Wuppertal (epd). Die Suchthilfe-Organisation „Blaues Kreuz“ bleibt angesichts des neuen Cannabis-Gesetzes skeptisch und erwartet keine positiven Effekte auf die Bekämpfung des Schwarzmarktes. Vielmehr werde der Cannabis-Konsum in Deutschland steigen und der Gesundheitsschutz abnehmen, erklärte das „Blaue Kreuz“ am 4. März in Wuppertal. Das Gesetz wurde im Februar im Bundestag verabschiedet.
Als Ziele des Gesetzes seien zwar auch abnehmende Kriminalität, Entstigmatisierung von Konsumenten und eine Entlastung der Polizei formuliert worden, erklärte das „Blaue Kreuz“. Doch werde der Schwarzmarkt auf diese Weise nicht zurückgedrängt. Dies sei auch anderen Staaten, die Cannabis legalisiert haben, nicht gelungen, unterstrich die Organisation. Vielmehr bleibe der bisherige illegale Markt bestehen, hinzu kämen der legale Markt in Form der Cannabisclubs und der nicht zu kontrollierende „Graumarkt“.
Diese Märkte befeuerten einen Wettbewerb mit fallenden Preisen und einem wachsenden Kampf um Konsumenten. Cannabis aus legalem Anbau werde mit giftigen Beimengungen auf dem Schwarzmarkt zu attraktiveren Preisen verkauft, erläuterte das „Blaue Kreuz“. Deutschland werde zur Drehscheibe des illegalen europäischen Cannabishandels. „Der europäische Binnenmarkt macht's möglich.“
Der legale Cannabismarkt werde rasch kommerzialisiert werden, erwartet die Suchthilfe-Organisation. Neue Produkte dürften neue Konsumentengruppen ansprechen, etwa THC-haltige Bonbons und Süßigkeiten. Mehrere große US-amerikanische und kanadische Unternehmen seien bereits auf den aufstrebenden europäischen Cannabismärkten aktiv.
Auch wird aus Sicht des „Blauen Kreuzes“ mit der neuen Gesetzgebung der Jugendschutz nicht eingehalten. Die 25 Gramm Cannabis pro Tag, die Erwachsene ab 21 Jahren höchstens zum Eigenkonsum erhalten dürfen, werden nicht kontrolliert werden können.
Die seit Langem geforderte bessere finanzielle Ausstattung der Suchtberatungsstellen sei bisher nicht erfolgt. Sie kämpften um ihr finanzielles Überleben. Cannabiskonsumenten zu entkriminalisieren, sei grundsätzlich richtig. Doch Betroffene benötigten sozialpädagogische und -therapeutische Begleitung.