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Corona

Experte: Menschen werden Hygieneregeln wieder stärker beachten



Der Sozialpsychologe Rolf van Dick sieht gute Chancen, dass sich die Bevölkerung in Deutschland angesichts der steigenden Covid-19-Infektionszahlen wieder mehr an die notwendigen Verhaltensregeln zum Schutz vor dem Coronavirus hält. "Die große Mehrheit der Menschen, die im Prinzip die Beachtung der Regeln befürwortet, wird sich angesichts zunehmender Fallzahlen und einer steigenden Zahl von Intensivpatienten in den Krankenhäusern wieder vernünftiger verhalten", sagte der Frankfurter Uni-Professor am 19. Oktober dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er macht aber auch einen für Argumente nahezu unerreichbaren Bevölkerungsanteil von zehn bis 25 Prozent aus, "die der festen Meinung sind, Hygieneregeln wie Abstand halten und Hände desinfizieren seien unnütz".

Klare Kriterien für Corona-Politik

Für einen erfolgreichen Kampf gegen die Ausbreitung des Virus seien "einstimmige und konsistente Beschlüsse" der Politik notwendig, betonte van Dick. "Das ist am Mittwoch beim Treffen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht gelungen", kritisierte der Wissenschaftler. Es müssten nicht alle Länder das Gleiche tun, aber notwendig seien klare Kriterien für die Corona-Politik in Deutschland.

Die Appelle der Kanzlerin vom Wochenende, sich vernünftig zu verhalten, seien wichtig, erklärte van Dick. "Sie verdeutlichen den Ernst der Situation, der insbesondere jüngeren Menschen, die selbst keiner Risikogruppe angehören, noch nicht klar genug ist. Die Appelle werden aber ihr Ziel nicht erreichen, wenn ihnen kein einheitliches Handeln der Politikerinnen und Politiker in Bund und Ländern folgt."

Bundesweit einheitliche Sanktionen

Bundesweit einheitlich sollten nach Auffassung des Sozialpsychologen zum Beispiel die Sanktionsmaßnahmen bei Verstößen gegen Corona-Auflagen sein. Van Dick plädierte hier für "eine konsequente Bestrafung mit Bußgeldern" - und zog einen Vergleich: Viele Menschen hätten die Sicherheitsgurte in den Autos erst angelegt, nachdem Verstöße gegen die Gurtpflicht mit schmerzhaften Geldbußen bestraft worden seien.

Der Sozialpsychologe und Vize-Präsident der Frankfurter Goethe-Universität sieht die Gefahr, dass Menschen mit Partys im privaten Bereich "nach 18 Uhr das zunichtemachen, was sie durch vernünftiges Verhalten am Tag erreicht haben". Er hält deshalb den Appell der Bundeskanzlerin, dass Nachbarn aufeinander acht geben sollten, für richtig. "Das muss ja nicht in Denunziantentum enden", sagte van Dick. Vielmehr hätten Nachbarn, Verwandte und Freunde die Möglichkeit, aufeinander einzuwirken und so zum Beispiel die Zahl der Partyteilnehmer auf ein gesundes Maß zu begrenzen.

Markus Jantzer