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Firmen-Chef: Wir nehmen von früheren Hausbesitzern faire Mieten




Unternehmer Henryk Seeger
epd-bild/GNIW
Ein Berliner Unternehmen kauft Häuser und Wohnungen von Ruheständlern, die ihre Rente aufstocken wollen oder müssen. Aber: Sie bleiben in ihren Immobilien wohnen und zahlen eine faire Miete. Wie das funktioniert und wo die Vorteile liegen, verrät Gründer Henryk Seeger im Interview mit dem epd.

Berlin (epd). Ruheständlern, die mit dem Verkauf ihres Eigenheims die Rente aufstocken wollen, werden nach der Erfahrung des Immobilienmanagers Henryk Seeger oft fragwürdige Angebote gemacht. „Deshalb habe ich ein Unternehmen gegründet, dem Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer ihre Immobilie zum Marktpreis verkaufen können. Und gleichzeitig können sie darin zu einem fairen Mietpreis bis zu ihrem Lebensende wohnen“, sagte Seeger dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die von ihm 2018 gegründete Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (GNIW) habe auch schon Menschen in einer finanziellen Notlage vor einer Zwangsversteigerung ihres Hauses bewahrt.

Der 39-jährige Berliner bezeichnete das Wirken seines Unternehmens als nachhaltig, weil es auf den Werten Transparenz, Fairness und Vertrauen beruhe. „Unsere Kunden bekommen durch die Auszahlung des vollen Verkaufspreises ihres Eigenheims neue finanzielle Spielräume, bei gleichzeitiger Sicherheit bezüglich ihrer Wohnsituation.“ Seeger nimmt ein „steigendes Interesse am GNIW-Geschäftsmodell des Rückmietverkaufs als Alternative zu Modellen wie Leibrente und Teilverkauf wahr“.

Haus verkaufen und trotzdem weiter dort wohnen

Den Anstoß, GNIW zu gründen, gaben auch Erfahrungen im privaten Umfeld, berichtet der Immobilienmanager: Zwei über 80-jährige Tanten mit jeweils einer eigenen Immobilie wollten mehr Geld zur Verfügung haben, ohne aber nach dem Verkauf ihres Eigenheims ausziehen zu müssen. Daraufhin habe er sich mit verschiedenen Konzepten zur Immobilienverrentung beschäftigt und „recht schnell gemerkt“, dass viele Anbieter am Markt nicht fair mit ihren Kunden umgehen. „So gründete ich schließlich die GNIW.“ Ziel des Unternehmens sei, Senioren Sicherheit und Flexibilität zu bieten und zugleich rentabel zu sein.

Das Haus an seine Firma zu verkaufen und als Mieter darin wohnen zu bleiben, könne sich für Menschen lohnen, die eine größere Geldsumme benötigen und keine Erben für ihre Immobilie haben, beschreibt Seeger den Kundenkreis. „Ihnen wird der volle Kaufpreis auf ihr Konto ausgezahlt, während sie jederzeit die Möglichkeit haben, aus der Immobilie auszuziehen.“ Sie könnten zum Beispiel einen Teil des ausgezahlten Geldes sparen, um für eine mögliche Pflegebedürftigkeit vorzusorgen.

Millionen investiert

Das Berliner Immobilienunternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben zwölf Mitarbeiter. Es investiere pro Monat bundesweit zwischen zwei und vier Millionen Euro in den Kauf von Immobilien.

Firmenchef Henryk Seeger erlangte größere Bekanntheit durch die von ihm mitbegründete gemeinnützige Initiative „Deutschland rundet auf“. Hier können Kunden im Einzelhandel den Betrag an der Kasse um bis zu zehn Cent aufrunden und damit Projekte für sozial benachteiligte Kinder unterstützen.

Markus Jantzer


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