Ausgabe 32/2017 - 11.08.2017
Berlin (epd). Mit einer Praxishilfe wenden sich der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und das Bundesfamilienministerium an Unternehmen, um das Potenzial neu zugewanderter Frauen und Mütter für den Arbeitsmarkt zu erschließen. "Der Großteil der geflüchteten Mütter will hier Geld verdienen und ist hoch motiviert. Die Hälfte hat bereits in der Heimat gearbeitet", sagte Bundesfamilienministerin Katarina Barley am 7. August in Berlin. Mit einer Erwerbsperspektive integriere man nicht nur die geflüchtete Frauen, sondern mit ihnen die ganze Familie. Denn Mütter seien Vorbilder für ihre Kinder.
500.000 Mädchen und Frauen haben zwischen 2012 und 2016 in Deutschland Schutz gesucht. Drei Viertel der Frauen haben Kinder. Über die Hälfte aller geflüchteten Frauen stehen jetzt oder zukünftig dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zur Verfügung. "Für viele Frauen ergibt sich nach ihren eigenen Angaben erst in Deutschland eine wirkliche, realistische Perspektive auf eine eigene Berufstätigkeit", heißt es in der IAB-BAMF-SOEP-Befragung Geflüchteter.
Bevor sie diese Chance nutzen könnten, brächten die ersten Schritte in den Beruf auch lebensnahe Herausforderungen mit sich, hieß es. Denn viele Frauen sehen sich alleine für die Kinderbetreuung verantwortlich. Da rund zwei Drittel der geflüchteten Frauen noch keine berufliche Ausbildung hat, fehlt es zudem an Qualifikation.
"Der Wunsch zu arbeiten ist unter den geflüchteten Frauen hoch. Passende Unterstützungsangebote sind daher wichtig. Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Dazu sei der parallele Ausbau der Betreuungsinfrastruktur eine wichtige Voraussetzung. Daneben ist nach seinen Worten eine ausreichende Flexibilität für die Unternehmen bei der Gestaltung von Vereinbarkeitsmodellen sehr wichtig. Und: "Um die Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen zu steigern, müssen wir sie gleichzeitig beim Sprach- und Qualifikationserwerb unterstützen."
Die Praxishilfe von DIHK und Bundesfamilienministerium zeigt den Angaben nach mit Hinweisen auf Förderung, gute Beispiele und Unterstützungsangebote auf, welche Brücken in Ausbildung und Beruf führen. So unterstützt das ESF-Programm "Stark im Beruf" des Bundesfamilienministeriums an 80 Standorten bundesweit den beruflichen Einstieg von Müttern mit Migrationshintergrund, darunter auch geflüchtete Mütter.