» Fachkräftesituation in Careberufen alarmierend
» Kommunen fordern mehr Hilfen für Flüchtlingsunterbringung
» Konsumausgaben der Privathaushalte um 10,7 Prozent gestiegen
» Initiative fordert mehr Forschung zu Long Covid
» Forscher Koopmans fordert anderes Asylrecht
» Sozialgipfel stellt Forderungen an neuen Senat
» Minister: Digitale Pflegebörse soll 2024 kommen

Kirchen

Fachkräftesituation in Careberufen alarmierend




Ausbildungscampus für internationale Pflegekräfte in Neu-Isenburg
epd-bild/Heike Lyding
Nach Angaben der Caritas ist die Personallage in den Careberufen weiter alarmierend. Die Politik müsse dringend handeln, lautet ihre Forderung. Derweil werden die Ausbildungskapazitäten weiter hochgefahren.

Berlin, Freiburg (epd). Weil es laut der Caritas immer schwieriger wird, in Pflege und Gesundheit Fachperosnal zu finden, ruft sie die Politik zu schnellem Gegensteuern auf. „Der frappierende Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialwesen muss die Politik endlich zum Handeln bewegen“, heißt es in einer Mitteilung der Dienstgeber des Caritas vom Mittwoch.

„Die Einrichtungen brauchen praxistaugliche und zugleich rechtssichere Rahmenbedingungen sowie eine stabile, verlässliche Finanzierung“, sagte Norbert Altmann, Sprecher der Dienstgeberseite der AK Caritas, zu den Ergebnissen des Caritaspanels 2022.

Im Rahmen dieser Untersuchung werden die Caritas-Einrichtungen alle zwei Jahren nach dem Vorbild des IAB-Betriebspanels unter anderem zur Personalsituation befragt. 90 Prozent der teilnehmenden Betriebe geben bei der Befragung 2022 an, dass die Suche nach Fachkräften mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist. So blieben 2022 bereits 24 Prozent der Stellen unbesetzt. Das sind noch einmal zwölf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragungsrunde im Jahr 2020. Hinzu kam letztes Jahr ein deutlich gestiegener Vertretungsbedarf wegen Fehlzeiten.

Die Caritas steuert nach eigenen Angaben mit allen Kräften entgegen und hat unter anderem die Ausbildungskapazitäten stark ausgebaut - doch auch die Politik muss endlich handeln." Die Einrichtungen der Caritas haben ihr Ausbildungsangebot gegenüber 2020 um ein Drittel erhöht.


 
 

Krieg in der Ukraine

Kommunen fordern mehr Hilfen für Flüchtlingsunterbringung



Düsseldorf (epd). Vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag haben die Kommunen mehr Unterstützung bei den Flüchtlingskosten gefordert. Bund und Land müssten endlich liefern und die Kommunen spürbar entlasten, sage der Präsident des Städte- und Gemeindebunds NRW, Eckhard Ruthemeyer, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Die Ministerpräsidentenkonferenz müsse „in konkretes Handeln“ münden. Die bisherige Bilanz sei äußerst bescheiden, kritisierte er. Das Land hänge beim Aufbau eigener Kapazitäten weit hinterher und scheitere sogar am selbst gesteckten Ziel von 34.500 Plätzen. Benötigt würden 70.000 bis 80.000 Plätze.

Überfällig sei zudem eine klare Zusage von Bund und Land, den hohen Aufwand der Kommunen vollständig und dauerhaft gegenzufinanzieren, beklagte Ruthemeyer. Die Städte und Gemeinden planten jetzt schon für den nächsten Winter. „Dafür brauchen sie Planungssicherheit“, mahnte er.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) forderte, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, „die Finanzierung der Flüchtlingskosten zur Chefsache machen“. Woche für Woche würden in Deutschland steigende Flüchtlingszahlen registriert, sowohl die Länder als auch die Kommunen stießen an ihre Grenzen, sagte Wüste der Zeitung. Hier dürfe keine weitere Zeit verloren werden. „Wir müssen den Menschen, die vor dem Krieg zu uns fliehen, vor Ort gerecht werden können“, sagte Wüst. Im vergangenen Jahr habe sich der Bund noch mit 31 Prozent an den Flüchtlingskosten beteiligt. In diesem Jahr sei es mti 16 Prozent nur noch die Hälfte.


 
 

Statistik

Konsumausgaben der Privathaushalte um 10,7 Prozent gestiegen



Wiesbaden (epd). Die Konsumausgaben privater Haushalte sind 2022 nach den Konzepten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen um 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Preisbereinigt lag die Steigerung bei 3,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die Verbraucherpreise haben sich im Jahresdurchschnitt um 6,9 Prozent gegenüber 2021 erhöht, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die hohe Teuerungsrate wurde vor allem von den Preisanstiegen für Energie und Nahrungsmittel seit Kriegsbeginn in der Ukraine getrieben, hieß es zur Erklärung.

Neben den Preissteigerungen beeinflusste auch der Wegfall fast aller Corona-Beschränkungen das Konsumverhalten der privaten Haushalte. So stiegen 2022 die Konsumausgaben für Dienstleistungen, zu denen beispielweise die Gastronomie und der Reiseverkehr gehören, preisbereinigt um 8,3 Prozent gegenüber 2021, als noch viele Corona-Beschränkungen galten.

Im Jahr 2022 konsumierten private Haushalte 4,4 Prozent weniger Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke als im Vorjahr, gaben hierfür jedoch 7,8 Prozent mehr Geld aus. Besonders ins Gewicht fallen beim Konsum die stark gestiegenen Energiepreise. Die Ausgaben stiegen für Strom um 19,3 Prozent, für Gas um 13,9 Prozent. Die preisbereinigten Ausgaben für Strom sanken dagegen um 0,5 Prozent. Für Gas fielen die Ausgaben sogar um 26,4 Prozent, was auf das milde Winterwetter und die Einsparmaßnahmen beim Heizen zurückzuführen ist.


 
 

Corona

Initiative fordert mehr Forschung zu Long Covid



Berlin (epd). Die Initiative „NichtGenesen“ hat am Mittwoch vor dem Bundesbildungsministerium für mehr Forschung zu Corona-Langzeitfolgen demonstriert. Bei der Protestaktion in Berlin wurden etwa 500 Porträts von Betroffenen des Krankheitsbildes Long Covid aufgestellt. Neben einem rund fünf Meter hohen Banner mit der Aufschrift „Wir fordern Forschung“ waren Feldbetten aufgestellt, in den Demonstrierende regungslos lagen. Damit sollte das Leid der Betroffenen symbolisiert werden.

Die Gründerin der Initiative, Ricarda Piepenhagen, forderte, staatliche Fördergelder für weitere klinische Studien und Therapiemöglichkeiten aufzustocken. Aktuell stelle der Bund für die Forschung zu Corona-Langzeitfolgen rund 12,5 Millionen Euro zur Verfügung. Von bisher 73 gestellten Förderanträgen würden nur 15 unterstützt.

Außerdem finde aktuell keine statistische Erfassung von Betroffenen statt. Kritisiert wurden zudem ein hoher bürokratischer Aufwand und lange Wartezeiten für Anträge der Forschungsförderung. Piepenhagen forderte schnelle Veränderungen: „Die Menschen haben keine Zeit mehr.“ Zuvor hatte sie eine Petition auf dem Online-Portal „change.org“ gestartet, die in kurzer Zeit 66.000 Unterschriften verzeichnete.

Long Covid bezeichnet gesundheitliche Langzeitfolgen, die in Verbindung mit dem Coronavirus bestehen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind oft auftretende Symptome das Fatigue-Syndrom und psychische Probleme. Zur Vorbeugung der Krankheit sei aktuell noch wenig bekannt.


 
 

Migration

Forscher Koopmans fordert anderes Asylrecht



Berlin (epd). Der Soziologe und Migrationsforscher Ruud Koopmans fordert eine grundlegende Änderung des europäischen Asylsystems. Dazu gehöre nach dem Vorbild Australiens die konsequente Unterbindung irregulärer Migration, sagte der Direktor der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) dem „Tagesspiegel“ (Mittwoch). Australien gehöre zu jenen Ländern der Welt, die pro Kopf am meisten Flüchtlinge aufnehmen.

„Sie holen großzügig Flüchtlinge ins Land, aber nur solche, die sie zuvor in Drittstaaten gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR auf Schutzbedürftigkeit und Gefährdungspotenzial überprüft haben“, sagte der Autor des im Februar erschienenen Buches „Die Asyl-Lotterie“: „Das Land vergibt auch jährlich Tausende von Visa aus humanitären Gründen. Sie helfen den Menschen anders, als wir das in Europa tun. Gleichzeitig verweigern sie Flüchtlingen den Aufenthalt, die versuchen, das Land irregulär auf dem Seeweg zu erreichen.“

Die konsequente Unterbindung irregulärer Migration könnte auch in Europa Leben retten, wenn sie die Anreize für die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer abschafft, sage der aus den Niederlanden stammende Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität. Entsprechende Drittstaaten, in denen die Asylverfahren geprüft werden, könnten Tunesien, Marokko, Senegal, Albanien oder Nordmazedonien sein. Die EU müsse die Kosten für die Flüchtlinge übernehmen und im Gegenzug den Ländern Kontingente für reguläre Arbeitsmigranten anbieten.


 
 

Berlin

Sozialgipfel stellt Forderungen an neuen Senat



Berlin (epd). Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Sozialverbänden und dem Berliner Mieterverein sieht den sozialen Zusammenhalt in der Hauptstadt in Gefahr. Der neue Senat müsse deshalb für ein „tragfähiges soziales und wirtschaftliches Netz der Daseinsvorsorge“ sorgen, heißt es in einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Forderungspapier der im Berliner Sozialgipfel zusammengeschlossenen Organisationen.

So sollten etwa soziale Dienstleistungen öffentlicher und freier Träger durch gute Ausstattung und Gehälter aufgewertet werden. Wohnungsbaugenossenschaften und landeseigene Wohnungsunternehmen müssten stärker gefördert werden. Zudem sollte ein Landesamt für Wohnungswesen „mit ausreichender finanzieller, personeller und digitaler Ausstattung“ eingerichtet werden.

Berlin brauche „einen klaren politischen Willen, um den gemeinwohlorientierten Sektor auszubauen und zukunftsfähig zu machen“, heißt es in dem Forderungskatalog weiter. Soziale Grundbedürfnisse wie Gesundheit, Alterssicherung, Pflege, Mobilität, Wohnen und Bildung sollten nicht wie herkömmliche Güter am Markt gehandelt werden und Gewinnerwartungen befriedigen müssen. Entsprechend müsse das Land Berlin auch in der Bundespolitik seinen Einfluss geltend machen.

Dem Berliner Sozialgipfel gehören die Arbeiterwohlfahrt, der Berliner Mieterverein, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Sozialverband Deutschland, der Sozialverband VdK sowie die Volkssolidarität an.


 
 

Bayern

Minister: Digitale Pflegebörse soll 2024 kommen



München (epd). Das Konzept einer neuen digitalen Pflegebörse hat der bayerische Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek (CSU) hat am Mittwoch in München vorgestellt. Die Pflegebörse soll Anfang 2024 in Betrieb gehen und die Suche nach Pflegeplätzen und Hilfen bei der Pflege erheblich vereinfachen, sagte Holetschek laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Für Pflegebedürftige, deren Angehörige und Betreuer sei es oft schwierig und zeitaufwendig, freie, passende und günstig gelegene Pflegeplätze oder ambulante Pflege zu finden. Mit der Plattform soll das unkomplizierter werden. Dort sollen Dauerpflegeeinrichtungen ebenso aufgeführt werden wie Nachtpflegeeinrichtungen, Hospizvereine, Palliativdienste oder Pflegeberatungen.

Holetschek erläuterte, dass mit der neuen Pflegebörse die pflegerischen Hilfen im direkten Lebensumfeld von Betroffenen und Angehörigen angezeigt würden. „Das kann ihnen bei ihren Entscheidungen helfen - gerade wenn es darum geht, dass der oder die Pflegebedürftige möglichst lange zu Hause bleiben kann.“ Wo dies nicht möglich sei, helfe die Börse dabei, einen stationären Pflegeplatz zu finden. Über die Plattform soll es auch möglich sein, den Anbieter der Pflegeleistung direkt zu kontaktieren.

Neben Bürgerinnen und Bürgern sollen auch Anbieter von Pflegeberatungen wie die Fachstellen für pflegende Angehörige, die Pflegestützpunkte sowie die Sozialdienste der Krankenhäuser von der Börse profitieren, sagte Holetschek.