

Dortmund (epd). Auch nach dem Beschluss des Bundestages am 14. Februar, die Strukturen zur Organentnahme in den Krankenhäusern zu verbessern, forderte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, weitere Schritte des Gesetgebers. "Die Politik bleibt in der Verantwortung", sagte er im Interview. Mit Brysch sprach Dirk Baas.
epd sozial: Die Organspendezahlen weisen erstmals seit Jahren wieder merklich noch oben. Haben Sie dafür ein Erklärung?
Eugen Brysch: Der Anstieg bei den Organspendezahlen ist ein kleiner Lichtblick. Doch das ist kein Erfolg der teuren Werbekampagnen der letzten Jahre. Vielmehr ist die Organisation in den 1.250 Krankenhäusern mit Intensivstation besser geworden.
epd: Also ist das nicht der Beginn einer Trendwende, die den Druck des Handelns von der Politik nimmt?
Brysch: Es ist viel zu früh, bereits von einer Trendwende zu sprechen. Vielmehr gilt es, die Abläufe in den Transplantationszentren weiterzuentwickeln. Dazu dient die Gesetzesänderung. Das ist ein Anfang, doch die Strukturverbesserungen müssen weitergehen. Die Politik bleibt in der Verantwortung.
epd: Das Land und auch die Politik ist gespalten, ob die Einführung der Widerspruchslösung in Transplantationsrecht zur mehr Spendern führen würde. Wie bewerten Sie diese Pläne?
Brysch: Die Widerspruchsregelung ist der falsche Weg. Denn mit Zwang lässt sich kein Vertrauen gewinnen. Das kann schnell nach hinten losgehen. Denn das Recht auf Selbstbestimmung ist in unserer Verfassung eines der höchsten Güter. Schweigen heißt nicht Zustimmung. Jede Spende ist eine freiwillige und bewusste Entscheidung. Es ist ethisch besonders wertvoll, einem anderen Menschen sein Organ zu schenken. Doch dieses Geschenk ist nicht mit der Brechstange zu erzwingen. Genauso gut kann es auch ethische oder persönliche Gründe geben, sich gegen die Organspende zu entscheiden.