Der Weltkirchenrat hat mit einem Gottesdienst seine Gründung vor 70 Jahren gefeiert. In der Kathedrale von Genf betonten der ökumenische Patriarch Bartholomäus und andere Vertreter des 348 Kirchen umfassenden globalen Verbandes am 17. Juni die Einheit der Christen.

Der Ökumenische Rat der Kirchen, der genau am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet wurde, steht auch für die Vielfalt der christlichen Konfessionen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warb am Wochenende für Karlsruhe als Ort der nächsten Vollversammlung des ÖRK. Er würdigte vor dem ÖRK-Zentralausschuss Karlsruhe als Stadt mit starker Tradition religiöser Toleranz und internationaler Ausrichtung.

Entscheidung soll am 20. Juni fallen

Neben Karlsruhe kandidiert nur Kapstadt in Südafrika als Austragungsort für das globale ökumenische Treffen mit Tausenden Teilnehmern im Jahr 2021. Der Zentralausschuss des Weltkirchenrates entscheidet sich voraussichtlich am 20. Juni zwischen den beiden Bewerbern.

Karlsruhe wäre die erste deutsche Stadt, die eine ÖRK-Vollversammlung ausrichtet. In Europa tagte die Vollversammlung letztmals 1968 im schwedischen Uppsala. Bedford-Strohm wies auf die "Atmosphäre religiösen Friedens" in Karlsruhe hin. Als "Residenz des Rechts" sei Karlsruhe bestens geeignet, sich mit den Themen Gerechtigkeit, verlässliche Rechtsinstitutionen, Menschenrechte und Religionsfreiheit zu beschäftigen. Diese hätten eine zunehmende Bedeutung in der ganzen Welt bekommen und seien zentral auch für die Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Bedford-Strohm hob zugleich die Lage Karlsruhes an der Grenze zu Frankreich hervor. Dieser Umstand sei mehr als nur Geografie. Vielmehr blicke man heute voller Dankbarkeit auf eine lange Geschichte der Versöhnung zwischen Deutschland, Frankreich und anderen Ländern Europas zurück.

Eine Vollversammlung des Weltkirchenrates könne in Karlsruhe europäische und globale Perspektiven verbinden, betonte Bedford-Strohm. Zugleich äußerte der Ratsvorsitzende die Hoffnung, dass die europäischen Kirchen von den Gästen aus der ganzen Welt geistliche Inspiration, Ermutigung und Glaubensfreude empfangen würden.

Der Weltkirchenrat repräsentiert heute 550 Millionen Christen aus protestantischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen. Die Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des Rates und stellt die Weichen für die Arbeit.

Sie findet etwa alle acht Jahre statt. 2013 wurde die Vollversammlung im südkoreanischen Busan ausgetragen, davor tagte das Gremium 2006 in Porto Alegre, Brasilien. Aus mehreren Bewerbungen hatte der Rat der EKD Karlsruhe als deutschen Kandidaten ausgewählt.