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Umfrage: Erwerbstätige setzen auf gesetzliche Rentenversicherung




Rentnerpaar am Gardasee
epd-bild/Jens Schulze
Eine verlässliche, höhere und armutsfeste Rente: Das ist einer Studie zufolge der Wunsch der meisten Beschäftigten in Deutschland. Die öffentliche Vorsorge sollte gestärkt werden, etwa durch eine Rentenversicherung für alle Erwerbstätige.

Berlin (epd). Die Erwerbstätigen in Deutschland sehen mehrheitlich in der gesetzlichen Rentenversicherung die wichtigste Säule der Alterssicherung. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter Beschäftigten, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Arbeitnehmerkammer Bremen und die Arbeitskammer des Saarlandes am 17. Februar in Berlin vorstellten. Die Mehrzahl wünschte sich dabei eine verlässliche Rente, die höher als bisher ausfällt und den Lebensstandard im Alter sichert.

„Märchen vom Generationenkonflikt“

Das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public befragte den Angaben zufolge für die Auftraggeber im Januar 3.085 Personen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren. „83 Prozent bewerteten das Rentenniveau - also das Verhältnis der Renten zu den Löhnen - für zu gering und fordern höhere Renten, auch die Jüngeren“, sagte DGB-Bundesvorständin Anja Piel. Deshalb sei der Arbeitsauftrag an die Bundesregierung in der bevorstehenden Rentenreform glasklar: „Das Rentenniveau muss dauerhaft stabilisiert und im weiteren Schritt auch wieder angehoben werden. Entgegen allen Unkenrufen sehen das auch die Jüngeren so. Sie lassen sich nicht mit dem Märchen vom Generationenkonflikt hinter die Fichte führen.“

Mit 96 Prozent finde es eine überwältigende Mehrheit wichtig bis äußerst wichtig, dass der Lebensstandard gesichert werde. 99 Prozent wollten, dass die Rente Armut vermeidet. Grundlage dafür seien gute, tarifliche Löhne und eine hohe Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter. „Wer das Problem niedriger Löhne nicht angeht und Arbeitgeber nicht an der Flucht aus Tarifverträgen hindert, gefährdet die Sicherheit für viele im Alter“, sagte Piel.

Peer Rosenthal, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer in Bremen, ergänzte, 70 Prozent der Befragten wollten, dass die Altersvorsorge auch zukünftig vor allem öffentlich erfolge - „also etwa über die gesetzliche Rentenversicherung“. „Die gesetzliche Rente gilt generationenübergreifend als Projekt mit hoher Akzeptanz“, betonte Rosenthal. Die Politik müsse sich deshalb auf diese Säule konzentrieren und nicht auf die private oder betriebliche Vorsorge. Mit Blick auf die von der FDP in die Diskussion gebrachte Aktienrente forderte er, Negativschwankungen müssten mit Steuern ausgeglichen werden.

Gegen höheres Renteneintrittsalter

DGB-Vorständin Piel unterstützte das: Zwischen den Beiträgen und einem kapitalgedeckten Finanzstrang müsse es eine „Brandmauer“ geben, sagte sie: „Verluste dürfen sich nicht bei den Rentenempfängern abbilden.“

Um das gesetzliche Rentensystem zu stabilisieren und für höhere Renten zu sorgen, würde ein Großteil der Bevölkerung gegebenenfalls lieber höhere Rentenbeiträge zahlen, als noch später in Rente zu gehen, lautet eine weitere Erkenntnis der Befragung. Demnach lehnen 81 Prozent der Befragten eine nochmalige Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auch dann ab, wenn die Lebenserwartung weiter steigen sollte.

Ein weiteres Kernergebnis der Umfrage: 81 Prozent der Erwerbstätigen und auch 81 Prozent der Selbstständigen wünschen sich eine allgemeine Rentenversicherung für Erwerbstätige, die auch Selbstständige und Beamte umfasst. Jeder fünfte Selbstständige betreibe aktuell keine Vorsorge, sagte dazu der Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, Thomas Otto: „Das in der Öffentlichkeit teilweise gezeichnete Bild von den starken, unabhängigen Selbstständigen gibt es also so nicht. Eine Vorsorgepflicht ist deshalb unumgänglich.“

Dieter Sell