sozial-Politik

Medizin

Studie: Auch frischgebackene Väter können depressiv werden



Nach der Geburt eines Kindes können einer Studie zufolge auch Väter eine Depression entwickeln. Bekannt sei bisher, dass ein bedeutender Anteil von Müttern eine "Wochenbettdepression" habe, sagte die stellvertretende Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main, Sarah Kittel-Schneider, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine im Juli 2017 gestartete Studie habe ergeben, dass dies auch auf einen Teil der Väter zutreffe.

Bisher sind nach den Worten von Kittel-Schneider dazu die Interviews von 66 Paaren ausgewertet worden. Demnach hatten von den Vätern während der Schwangerschaft fünf Prozent leichte Depressionen, drei Monate nach der Geburt zehn Prozent und sechs Monate später knapp 14 Prozent. Mittelschwere bis schwere Depressionen hätten während der Schwangerschaft drei Prozent der Väter gezeigt und drei Monate nach der Geburt vier Prozent, sechs Monate nach der Geburt keiner mehr. Die "Väterdepression" äußere sich in schlechter Stimmung, Nervosität, Gereiztheit, Angespanntheit und in Schlafstörungen.

Bei den Müttern kämen die leichten Depressionen in zeitlicher Nähe zur Geburt wesentlich häufiger vor, sechs Monate danach seien sie gleich hoch wie bei den Vätern, erläuterte die Medizinerin. Die mittelschweren bis schweren Depressionen hingegen kämen zunächst seltener vor als bei Vätern.

In Zahlen zeigten von den Müttern während der Schwangerschaft 22 Prozent leichte Depressionen, drei Monate nach der Geburt 30 Prozent und sechs Monate danach 14 Prozent. Mittelschwere bis schwere Depressionen zeigten während der Schwangerschaft 1,5 Prozent der Mütter, drei Monate nach der Geburt zwei Prozent und sechs Monate danach knapp vier Prozent.

Ursachen noch meist unerforscht

Zu den Ursachen der Väterdepression ist nach den Worten von Kittel-Schneider bisher bekannt, dass Männer gefährdet sind, die bereits vor der Schwangerschaft ihrer Partnerin Depressionen gehabt haben. Andere Studien legten nahe, dass auch ein niederer sozialer Status und Arbeitslosigkeit eine Rolle spielten, was in der Frankfurter Studie aufgrund fehlender Probanden nicht habe untersucht werden können. Im Lauf der bis Juni 2020 dauernden Studie werde weiter untersucht, ob Paarkonflikte und die Beziehung des Vaters zum Baby eine Rolle für eine Depression spielten.

Die leichten Depressionen im Zusammenhang mit einer Geburt gingen von alleine wieder weg, erklärte die Medizinerin. Die mittelschweren und schweren Depressionen sollten mittels einer Verhaltenstherapie oder mit Medikamenten behandelt werden. Für Männer liege allerdings die Hemmschwelle höher, psychiatrische Beratung und Hilfe anzunehmen.

Die Problematik betreffe nicht allein die Elternteile: Eine im März veröffentlichte englische Studie unter 18-Jährigen deute darauf hin, dass diese ein höheres Risiko hinsichtlich einer depressiven Erkrankung hätten, wenn ein Elternteil zur Zeit ihrer Geburt davon betroffen war.

Jens Bayer-Gimm