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Familie

Interview

"Es ist normal, dass man seine Kinder unterschiedlich liebhat"



Marita Strubelt ist seit zehn Jahren Stiefmama, auch wenn sie die Bezeichnung nicht mag. Im Interview mit dem epd spricht die Coachin über ihre Rolle in der Patchworkfamilie und warum sie den Begriff "Bonusmama" lieber mag.

Seit mehr als zehn Jahren ist Marita Strubelt schon Stiefmama - obwohl sie sich selbst nicht so nennen würde. Mittlerweile lebt die 39-Jährige mit ihrem Mann, zwei eigenen und einem Stiefsohn in einer Patchworkfamilie in Frankfurt, betreibt einen Blog und bietet Coachings für Frauen an, die in der gleichen Situation sind wie sie. Wichtig ist für sie: "Mein Bonuskind hat eine Mama und die bleibt auch seine Mama. Ich bin kein Ersatz, sondern ein Zusatz." Die Fragen stellte Jana-Sophie Brüntjen.

epd sozial: Frau Strubelt, wie stehen Sie zu dem Begriff "Stiefmutter"?

Marita Strubelt: Ich mag das Wort nicht. Klar muss man sich mit ihm auseinandersetzen, wenn man eine Patchworkfamilie aufbaut, weil sich offiziell kein anderer Begriff durchgesetzt hat. Aber ich finde den Begriff der Bonusmama viel schöner. Auch "Bonuskind" finde ich viel passender, das empfinde ich tatsächlich genauso. Im öffentlichen Raum, zum Beispiel in der Schule, sage ich allerdings schon: Ich bin die Stiefmutter. Das wird einfach besser verstanden. Mein Selbstverständnis ist das aber nicht.

epd: Wie sehen Sie denn die Rolle einer Stief- oder Bonusmutter?

Strubelt: Für mich war immer klar: Mein Bonuskind hat eine Mama und die bleibt auch seine Mama. Ich bin kein Ersatz, sondern ein Zusatz. Wir drei Eltern verstehen uns zum Glück so gut, dass wir zu den wichtigen Anlässen zu dritt auftauchen. Es gibt aber auch Angelegenheiten, die ich nur den Eltern überlasse, da habe ich nichts zu sagen. Außerdem sollte nicht der Anspruch da sein, das Kind lieben zu müssen wie sein eigenes, besonders wenn man noch gar keine Kinder hat und nicht weiß, wie das gehen soll. Ich habe meinen leiblichen Kindern andere Gefühle als ihm gegenüber. Und ich finde, das ist auch okay. Das Gleiche gilt übrigens für meine eigenen Kinder: Es ist normal, dass man Kinder unterschiedlich liebhat, jedes auf seine Art.

epd: Wie gehen Sie in der Familie mit Konflikten um?

Strubelt: Ich finde es nicht gut, wenn man meint, aufgrund von Rollen oder Positionen anderen etwas sagen zu können. Das gilt auch für die Erziehung. Wir versuchen immer, zusammen eine Lösung finden. Ich sage, was ich für ein gutes Zusammenleben brauche und frage meinen Bonussohn, was er braucht. Wir machen Patchwork auf Augenhöhe. Insofern kam es nie zu dem Punkt, an dem er gesagt hat: "Du bist nicht meine Mama, du hast mir gar nichts zu sagen."



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