Ausgabe 46/2016 - 18.11.2016
Bremen (epd). Mit dem Ausbau der Flüchtlingshilfe hat sich nach Einschätzung des scheidenden Bremer Diakoniemanagers Pastor Uwe Mletzko (50) auch die Kooperation zwischen Wohlfahrt und senatorischen Behörden in der Hansestadt verbessert. "Das war ein Kraftakt, das hat den Zusammenhalt gestärkt und uns zusammengeschweißt", sagte der langjährige Vorstandssprecher des Vereins für Innere Mission dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir haben die Probleme nicht gewälzt, sondern miteinander gelöst."
Mletzko ist am 15. November nach knapp neun Jahren in Bremen als Vorstandssprecher verabschiedet worden und nahm einen Tag später seine Arbeit in Niedersachsens größtem Diakonie-Unternehmen "Diakovere" in Hannover. Dort wird er neuer theologischer Geschäftsführer einer diakonischen Großeinrichtung mit 4.600 Beschäftigten. Unter dem Dach von Diakovere gibt es Krankenhäuser sowie Bildungs-, Alten-, Behinderten- und Jugendhilfeangebote. Mletzko bleibt Vorsitzender des Bundesverbandes der evangelischen Behindertenhilfe.
"Diakovere" war über Jahre defizitär, verbuchte 2015 aber wieder einen Gewinn. Auch der Bremer Verein für Innere Mission mit heute mehr als 700 Beschäftigten war lange im Minus. "Seit 2012 schreiben wir wieder schwarze Zahlen", bilanzierte Mletzko. Das sei mit einem innovativen Ausbau der Arbeit und mit einem Lohnverzicht der Beschäftigten von sechs Prozent erreicht worden, der noch bis März 2018 gelte, sagte Mletzko. "Besonders die Refinanzierung der Arbeit in der Altenhilfe ist nicht auskömmlich", kritisierte der leitende evangelische Theologe.
Zwar habe sich die Situation durch das Pflegestärkungsgesetz verbessert. Aber letztlich müssten auch die Krankenkassen und jeder Einzelne mehr zahlen. "Wir sind bereit, 60 Euro Stundenlohn für die Monteursstunde zu zahlen, wenn die Waschmaschine kaputt ist - aber keine 60 Euro für eine Stunde in der Altenpflege. Da brauchen wir eine andere Denke." So sei es wichtig, dass die Kassen die anfallenden Kosten bei tariforientierten Löhnen refinanzierten: "Nachgewiesene Leistungen sollten bezahlt werden."
Kritisch sieht Mletzko, dass Sozialausgaben vielerorts als Belastung angesehen werden. Aber: "Das Geld, das in eine gute Sozialpolitik gesteckt wird, sorgt dafür, dass der soziale Kitt in der Gesellschaft hält."
Neben der Flüchtlingshilfe und der Übernahme der Trägerschaft eines ökumenischen Studentenwohnheims hat die Innere Mission trotz finanzieller Probleme vor allem ihr Engagement in der Hospizarbeit ausgebaut. Auch die Freiwilligenarbeit wurde erheblich erweitet. Mit der "mission:menschlich" entstand in Mletzkos Dienstzeit überdies eine Stiftung, die Projekte in sozialen Brennpunkten unterstützt. Wer ihm in Bremen als Vorstandssprecher folgt, steht noch nicht fest.