Berlin (epd). Seit dem Hochwasser, bei dem im Juli vergangenen Jahres mehr als 180 Menschen starben, hat das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ nach eigenen Angaben 35 Millionen Euro an Soforthilfen überwiesen. Nach der Nothilfe für Betroffene und der Bereitstellung temporärer Unterkünfte stehe mit dem Wiederaufbau noch ein „Marathon“ bevor, sagte die Vorstandsvorsitzende des Bündnisses, Edith Wallmeier, am 22. Juni in Berlin. Bislang hätten die von den Mitgliedsorganisationen gezahlten Einzelfallhilfen 10.000 Menschen erreicht.
Weiterhin nötig sei die psychosoziale Betreuung Betroffener und die Unterstützung bei der Beantragung staatlicher Mittel für den Wiederaufbau. Diese könnten ausschließlich online gestellt werden, sagte der Koordinator für humanitäre Hilfe bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Felix Neuhaus. Ältere Menschen und solche aus migrantischen Milieus hätten teilweise keinen Zugang zum Internet.
Vor dem Jahrestag des Hochwassers rief das Bündnis dazu auf, die Bevölkerung künftig besser auf Katastrophen vorzubereiten. „Wir müssen uns verdeutlichen, dass der Klimawandel nicht vor Deutschland Halt gemacht hat, es wird ein nächstes Mal geben“, warnte die geschäftsführende Vorständin des Bündnisses, Manuela Roßbach.
Die Bevölkerung müsse sensibilisiert werden und Kenntnis über das nötige Verhalten in Katastrophenfällen erhalten, fügte Wallmeier hinzu. Bei der Vorstellung einer Bilanz der bisherigen Hilfen für Betroffene des Hochwassers mahnte sie: „Jeder sollte wissen: Wie packe ich einen Notfall-Rucksack? Wie verhalte ich mich bei Starkregen? Wie erkenne ich Sirenenzeichen?“
Die „Aktion Deutschland Hilft“ nahm den Angaben zufolge Spenden in Höhe von 282,2 Millionen Euro für die Opfer der Katastrophe ein. Das sei die größte Summe, die das Bündnis je erhalten habe.
Roßbach äußerte Verständnis für den Unmut Betroffener, die beklagten, sie hätten keine Hilfe erhalten. Gleichzeitig wies sie auf Fälle hin, bei denen eine Überprüfung in einem Register der erteilten Hilfen ergeben habe, dass Betroffene bereits von anderen Organisationen Unterstützung erfahren haben.
In einer Zeit sinkender Spendenbereitschaft sei die Solidarität der deutschen Bevölkerung mit den Betroffenen der Katastrophe immens gewesen, sagte Roßbach unter Hinweis auf eine Umfrage des Deutschen Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI). Demnach wurden im vergangenen Jahr 584 Millionen Euro an deutsche Hilfswerke für Katastrophenhilfe gespendet. Das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ sei entsprechend dieser Umfrage der größte Spendenempfänger in Deutschland gewesen.
„Aktion Deutschland Hilft“ ist nach eigenen Angaben ein im Jahr 2001 entstandener Zusammenschluss von rund 20 deutschen Hilfsorganisationen, die nach großen humanitären Katastrophen gemeinsam Hilfe leisten. Seit der Flutkatastrophe vom Juli vergangenen Jahres waren demnach 9.000 Helfer der Partnerorganisationen in rund 300 vom Hochwasser verwüsteten Städten, Kreisen und Gemeinden im Einsatz.