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» Rekord bei Gewebespenden im Jahr 2022
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Sterbehilfe

Evangelische Altenhilfe will keine Assistenz beim Suizid anbieten




Schwerstkranke Patientin in einem Hospiz
epd-bild/Werner Krüper
Der Vorsitzende des evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege in Niedersachsen, Sven Schumacher, macht seine Haltung zu Sterbehilfe in diakonischen Heimen klar: "Wir beschaffen keine todbringenden Medikamente." Zugleich sei der Sterbewunsch zu respektieren.

Hannover/Hildesheim (epd). Die evangelische Altenhilfe in Niedersachsen will schwer kranke Senioren, die Hilfe beim Suizid wünschen, bis zum Lebensende intensiv begleiten, selbst aber keine Sterbehilfe anbieten. „Todbringende Medikamente werden wir nicht beschaffen“, sagte der Vorsitzende des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege (Nevap), Sven Schumacher, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dennoch müssten die Menschen, die sich für einen solchen Weg entscheiden, intensiven seelsorgerlichen Beistand erhalten. „Wir sind ein lebensbejahender Verband“, unterstrich Schumacher, der auch Vorsitzender des Trägervereins „Christophorusstift“ in Hildesheim ist.

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2020 geurteilt, dass das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben auch das Recht umfasst, hierbei die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Der Bundestag will 2023 deshalb über drei Gesetzesvorschläge zur Neuregelung des assistierten Suizids beraten. Wenn ein todkranker Mensch sich selbst das Leben nehmen wolle, sei dies zu respektieren, sagte Schumacher. „Niemand soll sich dafür rechtfertigen müssen.“

Deshalb gehe er davon aus, dass die Heime seines Verbandes einen assistierten Suizid in ihren Räumen dulden würden. „Ich hielte es nicht für menschenfreundlich, wenn jemand dazu gezwungen würde, ein vertrautes Heim zu verlassen, nur damit in einer anderen Einrichtung so etwas stattfinden könnte.“ Letztlich müsse dies jede Einrichtung vor Ort entscheiden. Der Verband vertritt 172 Träger mit 323 Einrichtungen. Damit gehört er zu den großen Altenhilfe-Trägern in Niedersachsen.

Zimmer in Alten- und Pflegeheimen seien Privaträume, unterstrich der Pastor. Was dort geschehe, sei allein Sache der Bewohner. Die Einrichtungen dürften auch möglichen Sterbehelfern nicht den Zugang zu diesen Räumen verweigern. „Wir können schon rein rechtlich gesehen nicht beeinflussen, von wem eine Bewohnerin Besuch bekommt“, betonte Schumacher. „Und wir können nicht beeinflussen, welchen Hausarzt sich ein Bewohner aussucht. Aber wir werden nicht diejenigen sein, die den Arzt oder eine solche Organisation bestellen. Wir legen diesen Teil des Geschehens voll und ganz in die Hand der Bewohner, ihrer Bevollmächtigten und ihrer Ärzte.“

Mitarbeitende, die bereit seien, Suizidwillige auf ihrem Weg zu begleiten, könnten durch Supervision und Gespräche dabei unterstützt werden, sagte Schumacher. „Damit es ein gewisses Maß an Transparenz gibt.“ Gleichzeitig müssten die Heime Rücksicht auf diejenigen nehmen, die sich das nicht vorstellen könnten. „Es stellt sich ja die Frage: Was macht das mit den Mitarbeitenden und was macht das auch mit den anderen Bewohnern, dass da vielleicht jemand fünf Zimmer weiter einen solchen Entschluss gefasst hat?“ Die Begleitung der Sterbewilligen sei eingebettet in die palliative und präventive Arbeit, die in den Heimen ohnehin stattfinde.


 
 

Senioren

Dauerklingeln am Silbernetz-Feiertagstelefon



Berlin (epd). Das sogenannte Silbernetz-Feiertagstelefon hat zum Jahreswechsel 5.628 Anrufe registriert. Das war rund ein Drittel mehr als im Vorjahr mit 4.250 Anrufen, wie der Verein Silbernetz am Montag in Berlin mitteilte. Die bundesweit erreichbare kostenfreie Telefonnummer 0800/470 80 90 war bis zum Abend des Neujahrstages fast neun Tage lang geschaltet.

Insgesamt 24 feste Mitarbeitende und 37 Ehrenamtliche hätten in der Summe 3.923 Gespräche mit 994 verschiedenen Anruferinnen und Anrufern geführt. Acht von zehn Anrufenden seien über 60 Jahre alt gewesen. Die meisten Menschen hätten „einfach mal reden“ wollen (84 Prozent). Rund 68 Prozent sprachen den Angaben zufolge über körperliche Beschwerden, über die Hälfte der Menschen thematisierte ihre Einsamkeit (58 Prozent).

Silbernetz-Initiatorin Elke Schilling sagte, die große Spanne der Gefühle der Anruferinnen und Anrufer lasse sich nicht in Zahlen ausdrücken. Die Emotionen reichten demnach „von freundlicher Dankbarkeit bis hin zu schmerzlich empfundener Einsamkeit über die Feiertage oder massiver Existenzangst wegen der Inflation“.


 
 

Flüchtlinge

Ukraine-Flüchtlinge: Kipping für neuen Verteilerschlüssel



Berlin (epd). Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hat sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen durch die Bundesländer für einen neuen Verteilerschlüssel ausgesprochen. Stadtstaaten seien bislang besonders gefragt, sagte Kipping der „Berliner Morgenpost“ (Montag).

„Das Hauptproblem bei der Unterbringung ist der Platz. In Städten ist der Grund und Boden deutlich begrenzter als in Flächenländern“, sagte Kipping. Sie sprach sich dafür aus, den sogenannten Königsteiner Schlüssel, der die Kontingente unter anderem nach der Finanzkraft der Länder verteilt, entsprechend zu ändern.

Dazu müsse die Wohnsitzauflage gelockert werden, sagte Kipping weiter: „Wenn ein Flüchtling einen Aufenthaltstitel für Berlin hat, kann er gar nicht so leicht umziehen, selbst wenn er über Bekannte oder Verwandte eine schöne Wohnung in Brandenburg gefunden hat.“ Das sei eine Regelung des Bundesrechts. Sie habe die Bundesregierung gebeten, „eine Lockerung der Auflage dann zu ermöglichen, wenn jemand aus einer Stadt mit angespanntem Wohnungsmarkt in eine Gegend mit Leerstand zieht, wo die Wohnungsgesellschaften froh sind“.

Kipping rechnet jederzeit wieder mit einem sprunghaften Anstieg der Zahl von Ukraine-Flüchtlingen. Sie würde sich deshalb wünschen, „dass es ein Frühwarnsystem des Bundesinnenministeriums gibt, damit wir ein paar Tage Vorlauf haben, um alle Strukturen wieder hochzufahren“.


 
 

Flüchtlinge

Paus: Abschlüsse ukrainischer Erzieherinnen schneller anerkennen



Berlin (epd). Aus Sicht von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sollten aus der Ukraine geflohene Erzieherinnen und Erzieher schneller in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden. „Es ist wichtig, dass ihre Kompetenzen zügig anerkannt werden und Sprachkurse zur Verfügung stehen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Gerade in der Kindertagesbetreuung herrsche großer Fachkräftebedarf. „Es darf nicht sein, dass zum Teil hochqualifizierte ukrainische Erzieherinnen und Erzieher als formal unqualifizierte Hilfskräfte in deutschen Kitas arbeiten, weil die Anerkennung ihrer Abschlüsse hier nicht funktioniert. Das muss sich ändern“, sagte Paus.


 
 

Arbeit

Rekord bei Zahl der Erwerbstätigen



Wiesbaden (epd). Rekord bei der Erwerbstätigkeit in Deutschland: 2022 waren im Jahresdurchschnitt rund 45,6 Millionen Menschen erwerbstätig. Das waren so viele wie noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte.

Nach vorläufigen Berechnungen der Bundesbehörde stieg die jahresdurchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr deutlich um 589.000 Menschen (1,3 Prozent). Der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2019 (45,3 Millionen Menschen) wurde dadurch um 292.000 (0,6 Prozent) überschritten.

Im Jahr 2020 hatte die Corona-Krise den zuvor über 14 Jahre anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigenzahl beendet und zu einem Rückgang um 362.000 (0,8 Prozent) geführt. Im Jahr 2021 war die Erwerbstätigkeit nur leicht um 65.000 Menschen (0,1 Prozent) gestiegen.

Eine Ursache für die Beschäftigungszunahme im vergangenen Jahr sei die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte gewesen, erläuterte das Bundesamt. Hinzu gekommen sei eine höhere Erwerbstätigenzahl bei der inländischen Bevölkerung. Diese beiden Faktoren überwogen den Angaben zufolge die dämpfenden Effekte des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, der absehbar zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führen werde.


 
 

Gesundheit

Rekord bei Gewebespenden im Jahr 2022



Hannover (epd). Insgesamt 3.070 Menschen haben im Jahr 2022 Gewebe gespendet. Damit sei ein neuer Rekord erreicht worden, teilte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) am Sonntag in Hannover mit. Im Vorjahr waren es 2.897 Spenden gewesen.

Spendenstärkstes Bundesland war 2022 den Angaben zufolge mit 448 Gewebespenden Nordrhein-Westfalen, dicht gefolgt von Sachsen mit 446 Gewebespenden. Insgesamt erhielten den Angaben zufolge 7.111 Patienten und Patientinnen ein Gewebetransplantat aus dem Netzwerk der DGFG.

Zum vermittelten Gewebe zählten auch 4.366 Hornhauttransplantate. Die Augenhornhaut ist den Angaben zufolge mit 83,5 Prozent nach wie vor das am meisten gespendete Gewebe. Neben der Spende von Augenhornhäuten, Blutgefäßen und Amnionmembranen widmete sich die DGFG 2022 auch der Spende von Knochen, Sehnen und Bändern. Im Rahmen dieser 28 Spenden seien 388 Präparate gewonnen worden. Auch dies sei ein guter Wert.

In der Versorgung mit Herzklappen habe sich jedoch ein anderes Bild gezeigt: Nur 144 Herzklappen habe die DGFG im Jahr 2022 zur Transplantation vermittelt, zehn weniger als im Vorjahr. „Bei mehr als 300 Anfragen für eine Herzklappe ist das bedeutend zu wenig“, sagte Geschäftsführer Martin Börgel.

Die DGFG fördert den Angaben zufolge seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt ein Handelsverbot. Die DGFG vermittelt Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen.


 
 

Auszeichnungen

Mannheim ist "Kinderfreundliche Kommune"



Mannheim (epd). Die Stadt Mannheim hat das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ erhalten. Damit bekenne sich Mannheim dazu, die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und die UN-Kinderrechtskonvention auf kommunaler Ebene umzusetzen, teilte das Deutsche Kinderhilfswerk am Montag mit. Das Siegel wird vom Verein Kinderfreundliche Kommunen vergeben, der von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk getragen wird.

„Die wesentlichen Herausforderungen bei den Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Bildungsgerechtigkeit und der städteplanerischen Weiterentwicklung betreffen in erster Linie die Zukunftschancen und Lebensbedingungen unserer Kinder“, sagte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Die Stadt wolle die selbst gesteckten Ziele zu mehr Kinderfreundlichkeit innerhalb der kommenden drei Jahre umsetzen.

Die Vorstandsvorsitzende des Vereins Kinderfreundliche Kommunen, Anne Lütkes, begrüßte besonders die geplante Einrichtung eines Beteiligungshaushaltes für Kinder und Jugendliche und eines Beteiligungskonzepts für Schulbaumaßnahmen, „damit das Recht auf Beteiligung in allen Angelegenheiten, die Kinder und Jugendliche betreffen, in der Kommune umgesetzt wird“.

Das Programm „Kinderfreundliche Kommune“ läuft vier Jahre und kann anschließend verlängert werden. Über 40 Kommunen, die ihre Politik und Verwaltung auf Kinderfreundlichkeit ausrichten wollen, haben sich dem Vorhaben bereits angeschlossen, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird.