Rundfunkbeitrag kann laut Finanzkommission KEF stabil bleiben
Berlin (epd). Die Mehrausgaben der öffentlich-rechtlichen Sender durch die Corona-Pandemie sind laut der Finanzkommission KEF derzeit noch schwer absehbar. Wie die Kommission am Freitag in Berlin mitteilte, haben ARD, ZDF und das Deutschlandradio den zusätzlichen Bedarf wegen Hygienekosten und anderen Ausgaben für die Jahre 2020 bis 2024 auf insgesamt knapp 600 Millionen Euro beziffert. Dieser Mehraufwand wird aber nach Schätzung der KEF durch weniger Ausgaben an anderer Stelle und zusätzliche Erträge ausgeglichen. Der Rundfunkbeitrag könne daher bis Ende 2024 bei 18,36 Euro pro Monat bleiben.
Die unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) überreichte am Freitag ihren 23. Bericht an die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die Überprüfung habe im Wesentlichen die Feststellungen des vor zwei Jahren erstellten 22. Berichts bestätigt, teilte die Kommission mit.
Demnach rechnen die Sender aufgrund der Pandemie mit weniger Einnahmen. Die Kommission schloss sich der Schätzung der Anstalten an, die diese Mindereinnahmen in den vier Jahren von 2021 bis 2024 auf rund 312 Millionen Euro bezifferten. Die Sender hätten beispielsweise Ausfälle durch weniger Werbebuchungen, erläuterte der Vorsitzende der KEF, Martin Detzel. Allerdings würden diese Mindereinnahmen durch weniger Ausgaben an anderer Stelle und zusätzliche Einnahmen oder Rücklagen ausgeglichen.
Die KEF sieht in der Corona-Pandemie auch in den kommenden Jahren eine der größten Unsicherheiten für die laufende Beitragsperiode. Daher könne eine endgültige Bewertung der Folgen der Pandemie erst im nächsten Bericht in zwei Jahren vorgenommen werden.
Dadurch, dass der Rundfunkbeitrag nicht wie von der KEF empfohlen zum 1. Januar 2021 um 86 Cent erhöht wurde, sondern erst nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum 20. Juli 2021, nehmen die öffentlich-rechtlichen Sender nach den Berechnungen der Kommission rund 224 Millionen Euro weniger ein als ursprünglich angenommen. Dies könne jedoch durch zusätzliche verfügbare Mittel ausgeglichen werden.
Nach Angaben der KEF steigen die Kosten für Telemedien und Livestreams in der laufenden Beitragsperiode bis 2024 erheblich. ARD, ZDF, Deutschlandradio und Arte hätten die Gesamtkosten für Online-Angebote, Mediatheken und anderes für den Vierjahreszeitraum auf insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro beziffert. Die Kosten würden bei der ARD gegenüber der vorigen Vierjahresperiode um 20 Prozent steigen, beim ZDF um 71 Prozent, bei Arte um 30 Prozent und beim Deutschlandradio um 24 Prozent.
Bei der Prüfung der Großinvestitionen der Sender hat die KEF erhebliche Zweifel an der Wirtschaftlichkeit einzelner Vorhaben angemeldet, insbesondere beim Bayerischen Rundfunk (BR) und beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Daher habe die Kommission beim BR Investitionen in Höhe von 51,5 Millionen Euro nicht anerkannt. Der BR baut derzeit ein neues Funkhaus, in dem die Redaktionen von Radio, Fernsehen und Telemedien zusammengelegt werden sollen. Beim WDR hat die KEF 69,1 Millionen Euro für die Sanierung des Filmhauses gesperrt. Der WDR hatte 2019 einräumen müssen, dass die Kosten für die Sanierung mit 240 Millionen Euro fast doppelt so hoch ausfallen wie ursprünglich veranschlagt.
Die KEF stellt den Finanzbedarf von ARD, ZDF und Deutschlandradio fest und berichtet den Landesregierungen alle zwei Jahre über die Finanzlage der öffentlich-rechtlichen Sender. Der am Freitag vorgestellte Bericht ist ein sogenannter Zwischenbericht, der keine Empfehlung zur Höhe des Rundfunkbeitrags abgibt. Die 16 Mitglieder der Kommission werden von den Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder benannt.
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