sozial-Branche

Hamburg

Diakonie kritisiert Prostituiertenschutzgesetz



Zwei Jahre nach der bundesweiten Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes am 1. Juli übt die Diakonie Hamburg deutliche Kritik an dem Reformprogramm. Sie begrüßte den "Grundgedanken, die Prostitution zu legalisieren, die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern sowie den Schutz vor Zwang und Menschenhandel zu stärken". Jedoch löse das Gesetz diese Ziele nur zum Teil ein und geht an der Lebensrealität vieler Betroffener vorbei, heißt es in einer Mitteilung vom 26. Juni.

Positiv hervorzuheben sei beispielsweise die Durchsetzung der Kondompflicht und weitere Auflagen für Betreiber von Bordellen. Jedoch zeigten die Erfahrungen der Fachberatungsstelle Prostitution der Diakonie, dass viele Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sich nicht anmelden, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllen. Manche haben keinen geregelten Aufenthalt, andere sind schlicht mit dem bürokratischen Verfahren überfordert oder haben Angst, sich zu outen.

Die Diakonie Hamburg fordert daher die Rücknahme der Anmelde- und Ausweispflicht, die darüber hinaus eine Diskriminierung der Betroffenen darstellt. Stattdessen sollte das leicht zugängliche, unabhängige und freiwillige Beratungs- und Hilfsangebot ausgebaut werden.

Dirk Ahrens, Landespastor und Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hamburg: "Es muss alles vermieden werden, was Menschen in der Prostitution stärker in die Illegalität oder an den Rand der Gesellschaft drängt." Julia Buntenbach-Henke, Einrichtungsleitung Fachberatungsstelle Prostitution, sagte: "Viele unserer Klientinnen melden sich nicht an, weil sie Angst haben erkannt zu werden oder weil sie das bürokratische Verfahren nicht verstehen."