Berlin (epd). Die Krankenhäuser können einer Umfrage zufolge die Versorgung der medizinischen Notfälle nicht kostendeckend betreiben. Sämtliche Notaufnahmen in Deutschland werden defizitär betrieben, kein Krankenhaus erreicht mit seiner Notfallversorgung auch nur ein ausgeglichenes Ergebnis, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 20. Januar in Berlin mitteilte. Sie hatte nach eigenen Angaben im Januar eine Blitzumfrage unter mehr als 100 Allgemeinkrankenhäusern in Auftrag gegeben.
Demnach mussten im vergangenen Jahr 77 Prozent der Krankenhäuser wegen Personalmangel ihre Notfallambulanzen mindestens einmal komplett abmelden. „Es besteht großer Handlungsbedarf“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß.
Laut Umfrage sind die Notaufnahmen für die Menschen in Deutschland der erste Anlaufpunkt, wenn es um Hilfe im Notfall oder um medizinische Hilfe außerhalb der Sprechzeiten der Arztpraxen geht. Der größte Teil der Patientinnen und Patienten erreiche sie fußläufig oder mit dem Auto, die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigungen 116 117 spiele praktisch keine Rolle.
Drei Viertel der Krankenhäuser gaben an, mit den Kassenärztlichen Vereinigungen nur mittelmäßig oder schlecht zusammenzuarbeiten. „Die Notaufnahmen sind vielerorts zum Ersatz der wegbrechenden Versorgung im niedergelassenen Bereich geworden“, klagte Gaß. Es gelinge den niedergelassenen Ärzten nicht, ihre Pflicht zur ambulanten Notfallversorgung umfassend zu erfüllen. Die DKG schlägt deshalb integrierte Notfallzentren in den Kliniken vor, in denen Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte gemeinsam die Notfallversorgung übernehmen.
Grundlage der Blitzumfrage ist die Befragung von 112 Allgemeinkrankenhäusern mit jeweils mindestens 100 Betten. Die Umfrage fand im Januar statt.
Der Deutsche Hausärzteverband reagierte getroffen: „Mit dem Finger auf die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu zeigen, ist vollkommen fehl am Platz.“ Richtig sei aber, dass eine bessere Koordination der Patientinnen und Patienten die Notaufnahmen in den Krankenhäusern entlasten und medizinisch nicht notwendige Krankenhauseinweisungen verhindern könnte. „Diese Koordination kann nur durch die Hausarztpraxis erfolgen“, erklärte der Verband am 20. Januar in Berlin.