München (epd). Knapp zwei Wochen ist es her, dass in Großostheim bei Aschaffenburg eine 25-jährige Frau in einem Altkleidercontainer ums Leben kam. Kopfüber steckte sie in der Einwurfklappe fest und starb, als sie offenbar Kleidung aus dem Container holen wollte. Der tragische Tod der jungen Frau ist kein Einzelfall, weitere Fälle gab es im Juni in Düsseldorf und im siegerländischen Hilchenbach, 2019 in Braunschweig und 2018 in Landshut. Sind die Altkleidercontainer eine Gefahrenquelle?
Zumindest sind die mannshohen Stahlbehälter mit ihrer Klappentechnik nicht ohne Risiko. „Seit etwa drei Jahren werden die Kleidercontainer herstellerseitig mit einem Warnhinweis versehen“, sagt Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dieser warne explizit davor, in die Container zu klettern. Ulrich Müller, Vorstand des Vereins FairWertung, der bundesweit Kleidercontainer betreibt, erklärt, Container namhafter Hersteller hätten alle ein Prüfsiegel.
Für Versuche, trotz der Warnungen in einen Container zu klettern, gibt es aus Sicht des BRK-Sprechers zwei Gründe: Weil man aus Versehen den Schlüsselbund oder Ähnliches mit hineingeworfen hat - oder, weil man etwas aus dem Container entwenden will. Im ersten Fall genüge oft ein Anruf beim Container-Betreiber, und man erhalte seine Wertsachen zurück. Und wer bedürftig sei, müsse sich nicht in Gefahr bringen: der erhalte in Sozialkaufhäusern oder Kleiderkammern kostenlos Sachen zum Anziehen.
Der diakonia-Geschäftsführer Thomas Rosenberger aus München sagt, bei diakonia-Containern sei ihm kein Fall von Verletzungen oder Schlimmerem bekannt. „Aber natürlich sind wir uns der Gefahr bewusst“, die von den Containern auch ausgehen könne. Deshalb habe der Hersteller der Sammelbehälter „zuletzt die Einwurfklappen modifiziert“, so dass es noch schwerer sei hineinzuklettern. Alle diakonia-Container seien mit deutlichen Warnhinweisen und Piktogrammen versehen.
Beim Fall in Großostheim ist inzwischen klar, dass die Frau - eine Saisonarbeiterin - auf der Suche nach Kleidung war. Der geplante Diebstahl gebrauchter Kleidung ist bei den meisten bekanntgewordenen Verletzungs- oder Todesfällen die Ursache.
An der Sinnhaftigkeit von Altkleidercontainern wollen die Aufsteller trotz solcher tragischer Zwischenfälle nicht zweifeln. Solange es Menschen gebe, die auf Kleiderspenden angewiesen sind, wäre es „fast schon zynisch“, die Altkleidersammlung infrage zustellen, sagt BRK-Sprecher Taheri-Sohi. Auch FairWertung-Vorsitzender Müller sagt, dass die Textiliensammlung doch nicht komplett eingestellt werden könne, weil einige wenige die Warnhinweise ignorierten.
Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) verweist zudem darauf, dass es bei der Altkleidersammlung neben dem karitativen Aspekt auch um Ökologie geht. Das Altkleider-System sei in Deutschland ein fester Bestandteil der Getrenntsammlung von Rohstoffen, heißt es bei FairWertung. Noch nutzbare Kleidung werde Kleiderkammern oder Second-Hand-Läden zugeführt, der Rest weiterverwertet - etwa als Dämmmaterial, Putzlappen, Malervlies oder Pkw-Innenverkleidungen.
Vermeiden lassen sich solche tragischen Fälle wie in Großostheim vermutlich nie ganz, heißt es von den Anbietern der Container unisono. In den vergangenen Jahren sei allerdings viel an der Technik und Sicherheit der Container gefeilt worden. Mit Sorge beobachte man allerdings, dass immer häufiger illegal Container ohne Genehmigung aufgestellt werden - ohne Warnhinweise und oft mit veralteter Technik. Wer solche Container bemerkt, sollte die Polizei informieren.