Studie: Medien stellen Gewalt gegen Frauen verzerrt dar

München (epd). Einer Studie zufolge stellen Medien gewalttätige Übergriffe gegen Frauen verzerrt dar. Bei der Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt im deutschen TV fehlten eine stärkere Einbeziehung der Betroffenen-Perspektive, häufig Vorabwarnungen über den Inhalt sowie Hinweise auf Hilfsangebote für Betroffene, teilte die MaLisa Stiftung am Montag in München mit. Zudem würden die fiktiven Geschichten oft ohne eine Beschreibung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auskommen. Anlass für die Untersuchung ist der „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November.

Geschlechtsspezifische Gewalt kommt demzufolge in rund einem Drittel (34 Prozent) der Sendungen vor. Häufig handele es sich dabei um explizite und schwere Gewalt gegen Frauen und Kinder. Sie werde in unterschiedlichen Programmsparten und Genres dargestellt, am häufigsten jedoch in fiktionalen Programmen (66 Prozent); innerhalb dieser meist in Krimi-Serien (26 Prozent) und Spielfilmen (13 Prozent). Die Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt kämen nur in acht Prozent der Darstellungen ausführlich selbst zu Wort.

Für die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen. Eine Medieninhaltsanalyse“ wurde den Angaben zufolge eine repräsentative Stichprobe der Programme von acht TV-Sendern (Das Erste, ZDF, RTL, RTLzwei, Vox, ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins) analysiert, die 2020 zwischen 18 und 22 Uhr ausgestrahlt wurden.

Schauspielerin Maria Furtwängler, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung, sagte, Medien prägten unsere Wahrnehmung der Realität, dadurch hätten sie eine besondere Verantwortung, gerade bei einem gesellschaftlich so dringlichen Thema wie Gewalt gegen Frauen. „Wenn wir diese verzerrt darstellen, werden wir eher ein Teil des Problems, dabei können und sollten wir Teil der Lösung sein.“

Der Geschäftsführer der Ufa GmbH, Joachim Kosack, fügte hinzu, die Ergebnisse der Untersuchung rüttelten auf. „Bei der Entwicklung unserer Stoffe reflektieren wir viel zu wenig, dass immer wieder stereotypisierte Erzählmuster wiederholt werden.“ Er kündigte an, sich die Produktionsfirma in Workshops intern mit dem Ausgang der Studie auseinandersetzen wolle.

Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Wismar und der Universität Rostock. Die MaLisa Stiftung und die Ufa GmbH förderten und initiierten die Untersuchung. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.

ema

Kameraleute einigen sich mit RTL auf neue Erlösbeteiligung

Köln (epd). Kameraleute werden künftig am Erlös erfolgreicher Fiction-Produktionen, die zwischen 20 und 23 Uhr bei RTL und Vox zu sehen sind, schneller beteiligt. Darauf einigten sich RTL Deutschland und der Bundesverband Kinematografie (BVK), wie RTL Deutschland am Montag in Köln mitteilte. Mit den sogenannten Gemeinsamen Vergütungsregelungen (GVR) „Primetime Fiction 2022“ bekommen Kameraleute Sonderzahlungen, wenn ihre Produktionen deutlich mehr Publikum erreichen als der Durchschnitt. Der neue Abschluss berücksichtige ein verändertes Zuschauerverhalten und moderne Erfassungsmethoden auch beim Streaming, hieß es weiter. Die GVR gilt für Produktionen mit Drehstart ab dem 1. Januar 2022.

Die Reichweitenbeteiligungen sind demzufolge nach Gattung und Kosten der Produktion gestaffelt. Dadurch bekommen insbesondere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die an günstigen Produktionen beteiligt waren, schneller Geld. Basis für die Reichweitenreferenzen sind nun Zahlen der AGF Videoforschung, ergänzt um feste Multiplikatoren für On-Demand-Nutzung. Die Referenzwerte seien im Vergleich zu vorhergehenden Regelungen deutlich abgesenkt worden.

Berufsverbände streiten seit langem dafür, dass ihre Mitglieder an den Umsätzen insbesondere der Nachnutzung von TV-Produktionen beteiligt werden. Der BVK hatte sich 2016 mit ProSiebenSat.1 und mit RTL erstmals 2017 auf Erlösbeteiligungen geeinigt. Die öffentlich-rechtlichen Sender lehnen ähnliche Regelungen laut BVK bisher ab.

„Wir bedauern es sehr, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender sich regelmäßig, systematisch und vorsätzlich verweigern, zielführende und vertrauensvolle Verhandlungen mit den Urheberverbänden zu führen“, sagte BVK-Geschäftsführer Michael Neubauer dem Evangelischen Pressedienst (epd) in München. Es sei schon seltsam, dass jene Sendergruppen, die sich am freien Markt behaupten müssen, eher zu Vereinbarungen bereit seien als ARD und ZDF.

amk

Kroatische Polizei nimmt "Tagesspiegel"-Reporter fest

Berlin (epd). Der „Tagesspiegel“-Reporter Sebastian Leber ist am Wochenende von der kroatischen Grenzpolizei wegen des Vorwurfs des illegalen Grenzübertritts und des Menschenschmuggels festgenommen worden. Wie die Berliner Zeitung am Sonntagabend mitteilte, wurde Leber nach 24 Stunden wieder entlassen und wird am Montag nach Berlin zurückreisen. Die „Tagesspiegel“-Chefredaktion wies „den Versuch, unabhängige journalistische Berichterstattung zu kriminalisieren und somit die Pressefreiheit einzuschränken, auf das Schärfste zurück“.

Der Reporter war nach Angaben der Zeitung im Auftrag der Redaktion an die Grenze gereist, um über die Situation der Flüchtlinge im Grenzgebiet und ihre umstrittene Rückführung durch die kroatische Polizei zu berichten. Nach seiner Festnahme habe die kroatische Staatsanwaltschaft keine Anhaltspunkte für den Straftatbestand des Menschenschmuggels gesehen und sich geweigert, eine Anklage zu erheben.

In einem anschließenden Ordnungswidrigkeitsverfahren, das die kroatische Polizei angestrengt hatte, habe das Gericht in einem Schnellverfahren den Reporter ebenfalls vom Vorwurf des Menschenschmuggels freigesprochen. Lediglich wegen des Grenzübertritts habe das Gericht eine Geldstrafe von umgerechnet 500 Euro verhängt.

lob

Berichte: Neue Taliban-Richtlinien gegen Frauen in TV-Serien

Frankfurt a.M. (epd). TV-Serien ohne Schauspielerinnen: Mit neuen Richtlinien wollen die Taliban in Afghanistan laut Medienberichten Frauen aus Fernsehserien und Soaps verbannen. Demnach sollen laut den Vorgaben des Ministeriums für die Förderung von Tugend Fernsehsender künftig von der Ausstrahlung von Stücken mit weiblichen Darstellern absehen, wie internationale Medien am Montag meldeten.

Auch Filme, die als Verstoß gegen die Prinzipien des islamischen Rechts und afghanischer Werte gesehen würden, dürften den Richtlinien vom Sonntag zufolge nicht mehr gezeigt werden, meldete der britische Sender BBC. Ebenso wenig sollten Männer zu sehen sein, bei denen etwa Bauch oder Oberschenkel entblößt sind.

Comedy- oder Unterhaltung-Shows, die als anstößig aufgefasst werden könnten, stünden ebenfalls auf dem Index. Auch ausländische Filme, die fremde kulturelle Werte transportierten, sollten nicht ausgestrahlt werden. Für Journalistinnen und Moderatorinnen im Fernsehen sei klar auf eine Pflicht zum Verhüllen des Kopfes verwiesen worden.

svo

Radionachwuchspreis "Hinhörer 2020" verliehen

Berlin (epd). Mit einem Jahr coronabedingter Verspätung sind die Journalistinnen Fenja Schünemann und Esther Wilka sowie ihr Kollege Christopher Müller in Berlin mit dem „Hinhörer 2020“ ausgezeichnet worden. Fenja-Schünemann bekam den Nachwuchspreis für junge Radiojournalistinnen und -journalisten für ihren bei Radio Oldenburg ausgestrahlten Beitrag „Gender-Medizin“, wie die Jury um WDR-Moderator Andreas Bursche und RBB-Abendschau-Moderatorin Eva-Maria Lemke am Samstag mitteilte.

Esther Wilka erhielt einen Sonderpreis für ihren Beitrag „Veranstaltungstechnik - eine Branche vor dem Aus?“, der im Campusradio „Funkloch“ der Hochschule Darmstadt gesendet wurde. Christopher Müller wurde für die Reportage „Protestaktion am Ostbahnhof“ im LUX-Radio der Hörfunkschule Frankfurt ausgezeichnet.

Die drei Gewinner sowie drei weitere Nominierte durften im Rahmen der Verleihung an einem Medien-Wochenende in Berlin teilnehmen. Sie erhielten unter anderem einen Mobile-Reporting Workshop in der Bundeshauptstadt.

Ziel des „Hinhörer“ ist es den Angaben zufolge, junge Journalistinnen und Journalisten im Alter von 16 bis 24 Jahren zu fördern. Der Hörfunkpreis wird gemeinsam von der Hörfunkschule Frankfurt und der Evangelischen Journalistenschule in Berlin ausgelobt.

lob