Deutschlandradio bedauert Senden von Hörer-Äußerung zu Selenskyj

Berlin/Köln (epd). Das Deutschlandradio bedauert die Ausstrahlung eines Hörer-Statements, in dem die Enthauptung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gefordert wird. Die Entscheidung, die 15-sekündige Äußerung zu senden, sei ein „programmlicher Fehler“ gewesen, erklärte der Sender in einem am Donnerstag verbreiteten Online-Beitrag.

Die drastische Äußerung war am 21. August in der Sendung „Kontrovers“ des Deutschlandfunks in einer Collage aus Wortmeldungen von Hörerinnen und Hörern wiedergegeben worden. „Diese kurze Passage der Sendung wurde nach erneuter redaktioneller Prüfung entfernt und die Bearbeitung der Sendung transparent gemacht“, erklärte das Deutschlandradio. Das sei am Tag nach der Ausstrahlung im linearen Programm erfolgt.

Der Hörer-Kommentar hatte unter anderem in den sozialen Netzwerken für Empörung gesorgt. Der Jurist Patrick Heinemann stellte nach eigener Aussage Strafanzeige gegen den Hörer und gegen die Redaktion, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Die Staatsanwaltschaft Köln konnte den Eingang der Anzeige am Donnerstag noch nicht bestätigen. Es könne einige Tage bis gar Wochen dauern, bis eine solche Anzeige formal erfasst werde, teilte die Behörde dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.

„Kontrovers“ ist eine Sendung mit Live-Hörerbeteiligung, in der auch aufgezeichnete Hörer-Äußerungen gesendet werden. Die Statements werden laut Deutschlandradio von einem redaktionellen Team für die Ausstrahlung zusammengestellt.

Die Äußerung des Hörers, der die Enthauptung des ukrainischen Präsidenten forderte, sei „zur Abbildung eines vorhandenen Meinungsspektrums nicht geeignet, weil es ihr an sachlichem Gehalt mangelt“, erklärte der Sender. Sie sei ebenfalls nicht dazu geeignet, zum sachlichen Gedankenaustausch anzuregen oder dazu beizutragen. „Dass diese Hörerstimme trotzdem ausgestrahlt wurde, bedauern wir sehr.“

fu

Studie: Berichte über Windkraft hemmen Energiewandel

Frankfurt a.M. (epd). Bei vielen Medienberichten über Windenergie steht laut einer Studie Emotionalisierung vor Faktentreue und adäquater Wiedergabe des wissenschaftlichen Standes. Die Medien verstärkten damit einen scheinbaren Zielkonflikt zwischen der Umstellung auf klimaschonende Energiequellen und dem Schutz von Natur, Tradition und Wohlstand, heißt es in dem am Donnerstag von der gewerkschaftsnahen Otto Brenner Stiftung veröffentlichten Arbeitspapier „Vom Winde verdreht?“.

Studienautorin Georgiana Banita von der Universität Bamberg untersuchte ausgewählte Medienberichte aus „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“, „Welt“, „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“. Sie identifiziert einen „Krieg der Werte“, bei dem sich zwei Lager herausgebildet hätten: Auf der einen Seite stehen jene, die einen Erhalt heimatlicher Natur betonen und das Thema zuweilen in einen nationalistischen Diskurs überführen. Demgegenüber stehen Befürworter der Wind-Wende, die sich für den Klimaschutz einsetzen und dem technologischen Fortschritt optimistisch begegnen.

„Die Berichterstattung über Windenergie spiegelt eine anhaltende gesellschaftliche Spaltung wider“, schreibt die Kulturwissenschaftlerin Banita. „Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die eigene Widerspruchs- und Debattenkultur. Die untersuchten Artikel bemühen sich kaum, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen oder die Leser vor eine Wahl zu stellen.“ Über Lagergrenzen hinweg sei allen Artikeln gemeinsam, „dass sie mit faktischen Ungewissheiten nicht souverän umgehen können“, heißt es im Vorwort der Studie. Nur selten werde eine ausgewogene Perspektive auf nicht abschließend messbare Sachverhalte oder unklare Datenlagen eingenommen.

koe

Journalisten-Verband kritisiert Haftverlängerung für Gershkovich

Berlin (epd). Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestiert gegen die Verlängerung der Untersuchungshaft für den „Wall Street Journal“-Korrespondenten Evan Gershkovich in Moskau. „Die Vorwürfe sind so absurd wie das Vorgehen gegen Evan Gershkovich“, erklärte der stellvertretende DJV- Bundesvorsitzende Mika Beuster am Donnerstag in Berlin.

„Unser Kollege muss als Bauernopfer für die diplomatischen Spannungen zwischen den USA und Russland herhalten“, kritisierte Beuster. Das sei durch nichts zu rechtfertigen. Die Verlängerung der Untersuchungshaft sei auch ein „Schlag ins Gesicht der internationalen Zivilgesellschaft“, die sich für die Freilassung Gershkovichs starkgemacht habe.

Ein russisches Gericht hatte die Untersuchungshaft am Donnerstag um drei Monate verlängert. Der US-Journalist war Ende März unter dem Vorwurf der Rüstungsspionage verhaftet worden.

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Hamburg ehrt Verleger Peter Strahlendorf

Hamburg (epd). Für sein Engagement für die Pressefreiheit und sein Wirken am Medienstandort ist der Hamburger Verleger Peter Strahlendorf am Mittwoch vom Senat der Stadt mit der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber ausgezeichnet worden. Strahlendorf übernahm 1997 den New Business Verlag in Hamburg. Strahlendorf sei „ein leidenschaftlicher Kommunikator für die Medienbranche“, sagte Mediensenator Carsten Brosda (SPD) laut Mitteilung der Kulturbehörde.

In seinem langjährigen ehrenamtlichen Engagement beim Medienverband der freien Presse habe Strahlendorf sich immer wieder für den Erhalt der freien Presse stark gemacht, sagte Brosda. Der Preisträger sagte laut Mitteilung, die Medienwelt und insbesondere die Pressefreiheit seien ganz wesentliche Eckpfeiler der Demokratie. Pressefreiheit müsse gelebt werden, nicht nur von Journalistinnen und Journalisten, sondern von der gesamten Gesellschaft.

lnh