Düsseldorf, Berlin (epd). Diesen Haushalten mit rund 2,1 Millionen Menschen bleibe weniger als das im Sozialrecht festgelegte Existenzminimum übrig, nachdem sie Miete und Nebenkosten bezahlt haben, so die Studie. Besonders stark betroffen sind der Untersuchung zufolge Haushalte von Alleinerziehenden. In dieser Gruppe bleibt gut einem Viertel nur ein Resteinkommen unterhalb des Hartz-IV-Regelbedarfs beziehungsweise Existenzminimums.
Die Analyse ist eine weitere Auswertung einer im Juni veröffentlichten Studie der Humboldt-Universität in Berlin zu sozialen Ungleichheiten auf dem Wohnungsmarkt. Die von der Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung ergab, dass jeder zweite Haushalt in Mietwohnungen (49,2 Prozent) mehr als 30 Prozent des Nettogehaltes für die Warmmiete ausgibt. Grundlage für die Untersuchung war der Mikrozensus 2018. Die Stadt-Soziologen der Humboldt-Universität zogen zudem Vergleichsdaten für die Jahre 2006, 2010 und 2014 sowie detaillierte Zahlen für 77 deutsche Großstädte heran.
Laut der neuen Studie geben fast 92 Prozent der Haushalte an der Armutsgrenze mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens fürs Wohnen aus, 39 Prozent sogar mehr als die Hälfte. Zudem lebten die Betroffenen in kleineren und schlechter ausgestatteten Wohnungen, hieß es.
Mieterinnen und Mieter mit niedrigen Haushaltseinkommen (maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Großstadthaushalte) haben den Angaben zufolge im Mittel 38 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, Küchen oder Bäder bei Mehrpersonenhaushalten anteilig eingerechnet. In Mieterhaushalten mit hohen Einkommen betrage die Wohnfläche pro Kopf 51 Quadratmeter. Wenig überraschend hätten Paare mit Kindern mit 27 Quadratmetern die geringste Pro-Kopf-Wohnfläche zur Verfügung. Es folgten Alleinerziehende (33 Quadratmeter), Paare ohne Kinder (40 Quadratmeter) und Alleinstehende (56 Quadratmeter).
Der Sozialverband VdK erneuerte in Berlin seine Forderung nach bezahlbarem Wohnraum: „Das ist ein Skandal, denn Wohnen ist ein Menschenrecht. Die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt verstärkt Armut und soziale Ausgrenzung“, so der Verband.
Neben Alleinerziehenden und Familien seien auch alte Menschen besonders stark betroffen, weiß der VdK aus seiner Beratungspraxis: Wer verwitwet sei, falle oft in die Armut. Alleinlebende ältere Frauen seien von den steigenden Mieten finanziell überfordert. „Sie können aber auch nicht in eine andere Wohnung umziehen, weil es eben keinen bezahlbaren Wohnraum gibt. Aus Scham beantragen sie keine Grundsicherung, die Armutsspirale dreht sich weiter. Wir reden hier von alten Menschen, die wegen der hohen Wohnkosten am Essen und an Medikamenten sparen müssen.“