Deutschtürken haben bei der Bundestagswahl einer Studie zufolge tendenziell linker und Russlanddeutsche tendenziell rechter gewählt als der Durchschnitt. Wie eine am 5. März veröffentlichte Studie der Universitäten Duisburg-Essen und Köln ergab, lag zudem die Wahlbeteiligung bei den beiden Migrantengruppen deutlich unter der allgemeinen Wahlbeteiligung: Während diese 76,2 Prozent betrug, gaben laut Studie nur 64 Prozent der Deutschtürken und 58 Prozent der Russlanddeutschen ihre Stimme ab.

Politikwissenschaftler der beiden Hochschulen haben nach eigenen Angaben erstmals auf Basis von Daten aus der Bundestagswahl 2017 knapp 500 Deutsche zu ihrem Wahlverhalten befragt, die selbst oder deren Eltern aus der Türkei oder Nachfolgestaaten der Sowjetunion eingewandert sind. Demnach wählten 35 Prozent der Deutschtürken die SPD und 16 Prozent die Linkspartei. Unter den Deutschen mit Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion entschieden sich der Studie zufolge 27 Prozent für CDU oder CSU, 21 Prozent für die Linkspartei und 15 Prozent für die AfD.

AfD und Russlanddeutsche

"In der Tat punktete die AfD bei den Russlanddeutschen stärker als bei den Wählern ohne Migrationshintergrund", sagte der Duisburger Politikwissenschaftler Achim Goerres. Im Bevölkerungsdurchschnitt war die AfD bei der Bundestagswahl auf 12,6 Prozent gekommen. Doch bei den Russlanddeutschen sei die Partei als dritte Kraft hinter der Union und den Linken weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die medial geschürt worden seien, betonte Goerres.

Von den türkeistämmigen Deutschen wählten der Studie zufolge zwölf Prozent die Partei "Allianz Deutscher Demokraten", die der AKP des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nahesteht und nur in NRW antrat. Auf einer Skala von -5 bis +5 bewerteten die befragten Deutschtürken Erdogan im Schnitt mit -2,5. Etwa 66 Prozent sprachen sich gegen eine EU-Mitgliedschaft der Türkei aus.

"Klar gegen Erdogan"

"Die Deutschen türkischer Abstammung sind klar gegen Erdogan", fasste Goerres die Ergebnisse zusammen. "Wenn sie überhaupt am türkischen Referendum teilgenommen haben, stimmten sie deutlich dagegen." Laut der Umfrage hätten nur 21 Prozent der Türken mit doppelter Staatsbürgerschaft bei dem Referendum im April 2017 für die Reform gestimmt, die die Befugnisse von Präsident Erdogan ausweitete, hieß es. An dem Referendum im April 2017 hatte knapp die Hälfte der in Deutschland lebenden wahlberechtigten Türken mit ausschließlich türkischer oder doppelter Staatsbürgerschaft teilgenommen. Mehr als 60 Prozent von ihnen stimmten für die Verfassungsänderung.