Entsetzen über Journalisten-Morde in Myanmar

Berlin/Yangon (epd). Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ hat sich entsetzt über die Ermordung des myanmarischen Journalisten Pu Tuidim geäußert. Dieser sei bereits der dritte Reporter, der innerhalb eines Monats in Myanmar getötet worden sei, erklärte die Initiative am Freitag in Berlin. Den Angaben zufolge war der Gründer und Chefredakteur der lokalen Nachrichtenwebseite „Khonumthung Media Group“ zuvor mit neun anderen Personen verschleppt worden. Pu Tuidim hatte über Kämpfe zwischen Soldaten des Militärregimes und lokalen Widerstandsgruppen im nordwestlichen Bundesstaat Chin berichtet.

Vor fast einem Jahr hatte Myanmars Armee unter General Min Aung Hlaing gegen die regierende Partei „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD) unter Aung San Suu Kyi geputscht. Seitdem geht die Junta zunehmend brutal gegen die Zivilbevölkerung vor, die fast täglich gegen die Machthaber protestiert. Ein Teil der Regimegegner hat bereits vor Monaten zu den Waffen gegriffen. Der Chin-Staat gilt als eine der Hochburgen des Widerstands.

Nachdem die Soldaten Pu Tuidim als menschlichen Schutzschild benutzt hätten, hätten sie ihn erschossen, erklärte „Reporter ohne Grenzen“ und kritisierte den Mord als „grausam, zynisch, barbarisch“. Der Fall zeige, mit welch unerträglichen Methoden die Junta zunehmend gegen Medien und deren Mitarbeitende vorgehe, sagte Geschäftsführer Christian Mihr. „Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, die gegen Mitglieder der Junta verhängten Sanktionen zu verschärfen, um diese Eskalation des Terrors gegen Journalistinnen und Journalisten zu beenden.“ Vor Pu Tuidims Tod habe „Khonumthung Media Group“ einen Artikel über Zivilisten publiziert, die von den Truppen der Junta als menschliche Schutzschilde benutzt würden.

Ende Dezember war im Bundesstaat Kayin (auch als Karen bekannt) bereits der Journalist Sai Win Aung nahe der Grenze zu Thailand erschossen worden. Elf Tage zuvor war bekannt geworden, dass der freie Fotograf Soe Naing vom Militärregime zu Tode gefoltert worden war. Laut „Reporter ohne Grenzen“ sind in dem südostasiatischen Land derzeit mindestens 59 Medienschaffende inhaftiert. Auf der weltweiten Rangliste zur Pressefreiheit liegt Myanmar aktuell auf Platz 140 von 180 Ländern.

Länder und Sender verlängern Corona-Ausfallfonds für TV-Produktionen

Berlin (epd). Fast alle Bundesländer sowie die vier großen Sendergruppen ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 wollen Produktionsunternehmen auch weiterhin entschädigen, wenn sie die Dreharbeiten für Auftragsproduktionen infolge der Corona-Pandemie unterbrechen müssen. Die Allianz Deutscher Produzenten bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag, dass in Bayern, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen bereits wieder Anträge für den bis zum 30. Juni verlängerten Ausfallfonds II eingereicht werden können. Das Land Thüringen hat sich aus der Kooperation, die ursprünglich zum 30. September 2021 auslief, verabschiedet.

Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz, sagte dem epd: „Das sind gute Nachrichten, und ich danke dem Bund, den Ländern und den Sendern für ihr Engagement.“ Er sei optimistisch, dass die Branche bei coronabedingten Schäden auch in Zukunft nicht alleingelassen werde. Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein befinden sich noch in Ratifizierungsgesprächen für die Verlängerung des Fonds.

Der Ausfallfonds II existiert seit Anfang 2021 und hat einen Umfang von 48 Millionen Euro. Pro Projekt kann die Höhe der Ausgleichsleistungen bis zu 57,5 Prozent des anerkannten Covid19-Ausfallschadens betragen, die Sender beteiligen sich mit weiteren 32,5 Prozent. Die Selbstbeteiligung der Produktion beträgt 10 Prozent, mindestens aber 10.000 Euro.

Die damalige Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters (CDU), hatte im September 2020 einen ersten Ausfallfonds für die Übernahme pandemiebedingter Kosten bei Kinofilmproduktionen und hochwertigen Serienproduktionen eingerichtet. Dieser hatte ein Volumen von 50 Millionen Euro. Anfang 2021 war der Ausfallfonds II eingerichtet worden, der auch für Fernsehproduktionen in Anspruch genommen werden kann.

Chefredakteur der "Herder Korrespondenz" geht zu "Cicero"

Freiburg/Berlin (epd). Volker Resing, seit 2014 Chefredakteur der katholischen Monatszeitschrift „Herder Korrespondenz“, wechselt als Ressortleiter „Berliner Republik“ zum konservativen Magazin „Cicero“. Wie der Herder Verlag am Freitag in Freiburg mitteilte, wird Resing seine Position zum 31. Januar auf eigenen Wunsch abgeben, aber als Berater und Autor weiter mit Verlag und Zeitschrift zusammenarbeiten. Kommissarisch übernimmt die Chefredaktion Resings Stellvertreter Stefan Orth.

Resing, Jahrgang 1970, war seit 2014 Chefredakteur der „Herder Korrespondenz“. Verleger Manuel Herder sagte, Resing habe Zeitschrift und Verlag „mit neuem Schwung versehen“. Zuvor war Resing Redakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin sowie Hauptstadt-Korrespondent für verschiedene Tages- und Kirchenzeitungen.

Neue Doppelspitze im Meinungsressort der taz

Berlin (epd). Bei der „tageszeitung“ (taz) leiten künftig Susanne Knaul und Silke Mertins das Meinungsressort. Mertins (56) ergänze ab dem 15. Februar Knaul als Co-Chefin und löse damit Stefan Reinecke ab, der sich wieder in Vollzeit seiner Arbeit als Autor im Parlamentsbüro widmet, teilte der taz-Verlag am Freitag in Berlin mit.

Das Meinungsressort der taz sei klein, erklärte Chefredakteurin Ulrike Winkelmann: „Aber in einer so meinungsfreudigen Redaktion wie der taz ist es umso wichtiger, dass jemand mit dem klaren, unbestechlichen Blick einer Silke Mertins das Profil der Zeitung zu schärfen hilft.“

Mertins war ab 1995 zunächst landespolitische Korrespondentin bei der taz in Hamburg. Später war sie „Tagesthema“-Redakteurin in der Berliner taz-Zentrale, ging für sechs Jahre nach Israel und berichtete von dort auch für die „Financial Times Deutschland“ und die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“. Seit 2016 ist sie in der Meinungsredaktion der taz.

Susanne Knaul (60) war 20 Jahre lang Israel- und Palästina-Korrespondentin der taz, bevor sie 2019 nach Berlin zog und in der taz-Zentrale einstieg. Die Meinungsredaktion publiziert nach eigenen Angaben täglich vier bis fünf Kommentare sowie tägliche und wöchentliche Debatten und Essays.

lob

Marcel Wagner leitet ab April das SWR-Studio in Tübingen

Tübingen (epd). Marcel Wagner (44) übernimmt im April die Leitung des SWR-Studios Tübingen. Er folge auf Andreas Narr (65), der in den Ruhestand gehe, teilte der SWR am Freitag in Stuttgart mit. Das Tübinger Studio ist für ein Gebiet von der Schwäbischen Alb bis zum Nordschwarzwald zuständig, dort arbeiten rund 60 Mitarbeiter.

Marcel Wagner wuchs in Oberhausen im Ruhrgebiet auf. In Bonn und Paris studierte er Germanistik und Geschichte. Zum SWR kam er im Jahr 2008 als Volontär, dann wurde er Reporter im Studio Tübingen. Anschließend arbeitete er als Reporter und Redakteur für Radio, Fernsehen und Online, später als Referent der Landessenderdirektion Baden-Württemberg in Stuttgart. 2015 übernahm er dort die Leitung der Redaktion SWR International. Ab Sommer 2016 leitete er das ARD-Hörfunkstudio in Paris. 2021 kehrte er nach Tübingen zurück und leitete bis jetzt die multimediale Redaktion des SWR-Studios.

Sein Vorgänger Andreas Narr begann seine journalistische Karriere 1983 als freier Mitarbeiter im damaligen SWF-Studio Tübingen. 1998 hatte er die Leitung des SWR-Studios übernommen. Er ist Mitbegründer der „Tübinger Mediendozentur“, die den journalistischen Nachwuchs fördert, und Vorsitzender des Tübinger Presseclubs.

lbw

Medienexperte: Soziale Medien bieten Chancen für Journalismus

Köln (epd). Die sozialen Medien haben nach Einschätzung des Kommunikationswissenschaftlers Carsten Reinemann nicht zu mehr Hass und Aggression geführt. Twitter, Facebook und andere Netzwerke bildeten lediglich die in der Gesellschaft vorhandenen Meinungen ab, erklärte der Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Freitag bei einer Online-Konferenz der Civis Medienstiftung: „Soziale Medien sind nicht an sich böse, sie bieten auch Chancen.“

Seit dem Jahr 2000 hätten die sozialen Netzwerke einen starken Bedeutungszuwachs erlebt, erklärte Reinemann. Als Recherchequelle genutzt, wirkten sie auch auf den klassischen Journalismus ein. „Alle Studien sehen eine Verbesserung der Berichterstattung der etablierten Medien“, sagte der Wissenschaftler. Dies zeigten neue Themen und Berichte über Personengruppen, die zuvor nicht wahrgenommen wurden.

Die Zeitungen, Radio- und Fernsehsender würden dabei aber die subjektive Art und Weise der sozialen Medien keineswegs übernehmen, erläuterte Reinemann. „Deutschland ist im internationalen Vergleich absolut spitze bei ausgewogener Berichterstattung“, sagte er. Überdies zeigten sich deutliche Unterschiede bei den Inhalten, eine „Gleichschaltung“ der etablierten Medien sei nicht feststellbar.

In den sozialen Medien gebe es zwar antidemokratische Äußerungen, sie spiegelten aber lediglich die Auffassung von Minderheiten wider, sagte die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl. Häufig werde durch eine gezielte Strategie eine große Masse nur vorgetäuscht, auch möglichst harte Provokation sorge für Aufmerksamkeit. Allerdings dürften antidemokratische und menschenfeindliche Äußerungen nicht unwidersprochen bleiben, betonte die Rechtsextremismusexpertin.

Eine „klare Kante“ gegenüber Hassbotschaften forderte auch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD). Straftaten im Netz müssten verfolgt werden. Zugleich sagte die Politikerin, sie wolle die friedliche Diskussionskultur fördern. Gerade während der Corona-Pandemie sei die Sensibilität der Bevölkerung gegenüber systematischen Lügen und destruktiven Äußerungen eher noch gewachsen.

Die Civis Medienstiftung setzt sich dafür ein, dass elektronische Medien zu friedlichem Miteinander, Integration und kultureller Vielfalt in Europa beitragen. Sie vergibt regelmäßig den Europäischen Medienpreis für Integration. Partner sind unter anderem die ARD, der ORF und Arte sowie das Europäische Parlament.

Bewerbungsfrist für Grimme Online Award startet

Marl (epd). Ab Samstag können Bewerbungen für den Grimme Online Award eingereicht werden. Webseiten, Apps, Podcasts, Social-Media-Angebote oder andere online veröffentlichte besondere Leistungen mit publizistischem Charakter können sich bis zum 1. März bewerben, wie das Grimme-Institut am Freitag in Marl mitteilte. Über ein Online-Formular können sowohl Anbieter als auch Nutzerinnen und Nutzer Vorschläge machen. Die Auszeichnung wird in den vier Wettbewerbskategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie Spezial vergeben und soll am 23. Juni in Köln verliehen werden.

Gerade in Pandemiezeiten seien demokratieförderliche Informations-, Kultur- und Wissensangebote wichtiger denn je, erklärte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. „Aber ich freue mich auch auf Netzangebote im Wettbewerb, die das Ernsthafte und Anspruchsvolle mit etwas Leichtigkeit vermitteln, uns gekonnt unterhalten, einfach auch mal Spaß machen.“

Eine Nominierungskommission wird die eingereichten Beiträge zunächst sichten und Anfang Mai bis zu 28 Angebote nominieren. Aus dieser Auswahl wird eine Jury dann bis zu acht Preisträger bestimmen, die bei der Preisverleihung am 23. Juni bekannt gegeben werden.

lwd

"Jan-Fedder-Promenade" am Hamburger Hafen eingeweiht

Hamburg (epd). Am Hamburger Hafen ist am Freitag die „Jan-Fedder-Promenade“ eingeweiht worden. Der Hamburger Volksschauspieler wäre an diesem Tag 67 Jahre alt geworden. Die belebte Uferpromenade zwischen Landungsbrücken und Baumwall hatte bisher offiziell keinen Namen. Die Benennung sei das schönste Geburtstagsgeschenk, das ihr Mann je bekommen habe, sagte Witwe Marion Fedder bei der Feierstunde an den Landungsbrücken. Der Hamburger Hafen sei seine Heimat gewesen. „Jan würde sagen: 'Fedder geht's nicht!'“

Innensenator Andy Grote (SPD) erinnerte daran, dass am Hafen der Lebensmittelpunkt von Jan Fedder gewesen sei. Hier habe die Kneipe seiner Eltern und die Tankstelle seines Großvaters gestanden. Nur wenige Menschen würden so für Hamburg und die Polizei stehen wie der „Ehrenkommissar“ Jan Fedder.

Jan Fedder (1955-2019) hat von 1990 an in der ARD-Vorabendserie „Großstadtrevier“ den Polizisten „Dirk Matthies“ gespielt und ihm zum Kultstatus verholfen. 2000 wurde Fedder Ehrenkommissar der Hamburger Polizei. In der Fernseh-Satire „Neues aus Büttenwarder“ verkörperte er den Bauern Kurt Brakelmann. Seine erste größere Rolle hatte er 1981 in dem Film „Das Boot“. Später spielte er in mehreren Filmen den „Hafenpastor“, außerdem war er in den Siegfried-Lenz-Verfilmungen „Das Feuerschiff“ und „Der Mann im Strom“ zu sehen. Fedder starb mit 64 Jahren in Hamburg an einer Krebserkrankung.

Jan Fedder habe wie kaum ein anderer die Hamburger Seele verkörpert, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Unvergesslich sei die große Anteilnahme gewesen, mit der Hamburg vor zwei Jahren Abschied von ihm genommen habe. „Wir werden uns hier immer gerne an einen kantigen Typen erinnern, der für immer zu Hamburg gehört.“

Kurz nach Fedders Tod am 30. Dezember 2019 hatte sich die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte im Januar 2020 für eine entsprechende Ehrung eingesetzt. In Hamburg ist es Tradition, dass bedeutende Persönlichkeiten frühestens zwei Jahre nach ihrem Tod mit einem Straßennamen geehrt werden.