Gewerkschaft dju verurteilt Durchsuchung von Radio Dreyeckland

Stuttgart/Freiburg (epd). Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union Baden-Württemberg (dju) in ver.di hat die Durchsuchung der Redaktionsräume von Radio Dreyeckland in Stuttgart sowie der Wohnungen zweier Journalisten scharf kritisiert. Es handele sich um eine Verletzung der grundrechtlich garantierten Rundfunkfreiheit, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag in Stuttgart mit. Staatliche Eingriffe in das Redaktionsgeheimnis gefährdeten den Informantenschutz.

Der angerichtete Schaden könne nicht ungeschehen gemacht werden, auch wenn er sich als rechtswidrig herausstellen sollte, erklärt die dju weiter. Es sei unabdingbar, dass die Medien ihre Arbeit unabhängig und ohne Einschränkungen ausüben könnten, um die Öffentlichkeit zu informieren und kritisch zu begleiten.

Am Dienstagmorgen hatten das Polizeipräsidium Freiburg und die Staatsanwaltschaft Karlsruhe zwei Privatwohnungen von Mitarbeitern des Senders durchsucht. Von der ursprünglich angekündigten Durchsuchung der Betriebsräume von Radio Dreyeckland hatten die Beamten nach eigenen Angaben abgesehen.

Begründet wurde die Durchsuchung mit dem Verdacht eines Verstoßes gegen ein Vereinigungsverbot. Hintergrund ist ein Artikel auf der Homepage des Senders, der einen Link zum Archiv der im August 2017 verbotenen Vereinigung „linksunten.indymedia“ enthält. Der Artikel ist weiterhin auf der Internetseite des Senders abrufbar.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Geschäftsführung von Radio Dreyeckland hatten die Durchsuchung ebenfalls als unverhältnismäßig und als Verletzung der Pressefreiheit kritisiert.

lbw

69 Nominierungen für den Grimme-Preis

Marl (epd). Ob Ukraine-Krieg oder die Proteste im Iran: Die insgesamt 69 Nominierungen für den Grimme-Preis 2023 spiegeln, wie das Fernsehen die aktuelle weltpolitische Lage in vielen verschiedenen Formaten aufgegriffen hat. „Die Nominierungen in diesem Jahr zeigen, wie viel herausragendes Programm es im vergangenen Jahr zu diesen Themenkomplexen gab, lassen dabei aber auch die Dringlichkeit und Relevanz weiterer drängender gesellschaftlicher Themen nicht außer Acht“, erklärte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach am Donnerstag in Marl. Insgesamt habe die Nominierungskommission mehr als 780 Einreichungen gesichtet.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wurde unter anderem in Kooperation mit ukrainischen Filmschaffenden in der Serie „Himmel & Erde“ (ZDF/ZDFneo) verarbeitet, die sich mit dem Verlassen der Heimat befasst und in der Kategorie Fiktion nominiert wurde. In der Kategorie Kinder & Jugend geht der Beitrag „Schau in meine Welt: #Ukraine - mein Land im Krieg“ (Radio Bremen/RBB/HR/SWR/MDR/Kika) ins Rennen um einen Grimme-Preis. Für einen Spezialpreis nominiert wurde das Format „Joko & Klaas 15 Minuten Live: Aufmerksamkeit für #IranRevolution“ (ProSieben).

Weitere nominierte Beiträge befassen sich mit der Lage in Afghanistan, Syrien oder im Irak, den Spuren der NSU-Morde, dem Geiseldrama von Gladbeck oder den Folgeproblemen der Atomkraft. Über alle Kategorien hinweg stehe bei vielen nominierten Produktionen zudem immer wieder das Thema Vielfalt im Fokus, hieß es. Dazu zählten unter anderem „ANDAZ - Der diverse Talk“ (WDR), „Queer Eye Germany“ (Netflix), der Jugendfilm „Futur Drei“ oder auch „Die Sendung mit dem Elefanten - Warum gibt es unterschiedliche Hautfarben?“ (WDR/Kika).

ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf, Grimme-Preisträgerin des vergangenen Jahres für die Besondere Journalistische Leistung, wurde erneut für ihre herausragende Arbeit nominiert. Neben ihr wurden außerdem Golineh Atai (ZDF) für ihre Berichte aus dem arabischen Raum sowie die Redaktion des Magazins „Kontraste“ (RBB) für die Berichterstattung zu Randgebieten des Rechtsradikalismus für die Auszeichnung vorgeschlagen.

Ab dem 28. Januar tagen die Preisjurys in Marl, am 21. März sollen die Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben werden. Die Preisverleihung findet am 21. April im Theater der Stadt Marl statt. Der 1964 erstmals verliehene nicht dotierte Grimme-Preis gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis.

lwd/nbl

Uni Magdeburg gibt Forschungskommunikation in Corona-Zeit gute Noten

Magdeburg (epd). Sprachwissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg attestieren der Forschung während der Corona-Pandemie eine sachliche und seröse Politikberatung. In den Medien sei mehrheitlich sachlich kommuniziert und auf bestehende Wissenslücken deutlich hingewiesen worden, erklärte die Hochschule am Donnerstag. Für Konflikte habe dagegen das Verhalten der Politik gegenüber der Wissenschaft gesorgt.

Das Forschungsteam hatte herausfinden wollen, ob und wie die Politik die Wissenschaft vereinnahmte und instrumentalisierte. Es habe dafür zwischen November 2020 und Dezember 2022 mediale Auftritte von besonders präsenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet. Es habe herausgearbeitet, dass Forschende im Verlauf der Pandemie mit neuen Erwartungen von Politik und Medien an ihre Arbeit konfrontiert worden seien. So sei der in der Wissenschaft offene Umgang mit vorhandenem Nichtwissen in den politischen Debatten zu Corona vielfach kritisiert worden. Immer wieder sei Nichtwissen seitens der Forschenden von der Politik zur Rechtfertigung fehlender politischer Maßnahmen herangezogen worden. Dies habe wiederum in der Wissenschaft zu deutlichen Irritationen geführt.

Künftig müssten bei der Politikberatung durch die Wissenschaft klarer die unterschiedlichen Erwartungshaltungen beider Bereiche definiert werden, empfehlen die Forscher. Ansprüche, die seitens der Politik an die Wissenschaft gestellt würden, dürften nicht dazu führen, Verantwortung auszulagern.

lob

Ehemaliger ZDF-Unterhaltungschef Penk gestorben

Mainz (epd). Der frühere Unterhaltungschef des ZDF Wolfgang Penk ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren am Mittwoch, wie der Mainzer Sender am Donnerstag mitteilte. Penk war an der Entwicklung der Samstagabend-Show „Wetten, dass..?“ beteiligt, verantwortete Serien wie „Das Traumschiff“, „Die Schwarzwaldklinik“ und „Das Erbe der Guldenburgs“.

Penk war laut ZDF zunächst Redaktionsleiter im Bereich Show, dann Hauptredaktionsleiter und später für Unterhaltung Wort verantwortlich. Seine Karriere begann der 1938 in Berlin geborene Penk 1963 in dem damals neu gestarteten ZDF als Produktionsassistent für öffentliche Veranstaltungen und Shows. Nach einem längeren Zwischenspiel beim Südwestfunk in Baden-Baden, wo er ebenfalls für Showreihen verantwortlich zeichnete, kehrte er 1981 zum ZDF zurück. Er verließ das Haus 1991, um eine eigene Produktionsfirma zu gründen.

cd

Casting-Direktorin Simone Bär gestorben

Berlin (epd). Die Casting-Direktorin Simone Bär ist tot. Wie ihre Agentur am Mittwoch im Internet mitteilte, starb Bär am 16. Januar im Alter von 57 Jahren in Berlin. „Sie hat das Casting zur Kunst erhoben“, schrieb die Deutsche Filmakademie in einem Nachruf: „Sie war eine der besten Menschenkennerinnen in diesem Metier, immer auf der Suche nach einem neuen Gesicht, einer neuen Inspiration, immer bereit, alles über Bord zu werfen für die perfekte Gruppe, für die perfekte Hauptrolle.“ Bär hatte unter anderem mit Tom Tykwer, Christian Petzold, Matti Geschonneck und Sherry Hormann gearbeitet.

Simone Bär wurde 1965 in Königs Wusterhausen geboren und arbeitete in der DDR als Regieassistentin.1990, direkt nach dem Fall der Mauer, gründete sie ihre eigene Castingagentur. Zu den Filmen und Serien, die sie besetzt hat, gehören „Good Bye, Lenin!“, „Inglorious Basterds“ und „Babylon Berlin“. 2002 wurde sie auf der Cologne Conference mit dem Deutschen Castingpreis ausgezeichnet, 2018 erhielt sie den Grimme-Preis für ihre Arbeit für die Netflix-Serie „Dark“.

Regisseur Tom Tykwer beschrieb die Zusammenarbeit mit Simone Bär als „magischen Prozess“. Der Regisseur Christian Petzold schrieb: „Ich hatte immer das Gefühl, dass nicht nur ich selbst, sondern auch die Drehbücher sich nach Simone sehnten. Sie las, sie deckte auf, untersuchte - all die Gefühle, die Kränkungen, die Sehnsüchte, die die Figuren umtrieben. Simone besetzte nicht, sie dachte, sie empfand, sie fühlte mit.“

dir