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Corona-Expertenrat ruft Politik zu Vorbereitung auf den Winter auf



Berlin (epd). Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung ruft Bund und Länder auf, sich auf erhebliche Belastungen des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur durch Covid-19 im Herbst und Winter vorzubereiten. In einer am 8. Juni in Berlin veröffentlichten Stellungnahme heißt es, dass durch einen nachlassenden Schutz gegen eine Corona-Infektion sowie durch Impflücken bei Älteren „weiterhin eine relevante Immunitätslücke“ bestehe.

Zu zusätzlichen Infektionen könnten demnach Influenzaviren und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) führen. Der Vorsitzende des Rates, Heyo Kroemer, sagte, es gehe ausdrücklich nicht darum, dramatische Bilder zu erzeugen, sondern darum, nüchtern über Maßnahmen zur Vorbereitung nachzudenken.

Drei Szenarien für Herbst und Winter

Die Fachleute haben drei Szenarien erarbeitet, wie Herbst und Winter verlaufen könnten. In dem Fall, dass die Corona-Lage so bleibt, wie sie ist, würde die Intensivmedizin durch Corona-Infektionen zwar nur moderat belastet. Doch könnte die Zahl der Arbeitsausfälle wieder zu Masken- und Abstandspflichten in Innenräumen sowie regionalen Kontaktbeschränkungen führen.

Im ungünstigsten Szenario würde eine neue Virusvariante dominant, die sich leichter überträgt und zu schwereren Erkrankungen führt. Dies würde zu einer starken Belastung der Intensiv- und Normalstationen führen. Erst gegen Frühjahr 2023 könnten dann Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot wieder zurückgefahren werden. Im günstigsten Szenario wären wiederum massive Schutzmaßnahmen nicht nötig, was aber zu mehr Infektionen hauptsächlich bei jüngeren Kindern führen könnte.

Die Expertinnen und Experten fordern von der Politik eine bundesweit möglichst einheitliche und schnelle Kommunikation der bestehenden Corona-Regeln. Die Impfkampagne müsse wieder intensiviert werden. Bei der Einschätzung der Situation müsse man weg von der Sieben-Tage-Inzidenz hin zu einem Echtzeitlagebild, bei dem die Krankheitsschwere berücksichtigt und auch gemessen werde, wie viele Intensivbetten es gebe und wie viele Pflegekräfte am Bett stünden. Hier sei Deutschland „im Blindflug“, sagte Intensivmediziner Christian Karagiannidis. Es sei zudem elementar, dass nicht 16 Bundesländer unterschiedliche Meinungen hätten, sondern dass mit einer Stimme gesprochen werde.

Mey Dudin