Frankfurt a.M. (epd). Die Notfallseelsorge ist Teil der sogenannten Psychosozialen Notfallversorgung. Neben der kirchlichen Notfallseelsorge gibt es auch Angebote von Vereinen und Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und dem Arbeiter-Samariter-Bund, die „Kriseninterventionsteams“ genannt werden. Bei der Psychosozialen Notfallversorgung unterscheidet man zwischen Angeboten für Betroffene und für belastete Einsatzkräfte.
Sowohl die Kirchen als auch säkulare Organisationen haben hauptamtliche Kräfte für die Psychosoziale Notfallversorgung, bauen aber überwiegend auf Ehrenamtliche. Im internationalen Vergleich hat dieses deutsche System Vorteile, aber auch gravierende Nachteile. Andere Länder, etwa Japan oder Australien, setzen bei Katastrophenlagen auf „mental health disaster nurses“, Pflegekräfte mit einer psychologischen oder psychiatrischen Zusatzausbildung. Sie arbeiten meist auf einem einheitlichen Standard, während bei Ehrenamtlichen die fachliche Qualität schwanken kann.
Die Forschung bewertet professionelle Kräfte bei großen Schadensereignissen als vielseitiger als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. „Disaster nurses“ unterstützen nicht nur auf der psychosozialen Ebene, sondern leisten oder koordinieren auch pflegerische Maßnahmen, lösen organisatorische Probleme und haben das klinische Bild von Patienten im Blick. Letzteres ist besonders wichtig, da manche Verletzungssymptome sich erst im Laufe der Zeit herausbilden können, etwa bei einem Schädel-Hirn-Trauma. „Disaster nurses“ können solche sich entwickelnden Symptome erkennen, Ehrenamtliche in der Regel nicht.
Die Stärken des deutschen, auf Ehrenamt aufbauenden Systems liegen hingegen im Einsatzalltag, etwa bei der Überbringung von Todesnachrichten oder bei der Betreuung von Angehörigen nach plötzlichen Todesfällen. Dadurch, dass solche Fälle häufiger vorkommen als große Schadenslagen, sind die Ehrenamtlichen in der täglichen Einsatzpraxis gut trainiert.
Bei der psychosozialen Unterstützung von Einsatzkräften ist von Vorteil, dass die Ehrenamtlichen die betroffenen Einsatzkräfte oft schon kennen und so leichter einen Zugang zu ihnen finden können.