahr 2018 auf Basis des Sozio-oekonomisches Panels (SOEP) bei 11,21 Euro brutto pro Stunde. Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist laut IAQ einer der größten in der EU. Höhere Anteile von Geringverdienern gebe es nur in Lettland, Rumänien, Litauen, Polen und Estland. Der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde in Deutschland sei besonders niedrig.

Qualifizierung verbessern

Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in NRW arbeiteten 2018 in dem Bundesland 1,7 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Auffällig sei, dass vor allem Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund ein höheres Niedriglohnrisiko hätten. Auch Geringqualifizierte seien überdurchschnittlich häufig betroffen. Rund 44 Prozent der Beschäftigten ohne Berufsausbildung arbeiten dem DGB zufolge unter der Niedriglohngrenze. "Das zeigt, wie wichtig eine gute berufliche Qualifizierung ist."

Einen wichtigen Ansatzpunkt für eine Verringerung des Niedriglohnanteils sehen IAQ und DGB in einer Stärkung der Tarifbindung. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende in NRW, Sabine Graf, forderte die Politik zum Handeln auf: "Tarifverträge müssen leichter für allgemeinverbindlich erklärt werden können, damit möglichst viele Menschen tatsächlich von ihrer Arbeit leben können und sie der Niedriglohn nicht direkt ins Jobcenter führt." Zudem müsse bei der Vergabe öffentlicher Aufträge auf eine Tarifbindung der jeweiligen Unternehmen geachtet werden.

Die EU-Kommission strebt an, die Mindestlöhne in der EU bis 2024 auf 60 Prozent des jeweiligen nationalen Medians anzuheben. In Deutschland entspräche dies laut IAQ aktuell etwa zwölf Euro brutto pro Stunde.