» Özdemir will Süßigkeiten-Werbung mit Kindern als Zielgruppe verbieten
» Einkommensschwache weiter stark von Inflation betroffen
» Verbände fordern Stärkung von Patientenrechten
» Caritas setzt sich für sozialverträglichen Klimaschutz ein
» 78 Prozent der Senioren fühlen sich von Politik nicht gehört
» Hamburger Erzbischof kündigt weitere Missbrauchs-Untersuchungen an

Ernährung

Özdemir will Süßigkeiten-Werbung mit Kindern als Zielgruppe verbieten




Werbung für gewisse Lebensmittel soll erschwert werden.
epd-bild/Norbert Neetz
Werbung für Schokolade oder Chips soll nach dem Willen des Bundeslandwirtschaftsministers zu bestimmten Zeiten nicht mehr im Fernsehen laufen. Um Schulen und Kitas soll es eine Bannzone für Werbung geben.

Berlin (epd). Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will künftig an Kinder gerichtete Werbung für Chips, Schokolade und andere Dickmacher verbieten. Der Minister sagte am Montag in Berlin bei der Vorstellung seiner Pläne, er sei alles andere als ein „Verbotsfanatiker“, aber „bei Kindern hört der Spaß auf“. Die geplante Regelung soll seinen Angaben nach für „alle für Kinder relevanten Medien“ gelten, also sowohl für die Außenwerbung, für Printmedien, Radio und Fernsehen sowie für das Internet, etwa beim „Influencermarketing“. Das Vorhaben muss noch innerhalb der Bundesregierung abgestimmt werden.

Konkret geht es laut Özdemir um Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt. Sie sollen nach Vorstellung des Ministers künftig nicht mehr in der Zeit zwischen 6 Uhr und 23 Uhr beworben werden. Außerdem soll es keine Außenwerbung im Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Kindertageseinrichtungen, Spielplätzen oder anderen Freizeiteinrichtungen für Kinder geben sowie kein Sponsoring. Mit dem Begriff Kinder sind in diesem Zusammenhang unter 14-Jährige gemeint. Kontrolliert werden soll das Ganze durch die Marktüberwachungsbehörden der Länder.

Nach Ministeriumsangaben sind rund 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland übergewichtig, von ihnen fast sechs Prozent adipös. Im Kindesalter ausgebildetes Übergewicht bleibe oftmals ein Leben lang bestehen und erhöhe in späteren Lebensphasen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2, heißt es weiter.


 
 

Verbraucher

Einkommensschwache weiter stark von Inflation betroffen



Düsseldorf (epd). Die hohe Inflation belastet einer Studie zufolge einkommensschwache Haushalte nach wie vor stärker als Bessersituierte. Familien sowie Alleinlebende mit niedrigen Einkommen hätten im Januar mit 10,0 Prozent Teuerung die höchste Inflationsbelastung zu tragen gehabt, Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen mit 7,4 Prozent die niedrigste, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mit.

Das stiftungseigene Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) berechnet jeden Monat die spezifischen Inflationsraten für neun unterschiedliche Haushaltstypen. Demnach hatten im Januar auch Alleinerziehende mit 9,2 Prozent deutlich höhere Preisanstiege als der Durchschnitt zu schultern. Auch Familien und Alleinlebende mit mittleren Einkommen seien mit 9,0 beziehungsweise 8,9 Prozent stärker belastet. Im Mittel betrug die Inflationsrate in Deutschland im Januar 8,7 Prozent.

Für die kommenden Monate erwartet das IMK zwar eine etwas geringere Teuerung. Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen würden diese aber weiter stärker spüren als wohlhabendere, solange die Preise für Lebensmittel und Haushaltsenergie stärker stiegen als die Inflationsrate insgesamt, prognostizierten Sebastian Dullien und Silke Tober, der Wissenschaftliche Direktor und die Expertin für Geldpolitik des IMK.


 
 

Gesundheit

Verbände fordern Stärkung von Patientenrechten



Berlin (epd). Patientenrechte müssen nach Ansicht von Akteuren aus dem Gesundheitswesen weiter gestärkt werden. Anlässlich des zehnten Jahrestags des Patientenrechtsgesetzes forderten der AOK-Bundesverband, der Sozialverband Deutschland (SoVD), der Medizinrechtsanwälte e.V. sowie die BAG Selbsthilfe am Montag in Berlin konkrete Verbesserungen für Betroffene von Behandlungs- und Pflegefehlern.

Patienten würden im Beweisrecht systematisch benachteiligt, sagte Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des SoVD. Ihnen werde eine viel strengere Beweispflicht auferlegt als üblich. „Der Gesetzgeber steht in der Pflicht, diese Ungerechtigkeit zu korrigieren“, sagte Engelmeier.

„Es kann nicht sein, dass es unter anderem an der Qualität von Gutachten liegt, dass sich Rechtsstreite über Jahre hinziehen“, sagte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende der AOK. Diese Belastung und Ungewissheit über mehrere Jahre hinweg hätten eine Auswirkung auf die Gesundheit der Betroffenen.


 
 

Hilfsorganisationen

Caritas setzt sich für sozialverträglichen Klimaschutz ein



Berlin (epd). Die Caritas startet eine Kampagne für einen sozial gerechten Klimaschutz. So könnten die Belastungen von Einkommensärmeren mit einem Klimageld kompensiert werden, erklärte der Verband am Montag in Berlin. Außerdem fordert er die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und die energetische Sanierung von Sozialwohnungen.

„Die Klimakrise macht Arme noch ärmer, sie macht krank, sie verstärkt die soziale Ungerechtigkeit, in Deutschland und weltweit“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Die bisherige Klimapolitik habe eine soziale Schieflage. Arme Menschen profitierten mehr von einem günstigen ÖPNV als von subventionierten E-Autos.


 
 

Senioren

78 Prozent der Senioren fühlen sich von Politik nicht gehört



Berlin (epd). Vier von zehn Senioren sind der Meinung, dass Deutschland kein Land ist, in dem man gut alt werden kann. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die „BILD am Sonntag“ hervor, an der laut Zeitung nur Menschen teilgenommen haben, die mindestens 65 Jahre alt sind. Der Ansicht, dass man in Deutschland gut alt werden könne, sind 52 Prozent, 9 Prozent machten keine Angabe.

Ein großer Grund für die Unzufriedenheit scheint das Gefühl zu sein, nicht gehört zu werden. So ist der Umfrage zufolge eine überwältigende Mehrheit von 78 Prozent der Senioren der Ansicht, dass die Politik zu wenig Rücksicht auf die Belange älterer Menschen nimmt (genau richtig: 16 Prozent, zu viel: 1 Prozent). 74 Prozent glauben, dass die Gesellschaft nicht genug Respekt vor den Älteren hat (17 Prozent glauben das nicht). Und 52 Prozent glauben, dass die Politik auf die falschen Themen setzt (33 Prozent glauben das nicht). 23 Prozent fühlen sich manchmal, sechs Prozent sogar häufig einsam (nicht einsam fühlen sich 71 Prozent).

Auch ökonomisch sieht sich ein großer Anteil der Senioren im Abseits. 38 Prozent geben an, dass ihr derzeitiges Einkommen nicht für ein gutes Leben reicht (Einkommen reicht: 57 Prozent). Bei den 65- bis 74-Jährigen sind es sogar 43 Prozent. Nach Angaben von „Bild am Sonntag“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Insa 1.202 Personen im Zeitraum vom 16. Januar bis zum 09. Februar. Die Teilnehmer waren mindestens 65 Jahre alt.


 
 

Kirchen

Hamburger Erzbischof kündigt weitere Missbrauchs-Untersuchungen an



Hamburg (epd). Nach der Veröffentlichung einer Studie zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen in Mecklenburg von 1946 bis 1989 hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße Versäumnisse eingeräumt. „Auch wir im Erzbistum Hamburg müssen zur Kenntnis nehmen, dass kirchliche Verantwortungsträger nach unserem heutigen Wissen nicht angemessen gehandelt haben“, sagte Heße am Montag in Hamburg. Forschende der Uniklinik Ulm hatten am Freitag in Schwerin die Missbrauchsstudie vorgestellt, die sich auf die DDR-Zeit bezieht.

Täter seien nicht konsequent zur Rechenschaft gezogen und Schutzbefohlene nicht ausreichend geschützt worden, sagte Heße. Der katholische Erzbischof kündigte weitere Untersuchungen an, diese sollen „das ganze Gebiet des heutigen Erzbistums und die gesamte Zeit bis heute in den Blick nehmen“.

Heße bezeichnete es als „ein Verdienst der Studie, aus dem kriminologischen, psychologischen und psychiatrischen Blickwinkel der Forschenden deutlich gemacht zu haben, welch vielfältige Formen und Folgen sexuelle Gewalt hat, die Kinder und Jugendliche erleiden“. Ihm sei deutlich geworden, „wie sehr sexualisierte Gewalt mit geistlichem Missbrauch, mit Machtmissbrauch und mit brutaler körperlicher Gewalt zusammenhängt“.

Die Studienautoren haben bislang 19 Tatverdächtige und 40 Opfer in dem Untersuchungszeitraum ermittelt. Die Dunkelziffer bei den Betroffenen könne jedoch höher liegen.