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Bremer Obdachlose fühlen sich ausgesperrt




Die Bremer Domgemeinde hat ihre Arkaden abgeriegelt.
epd-bild / Dieter Sell

Obdachlose in der Bremer Innenstadt fühlen sich von der evangelischen Kirche ausgesperrt, weil die Domgemeinde den Eingangsbereich ihres zentral gelegenen Kapitelhauses mit einem Gitter abgeriegelt hat. Dort hatten in der Vergangenheit öfters Wohnungslose besonders in der Nacht Schutz vor Regen und Wind gesucht. "Das war für die Leute ein wichtiger Stammplatz", sagte der kirchliche Streetworker Harald Schröder am 3. Juni dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von der Domgemeinde hieß es dazu, das Gitter sei nicht errichtet worden, um Obdachlose zu vertreiben.

Die Absperrung an der Domsheide hat dem Vernehmen nach rund 30.000 Euro gekostet und wurde an einer Stelle errichtet, an der kürzlich eine obdachlose Frau gestorben ist. "Wir mussten da etwas für den Gebäudeschutz tun", sagte der ehrenamtliche Dombauherr Hermann Eibach dem epd. Der Eingangsbereich zum Kapitelhaus und einem damit zusammenhängenden Tagungszentrum der Bremischen Evangelischen Kirche sei wiederholt mit Fäkalien und Urin verschmutzt worden. Dort sei außerdem Feuer gemacht worden. "Wir wussten nicht, woher das kam. Aber das sah zunehmend verwahrlost aus."

"Das ist ganz klar gegen uns gerichtet", kritisierte der obdachlose Harald Barzen im Gespräch mit dem epd das Gitter. Streetworker Schröder sagte, er hätte in dem Konflikt gerne vermittelt, sei aber "in keiner Weise" beteiligt worden. Schröder betonte, die Obdachlosen säßen nicht zum Spaß auf der Domsheide und in den Straßen der Innenstadt. "In Bremen herrscht eine eklatante Wohnungsnot, besonders, wenn es um bezahlbaren Wohnraum geht."

Erst vor ein paar Wochen hatte die Domgemeinde seine größte Glocke für die obdachlose Petra Adler geläutet, die unter den Domarkaden gestorben war. An der Trauerfeier hatte sich Domprediger Christian Gotzen beteiligt, der bei dieser Gelegenheit sagte, die Domsheide sei ein Platz, der für viele Wohnungslose wichtig sei.


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