Kirche und Politik

Im Südwesten sind 7,7 Millionen wahlberechtigt

Stuttgart (epd). In Baden-Württemberg dürfen am kommenden Sonntag 7,7 Millionen Frauen und Männer an der Bundestagswahl teilnehmen. Bei der zurückliegenden Wahl 2017 gaben knapp sechs Millionen ihre Stimme ab, die Wahlbeteiligung lag im Südwesten bei 78,3 Prozent, teilte das Statistische Landesamt am Montag in Stuttgart mit. Die höchste Wahlbeteiligung gab es 1972 mit 90,2 Prozent.

Baden-Württemberg hat 38 Bundestagswahlkreise. Sie gingen vor vier Jahren allesamt an die CDU. Insgesamt ist der Südwesten mit 96 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Die meisten Wahlkreise gibt es mit 64 in Nordrhein-Westfalen, Bremen hat dagegen nur zwei Wahlkreise.

Im Südwesten kämpfen 747 Kandidaten um ein Mandat. Dazu umwerben sie auch die knapp 400.000 jungen Menschen, die erstmals wählen dürfen. Ungültig waren bei der Wahl 2017 im Südwesten jede hundertste Zweitstimme sowie 1,2 Prozent der Erststimmen. (2168/20.09.2021)

Nachwuchspfarrer in Baden starten Probedienst

Karlsruhe (epd). Zwölf Frauen und Männer beginnen ihren Probedienst als Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden. Dazu werden sie in den kommenden Wochen eingesegnet, teilte die Landeskirche am Montag in Karlsruhe mit. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh nannte die angehenden Gemeindepfarrer „Freudenbotinnen und Freudenboten“: „Sie werden Pfarrerinnen und Pfarrer, um nah bei den Menschen zu sein und mit ihnen gemeinsam Verantwortung für das Leben vor Ort zu übernehmen.“

Voraussetzung für den Probedienst ist ein abgeschlossenes Theologiestudium sowie eine zweijährige Ausbildungszeit, das sogenannte Lehrvikariat. Für den Berufseinstieg, den zweijährigen Probedienst, haben sie noch einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite. Die Landeskirche werbe kontinuierlich um theologischen Nachwuchs, hieß es weiter.

Für ihren Probedienst, der mit der Ordination beginnt und zwei Jahre dauert, sind die acht Theologinnen und Theologen in Freiburg (Johanneskirche), Villingen (Paulusgemeinde), Singen (Kirchenbezirk Konstanz), Zuzenhausen/Sinsheim (Kraichgau), Karlsruhe-Durlach, Lahr, Neckarelz/Neckarzimmern (Mosbach) und Eppelheim (südliche Kurpfalz) eingesetzt. Die weiteren Pfarrerinnen und Pfarrer im Probedienst haben ihre Einsatzorte unter anderem in Freiburg (Petrus- und Paulusgemeinde), Karlsruhe-Wolfartsweier und Buchen (Adelsheim-Boxberg). (2166/20.09.2021)

Früherer Landessynodaler und Popularmusiker Dalferth gestorben

Crailsheim/Stuttgart (epd). Winfried Dalferth, früherer Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Crailsheim und ehemaliges Mitglied der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, ist tot. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit am 17. September, wie der Sprecher des Synodengesprächskreises „Evangelium und Kirche“, der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag bestätigte. Dalferth hatte sich als Liedermacher unter dem Namen „Daffy“ in der Kirche einen Namen gemacht und warb für eine stärkere Berücksichtigung von Popularmusik im kirchlichen Leben.

Der 1953 in Stuttgart geborene Sohn eines Diakons und Filmtechnikers durchlief die Seminare Maulbronn und Blaubeuren und studierte in Tübingen und Wien evangelische Theologie. Nach der Vikarszeit war er fünf Jahre Geschäftsführer von „Kirche unterwegs“, danach von 1987 bis 1991 kirchlicher Beauftragter für den lokalen und privaten Hörfunk in der Prälatur Heilbronn. Von 2008 bis zu seiner Pensionierung 2016 arbeitete er als Dekan in Crailsheim.

Von 1996 bis 2013 gehörte Dalferth der Landessynode an, war dort Vorsitzender des Ausschusses für Mission und Ökumene und von 2011 bis 2018 Vorsitzender des landeskirchlichen Islambeirats. Seinen Ruhestand verbrachte er in Öhringen, wo er am kommenden Freitag auch beerdigt werden soll.

Der verheiratete Vater von zwei Kindern hat nicht nur über 60 Lieder geschrieben, er galt auch als Experte für Gitarrenspieltechnik. Zudem veröffentlichte er mehrere Gitarrenbücher und war Mitherausgeber des Gitarrenbuchs zum Evangelischen Gesangbuch. (2171/20.09.2021)

Preisverdächtig: "Mühlengärtle" ist beispielhaftes Ehrenamt

Schülerinnen spenden Einnahmen chronisch kranken Menschen

Von Susanne Lohse (epd)

Gemmingen (epd). Die Lust auf Gartenarbeit verspürten im Frühjahr 2020 viele Menschen. Grete Zürn aus Gemmingen im Landkreis Heilbronn brachte der erste Lockdown zugleich auf die Idee, mit Pflanzen etwas Gutes zu tun. Der Erlös ihrer Blumen- und Gemüsesetzlinge sollte kranken Menschen zukommen. „Ich hatte früher schon einmal Gelder aus einem Projekt für chronisch Kranke gespendet“, sagt die 16-Jährige.

Heute, eineinhalb Jahre später, ist ihr Projekt „Mühlengärtle“ für den Publikumspreis des Deutschen Engagement-Preises in Baden-Württemberg nominiert. Bis 20. Oktober kann die Schülerin, die zusammen mit ihrer Schwester und einer Freundin das „Mühlengärtle“ ins Leben gerufen hat, noch Stimmen für den mit 10.000 Euro dotierten Preis einsammeln. Bundesweit haben sich 403 Projekte dafür qualifiziert, davon 24 aus Baden-Württemberg. Die Preisverleihung soll im Dezember in Berlin stattfinden.

Zu den Bewerbern aus dem Südwesten zählen unter anderen das Projekt „Seadlons“ aus Karlsruhe, das sich für Mikrokredite für weibliche Kleinbäuerinnen in Uganda einsetzt, oder „All Sky View“ aus Geislingen, dessen Initiatoren ein Gerät zur Messung von Lichtverschmutzung entwickelt haben. Alle Nominierten sind bereits Preisträger anderer Engagementpreise.

Der Deutsche Engagementpreis wird seit 2009 vom Bündnis für Gemeinnützigkeit in fünf Kategorien sowie als Publikumspreis verliehen. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Deutschen Fernsehlotterie und der Deutschen Bahn Stiftung gefördert. Ziel des Anerkennungspreises ist es, freiwilliges Engagement zu unterstützen.

So hatte das „Mühlengärtle“ bereits Platz eins beim Jugend Diakoniepreis der Diakonie und der evangelischen Jugend in Württemberg und Baden belegt und war einer der vier Preisträger der Hertie-Stiftung. Diese Stiftung fördert Projekte, die sich Krankheiten des Nervensystems widmen.

Rund 1.000 Pflanzen haben Grete und ihre Schwester Carlotta zusammen mit der gemeinsamen Freundin Nina Waidler gezogen: Sonnenblumen, Malven, Gurken, Zucchini, Mangold, zehn verschiedene Tomatensorten. Kräuter füllten zudem zwei Etagen im Gewächshaus. Etwa 1.500 Euro kamen aus dem Verkauf der Pflanzen zusammen. Im Winter setzte das „Mühlengärtle“ die Spenden-Sammelaktion mit einer Backaktion fort. Die etwa 40 Kilo Plätzchen brachten weitere 900 Euro ein.

Betroffen von einem Mukoviszidose-Fall im Bekanntenkreis beschlossen die Schülerinnen, über die wenig bekannte Stoffwechselkrankheit, bei der zäher Schleim nach und nach die Zellen und Organe verstopft, aufzuklären. Über soziale Medien erreichte das zunächst lokale Projekt eine große Reichweite. „Eines Tages bekamen wir aus Hannover ein Paket mit Blumentöpfen geschickt“, erinnert sich die 19-jährige Carlotta.

Überwältigt waren die Schülerinnen, dass auch die Hertie-Stiftung ihren Einsatz mit 5.000 Euro Preisgeld auszeichnete. „Das flossen die Tränen, da explodierten die Gefühle“, erinnert sich Nina Waidler an den Moment, als die Stiftung anrief. Mit dem Preisgeld und dem Erlös der Pflanzen- und Backaktion unterstützt das Trio den örtlichen Mukovizidose-Verein sowie junge Menschen, die an der Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) erkrankt sind.

In knapp zwei Jahren haben Grete, Carlotta und Nina fast 9.000 Euro gespendet. Es sei schön, „über so eine große Summe Geld selbst entscheiden zu dürfen“, sind sich die drei einig. Wichtiger seien jedoch die persönlichen Gespräche, die über die Spendenaktion zustande gekommen seien und das „Gefühl, als junger Mensch etwas bewegen, helfen zu können“, betont Nina Waidler. (2166/20.09.2021)

Kultur

Erneut "Geteiltes Lesen" im Schloss Heidelberg

Heidelberg (epd). An historischer Stätte ist an diesem Sonntag (26. September) erneut Literatur zu hören: Das Veranstaltungsformat „Shared Reading“ (Geteiltes Lesen) beginnt um 15 Uhr im Apothekerturm des Schlosses Heidelberg. Die Teilnehmenden lesen bei dieser Veranstaltung gemeinsam eine Kurzerzählung und ein Gedicht, heißt es in einer Mitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten vom Montag.

Die Idee stammt aus Großbritannien. Das gemeinsame Lesen verbinde die Menschen und rege den Austausch über die Texte an, unabhängig von Bildung und sozialem Hintergrund, so die Veranstalter. Ausgebildete Lesemoderatoren wählen die Literatur aus und führen die Lesungen an den unterschiedlichsten Orten der Stadt durch: in Kulturinstitutionen, Buchhandlungen, Jugendzentren, Vereinen, Altersheimen und auch im Schloss Heidelberg. Unterstützt wird das „Shared-Reading“-Projekt von der Robert-Bosch-Stiftung und der Stadt Heidelberg. (2170/20.09.2021)

Vermischtes

Studie: Corona-Impfung nicht an Thrombosen schuld

Tübingen (epd). Die Corona-Impfung ist nach Einschätzung von Tübinger Medizinern nicht verantwortlich für Blutgerinnsel, wie sie in seltenen Fällen nach der Spritze beobachtet werden. Eine am Montag veröffentlichte Studie, die 160 Geimpfte untersucht hat, zeigt, dass sich das Blutbild von Menschen mit Komplikationen und solchen ohne nicht wesentlich unterscheidet. Deshalb führe die Immunantwort des Körpers offenbar nicht zur Bildung der Antikörper, die für die Blutgerinnsel verantwortlich gemacht werden.

Nachdem es in seltenen Fällen innerhalb von sechs Wochen nach Impfungen mit vektorbasierten Covid-Impfstoffen zu Blutgerinnseln in Gehirn oder Bauch gekommen war, wollte es ein Tübinger Forschungsteam um Professor Tamam Bakchoul genauer wissen. Bekannt war bereits, dass die Bildung von Antikörpern gegen ein Protein namens „Plättchen-Faktor 4 (PF4)“ Thrombosen dieser Art bewirken kann. Bei der Untersuchung ließ sich dann aber keine Korrelation zwischen der Menge dieser Antikörper bei Menschen mit Blutgerinnseln und solchen ohne feststellen. Das Studienergebnis wurde im Fachmagazin „Fachzeitschrift New England Journal of Medicine“ publiziert. (2169/20.09.2021)