Kirche und Politik

Mitautor: Evangelische Gemeinden reagieren kaum auf ForuM-Studie

Fürth (epd). Nicht viele evangelische Kirchengemeinden beschäftigen sich bislang mit den Ergebnissen der ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie. Das hat der Mitautor der Studie, Thomas Großbölting, vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Hamburg, bei einer Online-Veranstaltung des Dekanats Fürth am Dienstagabend gesagt.

Anders als bei katholischen Kirchengemeinden nach Studien über Missbrauch in katholischen Einrichtungen und Gemeinden, habe es von evangelischen Gemeinden kaum Reaktionen auf die Ergebnisse der ForuM-Studie gegeben, sagte Großbölting. Er führte das auf ein „stark etabliertes Selbstbildnis“ der Evangelischen zurück, „die bessere Kirche“ zu sein.

Dabei hat die ForuM-Studie klar spezifische evangelische Faktoren festgestellt, die zu sexuellem Missbrauch führen konnten, erläuterte Großbölting: Einer von ihnen sei das evangelische Pfarrhaus. In ihm werde oft wenig zwischen privat und beruflich unterschieden, was zu einer „Rollendiffusion“ führe.

Ein weiterer Befund ist nach seinen Angaben ein „Harmonisierungszwang“ in der evangelischen Kirche. Der lasse es nicht zu, dass durch von Missbrauch Betroffene „die Gemeinde gesprengt wird“. Konflikte würden nur kurz ausgetragen und zwischen „guten“ und „schlechten“ Betroffenen unterschieden. Schlechtere Betroffene seien jene, die sich nicht auf „Sprachspiele rund um Schuld und Vergebung“ einlassen würden.

Außerdem fördere sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche, dass man sich als partizipative Kirche wahrnehme, in der alles von vielen entschieden werde, erläuterte der Studien-Co-Autor. Das führe dazu, dass Machtmissbrauch weniger genau angeschaut würde und sich niemand dafür verantwortlich fühle, den Zusammenhängen nachzugehen: „Evangelische Freiheiten können so negative Auswirkungen haben.“

Laut Großbölting kann auch die Auslegung der Rechtsfertigungslehre dabei eine Rolle spielen, dass die Evangelischen diejenigen, die Schuld begingen, mehr beachteten, als jene, die von Machtmissbrauch und Gewalt betroffen seien.

Die Online-Veranstaltung des Dekanats Fürth besuchten am Abend 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die geringe Zahl gebe ihm zu denken, sagte der Fürther Dekan Jörg Sichelstiel, denn „vor Ort liegt die Verantwortung“.

Ende Januar hatte ein Forscher-Team seine ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie vorgestellt. Darin ist von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede. Die Forscher gehen aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Die bayerische Landeskirche hatte 129 beschuldigte Personen für den Zeitraum 1917 bis 2020 für die Studie identifiziert. (00/1299/24.04.2024)

Augsburg: Missbrauchsbeauftragte treten aus Protest zurück

Augsburg (epd). Zwei von drei Missbrauchsbeauftragten in der katholischen Diözese Augsburg legen offenbar Ende des Monats ihre Ämter aus Protest gegen die Bistumsleitung nieder. Wie die „Augsburger Allgemeine“ (Mittwoch) berichtet, erheben Angelika Hauser und Rupert Membarth in einem gemeinsamen Interview mit der Tageszeitung schwere Vorwürfe gegen den Führungsstab um Bischof Bertram Meier.

Die Verantwortlichen im Bistum hätten „vielfach nicht auf Kritik, die wir intern übten, geantwortet“, sagte Membarth und ergänzte, mit der Zeit habe sich „der Eindruck verfestigt, dass wir dem Bistum zu unbequem sein könnten“. Er habe erwartet, „dass man uns aufgrund unserer Expertise Vertrauen entgegenbringt. Stattdessen verspürten wir früh ein gewisses Misstrauen uns gegenüber.“

Hauser betonte in dem Interview: „Im Laufe der Zeit wurden wir auch zunehmend von Informationen abgeschnitten.“ Den Missbrauchsbeauftragten sei beispielsweise die Möglichkeit genommen worden, die Personalakten beschuldigter Kleriker einzusehen. „Dies wäre jedoch wichtig gewesen, um zu einer seriösen Plausibilitätseinschätzung von Vorwürfen Betroffener zu kommen“, erklärte sie. Ihnen sei jedoch per E-Mail mitgeteilt worden, „dass dies aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich sei. “Selbst zu Gesprächen des Bistums mit beschuldigten Klerikern hätten sie keine Einladung erhalten. „Dabei hatte Bischof Meier einmal öffentlich absolute Transparenz bei der Missbrauchsaufarbeitung versprochen“, beklagte die bisherige Missbrauchsbeauftragte.

Die beiden Diplom-Psychologen und Psychotherapeuten waren laut der Zeitung im September 2022 als neue Missbrauchsbeauftragte vorgestellt worden. Der dritte Missbrauchsbeauftragte, der Jurist Andreas Hatzung, bedauerte ebenfalls in der „Augsburger Allgemeinen“ die Rücktritte von Hauser und Membarth und sagte, er könne ihre Kritik im Wesentlichen nachvollziehen. „Ich sehe mich dennoch weiter in der Lage, meine Aufgabe als unabhängige Ansprechperson auszuüben“, versicherte er.

Die Bistumsleitung reagierte laut dem Bericht überrascht auf die Ankündigung und bedauerte den Rücktritt der beiden Missbrauchsbeauftragten. Zugleich wies sie den Vorwurf mangelnden Aufklärungswillens „entschieden zurück“. (00/1298/24.04.2024)

CSU, Grüne, Freie Wähler und SPD wollen schärfere Strafen im Landtag

München (epd). Die Fraktionen von CSU, Grünen, Freien Wählern und SPD wollen mit einer Änderung des Abgeordnetengesetzes die Debattenkultur im Bayerischen Landtag stärken. Die geplante Änderung sei nötig, weil „kommunikative Standards seit Einzug der AfD in den Landtag in der letzten Legislaturperiode enormen Schaden genommen“ hätten, teilten die vier Fraktionen am Mittwoch gemeinsam mit. Zentraler Punkt in der Neufassung sind die geplanten Verschärfungen der möglichen Ordnungsmaßnahmen. Am Donnerstag (25. April) geht der Entwurf in die zweite und dritte Lesung und wird voraussichtlich beschlossen.

Die geplante Verschärfung der Ordnungsmaßnahmen betrifft laut Gesetzesentwurf sowohl Störungen bei Plenarsitzungen, als auch außerhalb des Sitzungsbetriebs des Landtags. In Fällen erheblicher oder wiederholter Verletzungen der Ordnung oder der Würde des Landtags soll demnach ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 2.000 Euro festgesetzt werden können, hieß es. Dieses Ordnungsgeld kann im Wiederholungsfall auf bis zu 4.000 Euro erhöht werden. Darüber hinaus kann bei einer nicht nur geringfügigen Verletzung der Hausordnung auch die Präsidentin oder der Präsident des Landtags ein solches Ordnungsgeld festsetzen.

Der parlamentarische Geschäftsführer der Landtags-Grünen, Jürgen Mistol, erläuterte die Notwendigkeit der Gesetzesänderung aus Sicht der vier Landtagsfraktionen: „Die AfD beschimpft und beleidigt, hetzt und macht demokratische Institutionen verächtlich.“ All dies habe „bei der AfD Methode“. Sie provoziere gezielt, um damit Aufmerksamkeit zu generieren: „Selbst für Rügen im Landtag lässt sie sich feiern.“ Sein CSU-Kollege Michael Hofmann sagte: „Wer sich ordentlich benimmt, muss sich wegen eines Ordnungsgeldes nicht sorgen.“ Dass sich die AfD durch die geplante Änderung „besonders angegriffen sieht“, lasse tief blicken. (01/1303/24.04.2024)

Windsbacher singen in Himmelfahrt

München (epd). Kirchenmusik der Extraklasse: Der Windsbacher Knabenchor gibt am Samstag (4. Mai) in der evangelischen Himmelfahrtskirche Sendling ein Konzert. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Bach, Bruckner und Brahms, teilte das Dekanat München am Mittwoch mit. Die Windsbacher zählten zur Spitze der Knabenchöre in Deutschland und seien regelmäßig bei Festivals und Konzertreisen ins Ausland aktiv. Der Windsbacher Knabenchor wurde 1946 gegründet und hat zahlreiche CD-Produktionen eingespielt. (00/1307/24.04.2024)

Landessynode aktuell

Jugendpfarrer: Seelische Gesundheit der Jugend darf nicht egal sein

Coburg (epd). Kirchliche Jugendarbeit darf wegen Kürzungen und Sparzwängen nicht unter den Tisch fallen. Der bayerische evangelische Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche hat in seinem Bericht vor der in Coburg tagenden Synode gefordert, Jugendarbeit müsse „als die Zukunftsperspektive der Kirche auch finanziell gestärkt werden“. Ziel der kirchlichen Jugendarbeit müsse sein, geistliches Leben und die Anschlussstellen der Kirche zu jungen Menschen, etwa bei Angeboten rund um Konfirmation und in der schulbezogenen Jugendarbeit, attraktiver zu machen. Hier sei ein „weg vom Kirchturmdenken“ gefordert.

Fritsche sagte, der Kirche dürfe auch die seelische Gesundheit junger Menschen nicht egal sein. Dafür brauche es Ressourcen. Viele junge Menschen spüren vier Jahre nach der Corona-Pandemie immer noch massive Auswirkungen dieser Zeit. „Ein hoher Prozentsatz junger Menschen ist psychisch belastet“, sagte der Landesjugendpfarrer. Die junge Generation trieben nicht nur die Kriege in der Ukraine und in Nahost, sondern auch Themen wie das Klima oder ihre Altersversorgung um.

Er wolle von der heutigen Jugend aber bewusst nicht von einer „Krisengeneration“ sprechen, sagte Fritsche, sondern von einer „krisenerprobten Jugend“. Die Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland blicke optimistischer in die Zukunft als 2022.

Geschützte Räume für junge Menschen zu schaffen, ist nach den Worten des evangelischen Oberkirchenrats Michael Martin „eine Kernaufgabe der Jugendarbeit“. In solchen Räumen sollten sie „Selbstwirksamkeitserfahrungen“ machen und sich an kirchlichen und gesellschaftlichen Prozessen beteiligen, meinte Martin, der in den Jugendbericht 2024 einführte.

Die ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie habe „schmerzhaft vor Augen geführt“, dass junge Menschen besondere Beachtung benötigten, sagte Martin. „Wo Menschen Opfer sexualisierter Gewalt wurden, geschah dies in aller Regel in der Lebensphase ihrer Kindheit und Jugend“. Deshalb müssten Menschen, die in der Kirche für Jugendliche Verantwortung tragen, besonders in den Bereichen Prävention geschult werden. (00/1310/24.04.2024)

Soziales

Stolz: Veraltete Rollenbilder in der Arbeitswelt über Bord werfen

Frauen eher im Gesundheitswesen tätig, Männer in technischen Berufen

München (epd). Die bayerische Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) hat dazu aufgerufen, Geschlechterklischees und veraltete Rollenbilder in der Arbeitswelt über Bord zu werfen. Anlässlich der bundesweiten Aktionstage „Girls' Day“ und „Boys' Day“ am Donnerstag (25. April) sagte Stolz am Mittwoch, dass junge Menschen immer noch zu selten mit den Berufen in Berührung kämen, die traditionell dem anderen Geschlecht zugeordnet werden. So gebe es nach wie vor mehr Frauen in den sogenannten Care-Berufen und mehr Männer in technischen Berufen.

Das Bayerische Landesamt für Statistik hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die klassische Geschlechteraufteilung bei der Berufswahl noch immer Bestand habe. Weibliche Berufstätige seien nach wie vor besonders häufig im Gesundheitswesen sowie in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen tätig, sagte die stellvertretende Sachgebietsleiterin Miriam Orlowski. Der Anteil der Frauen betrage hier 60 Prozent. Allein im Gesundheitswesen liege ihr Anteil bei gar 77 Prozent. Männer arbeiteten hingegen häufig in den Bereichen Fertigungstechnik, Verkehr, Logistik und Bau. Ihr Anteil liege bei mehr als 75 Prozent, bei Bauberufen sogar bei 92 Prozent.

Besonders stark ausgeprägt seien die Geschlechterunterschiede bei der Berufsausbildung. Wenn es um akademische Abschlüsse geht, sind sie geringer. Als Beispiel nannte das Landesamt das weiblich dominierte Gesundheitswesen: Im akademischen Bereich liege der Männeranteil bei 37 Prozent, bei nicht-akademischen Berufsausbildungen nur 13 Prozent. Ähnlich verhält es sich bei Frauen: Bei den männlich dominierten MINT-Studienabschlüssen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) seien 32 Prozent der Absolventen Frauen, bei nicht akademischen Berufsabschlüssen hingegen nur 23 Prozent.

Angesichts der Zahlen sagte Kultusministerin Stolz, der „Girls‘ Day“ und der „Boys‘ Day“ seien wunderbare Gelegenheiten, Geschlechterklischees und veraltete Rollenbilder hinter sich zu lassen. An diesem Tag sollen Mädchen und Jungen ab der 5. Jahrgangsstufe an Hochschulen und Unternehmen Berufe kennenlernen, in denen der Anteil von Frauen beziehungsweise Männern noch bei weniger als 40 Prozent liege. Das eröffne jungen Menschen ganz neue Perspektiven. Die Aktionstage sind laut Stolz ein fester Bestandteil des Schuljahres und viele bayerische Unternehmen und Institutionen beteiligen sich. (00/1308/24.04.2024)

Kultur und Erinnerung

Gedenkfeiern zum 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau

Dachau (epd). Zum 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 lädt die Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte zu mehreren Veranstaltungen ein. Bereits am Sonntag (28. April) feiert die „Freie Christen Gemeinde Jeschua“ dort einen Gottesdienst. In dieser freikirchlichen Gemeinschaft haben laut einer Mitteilung der Versöhnungskirche viele Sinti und Roma eine geistliche Heimat gefunden. In der NS-Zeit seien mehr als 2.000 antiziganistisch verfolgte Männer und Frauen ins KZ Dachau verschleppt und viele dort ermordet worden. Der Gedenkgottesdienst ist öffentlich und findet in deutscher Sprache statt. Marcella Reinhardt, Mitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, hat ein Grußwort zugesagt.

Am Samstag, 4. Mai, findet am Nachmittag eine Gedenkstunde mit dem Holocaust-Überlebenden Ernst Grube auf dem ehemaligen Schießplatz Hebertshausen statt, der vor zehn Jahren als Gedenkort neu gestaltet worden war. Über 4.000 sowjetische Kriegsgefangene waren hier ab 1941 von Dachauer SS-Männern bei Massenerschießungen ermordet worden. Am frühen Abend folgt die Gedenkfeier für die Opfer des Todesmarschs. Der Überlebende Abba Naor spricht am Mahnmal in Dachau (Theodor-Heuss-Straße/Sudetenlandstraße).

Am Sonntag, 5. Mai, lädt die Klosterkirche Karmel Heilig Blut schließlich zum ökumenischen Gottesdienst von Katholiken, Protestanten und Griechisch-Orthodoxen ein. Im Anschluss findet die jüdische Gedenkfeier und die Befreiungsfeier des Comité International de Dachau in der KZ-Gedenkstätte statt. (00/1300/23.04.2024)

Bewegtes Örtchen: Sonderschau zur Geschichte der Zugtoilette

Nürnberg (epd). Das DB-Museum Nürnberg zeigt ab diesem Freitag (26. April) eine Sonderausstellung zum stillen Örtchen auf Schienen: „Unter Druck. Die Geschichte der Zugtoilette.“ Anhand von 150 Exponaten wird bei der Schau exemplarisch geschildert, wie sich der Umgang mit der Notdurft im Laufe der Zeit gewandelt hat, teilte die Deutsche Bahn mit. Anfangs habe es nämlich gar keine Zugtoiletten gegeben - erst, als die Fahrtstrecken und damit auch die Fahrtzeiten immer länger wurden, wurde der Zug-Abort zum Standard.

Die Sonderausstellung ist in acht Themenbereiche unterteilt. Gezeigt wird unter anderem der Nachttopf aus Reichskanzler Bismarcks Salonwagen, aber auch formschöne Seifenspender und hochmoderne Toiletten sind zu sehen. Zur Klo-Schau gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Neben einem Toiletten-Quiz-Abend mit Quizmaster Kevin Dardis (Big Kev) werden auch „kreative Kinderveranstaltungen“ und „ein buntes Programm anlässlich des Welttoilettentages“ (19. November) angeboten, hieß es.

Die Deutsche Bahn Stiftung betreibt insgesamt drei Museen - neben dem Hauptstandort in Nürnberg weitere in Halle an der Saale und in Koblenz. Die Museumsstandorte Nürnberg und Halle verzeichneten den Angaben zufolge vergangenes Jahr die besten Besucherzahlen seit zehn Jahren. Nürnberg habe mit rund 190.000 Gästen sogar rund zehn Prozent über dem Vor-Corona-Niveau gelegen. (00/1302/24.04.2024)

Nürnberger Festival zeigt inklusiven Tanz

Nürnberg (epd). Die Vielfalt der nationalen und internationalen inklusiven Tanz- und Performance-Szene zeigt das Festival „EveryBody“ vom 8. bis 12. Mai in Nürnberg. Die Veranstalter wollen damit ein Zeichen für Teilhabe und Inklusion setzen, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Auf der Bühne seien in sogenannten mixed-abled Auftritten Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Behinderung zu sehen. Das Programm beinhalte regionale und internationale Tanzproduktionen, ein Tanzstück für Kinder, eine Late-Night Kabarett-Performance sowie ein Rahmenprogramm mit Workshops, Diskussionsrunden und inklusiver Livemusik.

Auch Barrierefreiheit für das Publikum sei ein Thema. So fordern die Veranstalter, dass Audiodeskriptionen oder Übersetzungen in die Deutsche Gebärdensprache bei Veranstaltungen keine Ausnahme bleiben. Barrierefreie und niederschwellige Begleitformate sollten regelmäßig zu allen Arten von Kulturveranstaltungen angeboten werden. Ein Austausch mit Best Practice-Beispielen, wie etwa der schottischen Kompanie „Indepen-dance“, solle neue Anregungen für die regionale Szene bringen. (00/1304/24.04.2024)

Tagung zu "Märchen und Theater" in Gästehaus der Benediktinerabtei

Volkach/Münsterschwarzach (epd). Zu einer Tagung über Märchen und Theater lädt die Märchen-Stiftung Walter Kahn vom 4. bis 6. September ins Gästehaus der Benediktinerabtei nach Münsterschwarzach ein. Die Märchentage 2024 widmeten sich dem Märchendrama, dem Märchenspiel und anderen szenischen Varianten populärer Stoffe, teilte die Stiftung am Mittwoch mit. Bei der Tagung will man sich auch damit befassen, dass Märchentheater keineswegs nur für Kinder gedacht ist - vielfach sogar das Gegenteil, wie etwa bei den im 18. und 19. Jahrhundert besonders beliebten „Blaubart“-Stücken. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist vorab nötig. Die Märchen-Stiftung wurde 1985 von Walter Kahn gegründet. Ihr Ziel ist die Erforschung und Erhaltung des überlieferten europäischen Märchen- und Sagengutes. (00/1311/23.04.2024)

Bildung

Experten: Reliunterricht ist Beitrag für Bildung und Demokratie

München (epd). Der Religionsunterricht ist nach Überzeugung des evangelischen Bildungsexperten Jürgen Belz ein wichtiger Beitrag für die Bildung von jungen Leuten. Der Direktor des Religionspädagogischen Zentrums der bayerischen evangelischen Landeskirche betonte laut Mitteilung vom Mittwoch in München, dass der Religionsunterricht der Zukunft „konsequent von den Fragen und Interessen der Schülerinnen und Schüler her gedacht werden“ müsse. So werde in den Schulen ein offener Raum zur persönlichen und gemeinsamen Suche nach Antworten im Gespräch auf der Basis des christlichen Glaubens geboten.

Zum ersten „Tag des Religionsunterrichts: Reli weiter-denken“, der bereits am Dienstag stattgefunden hatte, waren mehr als 50 evangelische und katholische Jugendliche aus weiterführenden Schulen aus ganz Bayern nach München gekommen. Ziel war es, die Möglichkeiten und Herausforderungen zur Weiterentwicklung des Religionsunterrichts im Freistaat auszuloten. Bei der Veranstaltung der evangelischen Landeskirche und des katholischen Münchner Erzbistums ist laut Pfarrer Jürgen Belz auch deutlich geworden: „Den jungen Menschen ist es ganz wichtig, die religiöse Vielfalt in unserer Gesellschaft und aktuelle Fragen des Zusammenlebens zu thematisieren.“

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte, dass der Religionsunterricht einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Demokratie leiste. „Als Individuen sind wir nicht nur uns selbst verpflichtet, sondern auch der Gemeinschaft, in der wir leben.“ Er freue sich, dass die Schülerinnen und Schüler diese Haltung im Religionsunterricht verankert sehen wollten. Außerdem sei er beeindruckt, dass die jungen Leute wichtige Impulse für die weitere Ausrichtung und Gestaltung des Religionsunterrichts erarbeitet hätten. Die Ergebnisse sollen unter anderem für Fortbildungen, die Lehrkräfteausbildung und die Weiterentwicklung des Faches genutzt werden. (00/1306/24.04.2024)

Umwelt

Baum des Jahres: Die Mehlbeere trotzt dem Klimawandel

Ökologisch wertvoller Laubbaum schützt in Alpen vor Erdrutsch

Von Susanne Lohse (epd)

Freiburg/Freising (epd). An Waldrändern und im Flachland wächst ein wenig beachteter Laubbaum, dem künftig mehr Bedeutung zukommen dürfte. Die Echte Mehlbeere ist der „Baum des Jahres 2024“. „Mit dem Klimawandel wird ein höherer Stellenwert erwartet“, sagt Manuel Karopka von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg.

Dabei gilt die Mehlbeere mit ihren maximal zehn bis zwölf Metern Höhe gar nicht als richtiger Baum. Die Rede ist von einem „Baum zweiter Ordnung“, einem Großstrauch. Die Echte Mehlbeere sei eine „heimische, wilde Art“, sagt der technische Leiter der Abteilung Forst und Pflanzenzüchtung der FVA. Sie komme deutschlandweit bis in den Alpen vor.

Als Kulturform sei sie für den „Hausgarten zu empfehlen“, betonte der gelernte Gärtner. Optisch ansprechend sind ihre Hagebutten ähnlichen rötlich-braunen Beeren, die in kleinen Dolden am Strauch hängen. Die vitaminreichen, leicht säuerlich schmeckenden Früchte seien im Mittelalter vermahlen und in Brot eingebacken worden, erklärt Karopka die Herkunft des Namens der Mehlbeere.

Die bis zu zwölf Zentimeter großen, ovalen Blätter sind zur Spitze hin gezackt. Die Oberseite ist anfangs hell behaart, später dunkelgrün. Die Unterseite der Blätter bleibt weiß-filzig behaart. Die haarigen Blätter schützen vor schneller Verdunstung von Wasser.

Bis der Strauch ausgewachsen ist, vergeht viel Zeit. Erst nach etwa 15 Jahren könne man von einem „kleinen Baum“ sprechen, berichtet der Experte. Nach 30 bis 50 Jahren sei die Echte Mehlbeere ausgewachsen. Sie könne - bei guten Bedingungen - rund 150 Jahre alt werden.

Für die Holzwirtschaft spielt „sorbus aria“, so der lateinische Name der Echten Mehlbeere, heute keine Rolle. Im Mittelalter sei ihr sehr hartes Holz zum Bau von Musikinstrumenten verwendet worden. Auch Werkzeugstiele und Maschinen seien daraus hergestellt worden, weiß Karopka.

Umso wertvoller ist der baumartige Strauch unter ökologischen Gesichtspunkten: Er ist Lebensraum für zahlreiche Insekten und sichert damit die Artenvielfalt. Die Beeren dienen Vögeln als Nahrung. Als Strauch, der trockene, sonnige Standorte liebt und tiefe Wurzeln hat, kommt er auch mit schwierigen Strandorten bis 1.500 Metern Höhe zurecht.

Als vierthäufigste Laubbaumart - nach Buche, Bergahorn und Vogelbeere - trägt die Mehlbeere im alpinen Bergwald zur Stabilisierung von Hängen bei. Auf den rund 200 Inventurflächen der Schutzwaldsanierung zählte die Bayrische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) in Freising zuletzt etwa 10.000 Mehlbeeren in der Verjüngung. „Im Alpenraum wird der Strauch mit Hubschraubern zur Pflanzung transportiert“, sagt Hans-Joachim Klemmt von der Abteilung Waldbau und Bergwald an der LWF.

Der „Baum des Jahres 2024“ biete somit Schutz vor Lawinen und Erdrutsch, führt der Forstwirt aus. Verbreitet ist die Mehlbeere in Bayern darüber hinaus im Frankenjura und auf der Fränkischen Platte. Es existieren zahlreiche Hybridformen.

Gepflanzt werde jedoch ausschließlich die Echte Mehlbeere, sagt Klemmt und ergänzt: „Den Baum muss man wollen, er geht sonst schnell unter.“ Er habe im Wirtschaftswald wenig „Konkurrenzkraft“ und benötige Pflege und Hilfe, betont der Fachmann. Der Strauch brauche Helligkeit. Die dichte Krone einer Buche etwa raube der Mehlbeere das Licht.

Der „Baum des Jahres“ wird seit 1989 jedes Jahr durch die Dr. Silvius Wodarz Stiftung und das „Kuratorium Baum des Jahres“ (KBJ) bestimmt. Schirmherr ist Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Ziel der Schutzgemeinschaft ist es, den jeweiligen „Baum des Jahres“ bekannter zu machen und auf seine Wertigkeit hinzuweisen. (00/1295/24.04.2024)

Naturschützer und Umweltministerium prämieren nachhaltige Kitas

Hilpoltstein/München (epd). Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und das Umweltministerium haben am Mittwoch acht besonders nachhaltige Kitas ausgezeichnet. Prämiert wurden Einrichtungen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) im Alltag etabliert haben, wie der LBV mitteilte. Gefördert wird das Projekt „Kita im Aufbruch“ vom bayerischen Umweltministerium.

Die acht Kitas hätten sich verschieden Schwerpunkte aus den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit gesetzt. Sie organisierten beispielsweise Flohmärkte, säten ökologisch wertvolle Flächen zum Erhalt der Biodiversität an, erhöhten den Anteil der Bio-Lebensmittel und stellten auf Spielmaterial aus natürlichen Materialien sowie Bastel- und Büromaterial in Recyclingqualität um. Die Kinder wurden dabei direkt und aktiv einbezogen.

Ausgezeichnet wurden die städtische Kita „HEB-i-Kids“ aus Hersbruck, die evangelische Kita Löwenzahn aus Lichtenfels, die Kita Guter Hirte aus Sulzbach-Rosenberg sowie die Kita St. Maria in Wenzenbach. Ebenfalls prämiert wurden die Kita der Swiss International School gGmbH in Ingolstadt, der Kindergarten St. Nikolaus in Mühldorf, das Haus für Kinder in Steinberg und der Kindergarten „Sonnenschein“ aus Obergünzburg.

Das Projekt „Kita im Aufbruch“ wird auch dieses Jahr weitergeführt - noch bis zum 6. Mai 2024 können sich bayerische Kitas, die sich bisher nur wenig mit Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinandergesetzt haben, für das LBV-Projekt bewerben. (00/1305/24.04.2024)

Bund Naturschutz: Bayerische Städte fällen zehntausende Bäume

München/Nürnberg (epd). In den bayerischen Städten und Kommunen werden laut dem Bund Naturschutz (BN) jedes Jahr zehntausende Bäume gefällt. Allein in den 15 größten Städten im Freistaat seien es jährlich bis zu 30.000 Bäume, teilte der Umweltschutzverband am Mittwoch mit. Der BN hatte eine entsprechende Befragung und Hochrechnung für das Jahr 2022 gestartet. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahlen in den vergangenen knapp zwei Jahren kaum verändert haben“, sagte der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe zum Tag des Baumes am 25. Mai.

Angesichts der Zahlen forderte der BN, dem Baumerhalt oberste Priorität einzuräumen und eine Baumschutzverordnung gesetzlich zu verankern. Derzeit hätten nur knapp 100 der 2.056 Städte und Gemeinden in Bayern eine Baumschutzverordnung. Viele Städte führten zudem nur sehr lückenhafte Statistiken über ihren Baumbestand und die Fällungen.

Bäume erfüllten wichtige Funktionen für das Stadtklima: Ein ausgewachsener Laubbaum verdunste an einem heißen Sommertag locker 400 Liter Wasser und kühle somit seine Umgebung ab. Ein Laubbaum mit 15 Metern Kronendurchmesser kühle zusätzlich - je nach Sonnenstand - eine Fläche von mindestens 170 m² mit seinem Schatten. „Dass in Zeiten des Klimawandels so viele zum Teil sehr alte und große Bäume weichen müssen, ist dramatisch“, sagte Geilhufe.

Nachpflanzungen könnten den Verlust eines alten Baumes nur schwer kompensieren. Eine Linde, der Symbolbaum des BN, wachse beispielsweise 25 bis maximal 50 Zentimeter im Jahr. „Es dauert also durchschnittlich rund 25 Jahre, bis eine neu gepflanzte Linde eine mittlere Größe von zehn Meter erreicht.“ (01/1309/24.04.2024)

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