Politik und Kirche

Kristin Jahn wird Generalsekretärin des Kirchentages

Fulda/Nürnberg (epd). Die Thüringerin Kristin Jahn wird neue Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Die 45 Jahre alte Superintendentin des Kirchenkreises Altenburger Land tritt zum Februar nächsten Jahres die Nachfolge von Julia Helmke an, wie der Kirchentag am Samstag nach einer digitalen Sondersitzung des Präsidiums mitteilte. Helmke war bereits zum 1. Oktober zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zurückgekehrt.

Als Generalsekretärin übernimmt Kristin Jahn die Führung im sechsköpfigen Vorstand des Kirchentages, dem sogenannten Kollegium, und Verantwortung für die Mitarbeitenden an den Standorten Fulda und in Nürnberg, der Gastgeberstadt des Kirchentages 2023. 2025 findet der Kirchentag in Hannover statt.

Die Theologin und promovierte Literaturwissenschaftlerin Jahn stammt aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), wo sie seit 2017 als Superintendentin den Kirchenkreis Altenburger Land leitet. 2019 hatte Jahn beim Abschlussgottesdienst des Kirchentages auf der Seebühne im Dortmunder Westfalenpark gepredigt.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag wurde 1949 als christliche Laienbewegung gegründet. Er findet in der Regel alle zwei Jahre statt und bringt Zehntausende vor allem junger Christen zusammen. (00/4265/18.12.2021)

Bedford-Strohm: Aus Freude an Weihnachten Kraft für andere schöpfen

München (epd). Laut dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kann man aus der Freude an Weihnachten auch Kraft für soziales Engagement schöpfen. Die Freude an der Schönheit der Musik und das Hochgefühl der Weihnachtsgottesdienste seien eine Energiequelle, um sich für Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit einzusetzen, sagte Bedford-Strohm am vierten Adventssonntag in der Münchner St. Lukaskirche in seiner Predigt.

Die Energie des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung hat laut Bedford-Strohm dazu geführt, dass in vielen Kirchengemeinden „Lichter angezündet“ werden. Dies sei beispielsweise auch in der Münchner St. Lukaskirche, wenn dort Obdachlose in Kirchenräumen übernachten oder sich Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung in dieser Kirche „sicher, willkommen und gesegnet fühlen“, sagte der evangelische Theologe weiter.

Den Gottesdienst feierte Bedford-Strohm gemeinsam mit Pfarrerin Bettina-Maria Minth und dem Gospelchor St. Lukas unter der Leitung von Bastian Pusch. (00/4266/19.12.2021)

Wo Gott seine Finger im Spiel hat

Kirche in Erlangen lockt "nachdenkliche Spätaufsteher"

Von Timo Lechner (epd)

Erlangen (epd). Ist es ein Gottesdienst - oder doch eher eine „religiöse Übung“? Hans Jürgen Luibl und Christoph R. Morath sind sich da nicht ganz sicher. Immerhin trägt die seit nunmehr 20 Jahren in Erlangen stattfindende Reihe „Wort und Musik“ im Untertitel immer noch den Beinamen „Gottesdienst für nachdenkliche Spätaufsteher“. Die zahlreichen Gäste sind dabei ebenso wie die beiden Macher keine Langschläfer, sondern sehr aufgeweckte Geister. Die Theologen spüren alle vier Wochen der Frage nachspüren, wo Gott bei all dem seine Finger im Spiel hat.

„Schuld“ ist eigentlich der 11. September 2001. Luibl, Pfarrer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern, erinnert sich noch gut an diese „Bilder des Irrsinns“ des brennenden World-Trade-Centers in New York und die hinein krachenden Flugzeuge. Am Sonntag drauf sollte er in seinem Einführungsgottesdienst als Leiter der Evangelischen Bildung in Erlangen predigen. Nur worüber? Die Bildzeitung titelte damals „Großer Gott, steh uns bei!“, radikale Muslime brüllten „Allahu akbar“. Luibl predigte über Gott, der größer als das ist, was Menschen aus ihm machen. Der Gott der Barmherzigkeit und des Friedens stecke mitten in dieser Welt, im Terror wie in Sonnaufgängen.

Der Spagat zwischen Verurteilen der Tat, Gedenken und Hoffnung schöpfen sei gelungen und sei auf offene Ohren gestoßen, erzählt Luibl. Nicht nur in der Gemeinde, sondern auch bei Luibls Pfarrerskollegen und Kirchenmusiker Morath. Gemeinsam entwickelten die beiden ein Gottesdienstkonzept mit Worten zum Nachdenken und Musik als Resonanzraum der Seele, mit Gebet und Segen. Es sollten Menschen erreicht werden, die für den religiösen Blick auf und hinter verschiedenste Themen, den Austausch, das aneinander Reiben und theologische Qualität offen sind.

Das war vor 20 Jahren. Mittlerweile haben Luibl und Morath rund Tausend Menschen erreicht. Mal wurden sie auf eine Wanderung durch die Höllenängste des mittelalterlichen Dichters Dante oder in das Leben und Denken des evangelischen Revolutionärs Jan Hus geführt. Mal wurde der Blick auf Kirchenasyl, religiöse Karikaturen oder das erste elektrische Licht gelenkt. Mal standen Figuren der Popkultur wie Marilyn Monroe oder Ludwig Thomas „Münchner im Himmel“ im Mittelpunkt.

Seit rund zwei Jahren gibt es zum jeweils nächsten „Wort und Musik“-Mittag auch einen Vorab-Film, der auf YouTube und anderen Kanälen verbreitet wird. „Wir sprechen auch Kirchenverächter, im Sinne Schleiermachers, kritische Geister gegenüber den Institutionen und politisch völlig entgegengesetzt Denkende an“, sagt Morath. Sein Part ist zudem die Musik, für die er auch manche selten gespielte Schätze aus dem Evangelischen Gesangbuch hebt und mit modernen Klängen mixt. Da gibt’s schon mal einen Crossover aus Luthers „Feste Burg“ und der Europahymne oder freie Improvisationen.

Wichtig ist den beiden der Austausch und die Diskussion mit den Gästen im Anschluss. Die werden im Zuge der rund einstündigen Veranstaltungen nicht nur im Geiste, sondern auch emotional angepackt. Dafür sorgt einerseits Morath mit seinem Orgelspiel, aber auch Luibl mit teils spitzzüngiger, aber hintergründiger Ansprache, bei der manchmal eine Drahtpuppe als Gegenüber eingesetzt wird. „Wir werfen uns die Bälle zu, ein Wort ergibt meistens das nächste“, sagt Morath. (00/4250/17.12.2021)

Regionalbischöfin Bornowski: Durch Corona Prioritäten anders gesetzt

Würzburg (epd). Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski hat durch die Corona-Pandemie gelernt, ihre Prioritäten anders zu setzen: „Aber ich bin damit noch lange nicht fertig“, sagte Bornowski der Würzburger „Mainpost“ (Freitag). Vieles, was „vorher sehr wichtig daherkam“, sei durch die Pandemie plötzlich unwichtig geworden. Bornowski hat sich an der Fragebogen-Serie der Zeitung „Der gute Morgen“ beteiligt, bei der die Interviewten jeweils die selben 18 Fragen gestellt bekommen.

Die evangelische Theologin ist überzeugt, „dass wir unser Gesundheitssystem und die staatliche Fürsorge mehr schätzen“ als dies vor der Pandemie der Fall war. Darüber hinaus werde „die Leistung der Menschen“, die sich in diesen Bereichen einbringen und engagieren mehr anerkannt, glaubt sie. In diesem Zusammenhang dankt Bornowski ausdrücklich allen Beschäftigten im medizinischen und im pflegerischen Bereich und auch den Politikerinnen und Politikern für deren „unermüdlichen“ Einsatz.

Bornowski sagte, seit Beginn der Pandemie sei sie „viel mehr draußen“ und gehe regelmäßig mit ihrem neuen Familienhund spazieren. Außerdem „pflege und schätze“ sie die Beziehungen zu ihren engsten Verwandten noch mehr. Neben dem Taizé-Lied „bei Gott bin ich geborgen still wie ein Kind“ begleite sie außerdem der Popsong „Cover me in Sunshine“ der Sängerin Pink musikalisch durch die Pandemie, berichtete Bornowski. (00/4249/17.12.2021)

Söder rechnet nicht mehr mit absoluten CSU-Mehrheiten

Augsburg (epd). Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder rechnet nicht mehr mit absoluten Mehrheiten für seine Partei bei Landtagswahlen. Absolute Mehrheiten gebe es heute in Europa „eigentlich nur noch in den Ländern, die den Umgang mit der Medienfreiheit wesentlich anders interpretieren als wir“, sagte Söder der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag). Bei der Landtagswahl 2018 hatte die CSU ihre erst eine Wahl zuvor zurückeroberte absolute Mehrheit mit CSU-Chef und Spitzenkandidat Söder wieder verloren - und war bei 37,2 Prozent (-10,5 Prozentpunkte) gelandet.

Söder sagte, Bayern habe sich auch durch einen enormen Zuzug verändert: „Wir sind eine plurale Gesellschaft, die immer vielfältiger wird.“ Ganze Generationen junger Menschen seien neu nach Bayern gekommen und hätten dabei „unterschiedliche Einstellungen und Erwartungen“. Zudem gebe es heute „breitere Angebote im bürgerlichen Parteienspektrum“ als vor 20 Jahren. Es gebe neben der CSU die FDP, die Freien Wähler und „deutlich rechts vom bürgerlichen Lager“ auch die AfD. Er setze daher auf eine Fortsetzung der Koalition mit den Freien Wählern als „bevorzugten Partner“. (00/4251/17.12.2021)

Lebenshilfe kauft Erlöserkirche in Beratzhausen

Regensburg, Beratzhausen (epd). Die Zukunft der evangelischen Erlöserkirche in Beratzhausen im Kreis Regensburg ist gesichert: Die Lebenshilfe Regensburg werde die Kirche kaufen und auf dem Areal ein Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung errichten, sagte Pfarrerin Sibylle Thürmel am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Mit dem Sozialausschuss der Regierung der Oberpfalz habe Anfang Dezember auch der Zuschussgeber grünes Licht für das Projekt gegeben.

Mit dem Verkauf zeichne sich nun eine für alle Beteiligten „positive Lösung“ ab„, die auch dem christlichen Auftrag gerecht werde, sagte Thürmel. Seit Jahren Jahren sorge sich die evangelische Kirchengemeinde in Beratzhausen um die Zukunft ihrer Kirche. Finanzielle und bauliche Sorgen hätten dazu geführt, dass die bayerische Landeskirche das Gebäude aus den 1970er Jahren aufgeben wolle, sagte Thürmel. Nachdem die Kirchengemeinde mit ihren Kirchen in Hemau und Nittendorf über insgesamt drei Kirchen verfüge, “war es relativ klar, dass der Erhalt von Beratzhausen schwierig würde". Die Kirchengemeinde feierte heuer im Oktober den 500. Jahrestag der Reformation in Beratzhausen.

Die Lebenshilfe Regensburg kauft die Kirche samt umliegendem Areal, um dort für 5,5 Millionen Euro ein Wohnprojekt für Menschen mit Handicap zu errichten. In dem neuen Gebäude sollen 24 Bewohner, drei Gruppen zu je acht Menschen, Platz finden, die in den Regensburger Werkstätten der Lebenshilfe arbeiten. Die Kirche soll als Gottesdienst- und Aufenthaltsraum erhalten bleiben, sagte Lebenshilfe-Geschäftsführer Johann Halbritter dem epd. Im Gesamtkonzept enthalten sei auch eine Kindertagesstätte, die eventuell erweitert werde. Der Gemeinderat hat dem Projekt bereits zugestimmt. (00/4253/17.12.2021)

Ansbach: Rund 4.200 Menschen demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen

Ansbach (epd). Unter dem Motto „Ansbach läuft laut“ haben am Samstag etwa 4.200 Menschen in Ansbach gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Bereits im Vorfeld habe der Versammlungsleiter Klage beim Verwaltungsgericht Ansbach gegen eine Verfügung der Stadt Ansbach eingelegt, wonach die Demonstranten während der gesamten Zeitdauer eine FFP2-Maske tragen müssen, wie die Polizei mitteilte. Dadurch hätten die Veranstalter eine Lockerung erwirkt, dass das Tragen einer medizinischen Maske genügt.

Doch zu Beginn der Demonstration habe sich ein großer Teil der Demonstranten dennoch nicht an diese vorgeschriebene Mund-Nase-Bedeckung gehalten oder diese nicht richtig getragen. Über den Versammlungsleiter seien die Teilnehmer mehrfach darauf hingewiesen worden, was jedoch keine Änderung erbrachte. Die Polizeiführung habe aus diesem Grund das Stoppen des Aufzuges angeordnet. Nach etwa 20 Minuten sei ein Weiterziehen des Aufzuges genehmigt worden, da die Masken zum überwiegenden Teil nun getragen wurden. Drei Demonstranten, die der rechten Szene zuzuordnen sind, seien wegen wiederholter Verstöße gegen die Infektionsschutzregeln, vor allem dem Nichttragen der vorgeschriebenen Maske, angezeigt worden. Einer von ihnen müsse sich zudem wegen Beleidigung der Polizeibeamten verantworten.

Etwa 100 Personen nahmen nach Angaben der Polizei am Samstagnachmittag auf dem Martin-Luther-Platz an einer „Gedenkveranstaltung für Opfer von Covid-19 und Solidaritätskundgebung für Pflegekräfte“ teil, die störungsfrei verlief. (00/4268/19.12.2021)

Insgesamt mehr als 15.000 Menschen bei Demos in Nürnberg

Nürnberg (epd). Gleich mehrere Demonstrationen haben am Sonntag in Nürnberg stattgefunden: 10.000 bis 12.000 Teilnehmer einer Querdenkerdemonstration seien durch die Südstadt gezogen, teilte ein Sprecher der Polizei Mittelfranken dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag mit. Bei einer Demonstration der AfD, bei der auch AfD-Spitzenpolitikerin Alice Weidel sprach, fanden sich 2.500 Demonstranten zusammen, bei einer Gegendemonstration in unmittelbarer Nähe wurden 2.000 Teilnehmer aus dem linken Lager gezählt.

Zudem gab es eine kontaktlose „Menschenkette für Menschlichkeit“ mit rund 1.000 Teilnehmern. In seiner Rede hat der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Sonntagnachmittag an die Menschen appelliert, für eine stabile Demokratie einzutreten. Eine Demokratie brauche „engagierte, informierte, wache und aktive Demokratinnen und Demokraten“. König warnte laut Redemanuskript davor, dass Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner die Destabilisierung der Demokratie und des Gemeinwesens wollten. Die Menschenkette in der Straße der Menschenrechte in Nürnberg setze dagegen ein Zeichen, das sage: „Nein, wir lassen uns nicht spalten, nein wir lassen uns nicht aufhetzen“.

Er glaube nicht an eine Spaltung der Gesellschaft, so der Nürnberger Oberbürgermeister. Es würde sich vielmehr ein kleiner „aber dafür sehr lauter Teil der Gesellschaft“ radikalisieren. Es gebe auch Menschen, die Zweifel hätten und Maßnahmen kritisch hinterfragten. Immer wieder zu erklären, zu begründen und Hintergründe zu beleuchten sei Aufgabe der Politik und der Verwaltung. „Darauf haben die Menschen einen Anspruch“, so König. Dringender denn je brauche es die freie Presse. „Kritik gehört dazu, Kritik ist wichtig“.

Zu der Menschenkette aufgerufen hatte die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg. Kerzen sollten an die über 100.000 Toten der Corona-Pandemie in Deutschland, davon 1.000 in Nürnberg, erinnern. Bei der Veranstaltung trat auch Joachim Ficker, Pneumologie-Chefarzt am Klinikum Nürnberg, ans Rednerpult. (00/4269/19.12.2021)

Gesundheit und Soziales

Omikron-Variante: Gesundheitsminister für schärfere Einreiseregeln

München (epd). Angesichts der besonders ansteckenden Omikron-Variante fordern die Gesundheitsminister der Länder schärfere Bestimmungen für Einreisende aus Virusvariantengebieten. „Wir haben den Bund gebeten, die Coronavirus-Einreiseverordnung anzupassen: Künftig sollen Einreisende ab sechs Jahren schon vor Abreise aus diesen Gebieten dem Beförderer einen negativen PCR-Test vorlegen, der bei Abflug im Ausland höchstens 48 Stunden zurückliegen darf“, erklärte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder und bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Samstag nach einer Sonder-Videoschalte. Der Antigen-Schnelltest soll demnach nicht mehr akzeptiert werden.

Zudem soll der PCR-Test nach Forderung der Gesundheitsminister künftig auch von jenen Reisenden aus Virusvariantengebieten vorgelegt werden, die nur an einem deutschen Flughafen umsteigen. Die Passagiere säßen teilweise stundenlang im selben Flieger, und das Virus unterscheide nicht zwischen Passagieren, die aus- oder umsteigen. „Daher bitten wir den Bund, diese mögliche Infektionsquelle gerade bei Langstreckenflügen einzudämmen, indem alle Passagiere einen PCR-Test vorlegen müssen - alles andere wäre absurd“, sagte Holetschek.

Die Gesundheitsminister der Länder hätten zudem den Bund gebeten, sich kurzfristig für eine Einstufung von Großbritannien als Virusvariantengebiet einzusetzen. Holetschek sagte: „Die Ausbreitung von Omikron in Großbritannien ist sehr deutlich. Wir appellieren zudem an die Bevölkerung: Reisen Sie nicht in die Virusvariantengebiete, wenn es sich nicht vermeiden lässt!“ Es müsse das Ziel sein, die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich zu verhindern und maximal zu verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können. (00/4264/18.12.2021)

Zwei Polizisten wegen fremdenfeindlicher Taten verurteilt

Schweinfurt/Würzburg (epd). Zwei Beamte einer Schweinfurter Polizeidienststelle sind am Donnerstag wegen fremdenfeindlicher Taten verurteilt worden. Eine Beamtin muss unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Verletzung von Dienstgeheimnissen eine Geldstrafe zahlen, ein Beamter wurde zu einer Haftstrafe von 14 Monaten auf Bewährung unter anderem wegen Hausfriedensbruchs und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs verurteilt, wie das Polizeipräsidium Unterfranken am späten Donnerstag mitteilte. Die Taten ereigneten sich zwischen November 2019 und März 2020 in einer Asylbewerberunterkunft im Landkreis Schweinfurt.

Verurteilt wurden die beiden Beamten unter anderem deshalb, weil etwa auf einem Handyvideo zu sehen war, wie die Beamten bei winterlichen Temperaturen absichtlich eine Pfütze mit ihrem Dienstwagen durchfuhren, um eine Gruppe Zuwanderer nasszuspritzen. Bei Auswertungen von Mobiltelefonen wurden zudem Nachrichten mit fremdenfeindlichen Inhalt festgestellt. Alle daran Beteiligten Beamten seien sofort vom Dienst freigestellt worden. Auch stießen die Ermittler bei einem der beiden Verurteilten auf einen Screenshot einer mutmaßlich fremdenfeindlichen Messenger-Gruppe mit dem Namen „White Boys“, teilte das Polizeipräsidium in Würzburg weiter mit.

Die Taten seien von Beamten der Polizeiinspektion, in der die Beamten Dienst leisteten, selbst festgestellt und durch das Polizeipräsidium Unterfranken angezeigt worden. Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt wurde informiert, die internen Ermittlungen hat das Landeskriminalamt übernommen. Neben der juristischen Strafverfolgung wurden auch unmittelbar „disziplinarrechtliche Maßnahmen“ getroffen, hieß es. So sei den beiden Verurteilten bereits im Mai 2020 verboten worden, weiter ihren Dienst auszuüben. Während der Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf vier weitere Verdächtige - die Ermittlungen dauerten an, erste Disziplinarmaßnahmen seien erlassen worden.

Ein strukturelles Problem im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit sieht die Polizei nach den Urteilen des Amtsgerichts selbst nicht. Vielmehr habe „die eigene selbstkritische Sichtweise maßgeblich zum Bekanntwerden und zur Aufklärung“ des Sachverhalts beigetragen. Man stehe „für null Toleranz“ gegenüber jeder Form von Rassismus, Demokratie- oder Fremdenfeindlichkeit in den eigenen Reihen, hieß es. (01/4248/17.12.2021)

AWO befürchtet Stigmatisierung ungeimpfter Jugendlicher

München (epd). Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern befürchtet eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aus geimpften und nicht geimpften Jugendlichen. Dies dürfe man nicht zulassen, teilten die bayerischen AWO-Vorsitzenden Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl am Freitag mit. Allerdings passiere derzeit eben genau dies, „weil für offene Jugendangebote die 2G-Regel gilt“. Wenn aber nur Geimpfte oder Genesene teilnehmen dürfen, gefährde dies „den niedrigschwelligen Zugang“ der Angebote.

Zudem sei „nicht nachvollziehbar“, weshalb Jugendliche, die in der Schule bei geltender 3G-Regel nebeneinandersitzen, in ihrer Freizeit auseinandergerissen werden. „Wir fordern die Staatsregierung auf, Schule und offene Freizeitangebote gleichzustellen“, teilte der Wohlfahrtsverband weiter mit. Es müssten „Testungen auch für die offene Jugendarbeit“ zugelassen werden. Den Verband erreichten vermehrt Rückmeldungen, dass ungeimpfte Jugendliche eine Stigmatisierung erfahren.

Dies sei „doppelt unfair“, wenn man bedenke, „dass Minderjährige ihren Impfstatus meistens nicht selbst bestimmen können“, sagten Schley und Wolfshörndl. In den allermeisten Fällen benötigten sie für die Corona-Schutzimpfung die Zustimmung ihrer Eltern. (00/4254/17.12.2021)

Islamischer Blick auf Corona und die Folgen

Nürnberg (epd). Auf der Islamwoche in Nürnberg vom 21. bis 23. Dezember wird in diesem Jahr die Corona-Pandemie thematisiert. In dieser schwierigen Situation „wollen wir den Menschen aus unserer islamischen Perspektive Mut und Hoffnung geben,“ sagte Ali-Nihat Koç, Sprecher der Begegnungsstube Medina, am Freitag bei einem Pressegespräch. Die Religionen säßen durch die Pandemie in einem Boot, denn „wir alle können auch unsere Feste und Feiertage im Moment nicht so begehen wie gewohnt“. In den drei geplanten Zoom-Vorträgen soll es um „Hoffnung in Corona-Zeiten“, „Die Faszination westlicher Denker am Islam“ sowie „Tod und Jenseitsvorstellungen im Islam“ gehen.

Der Verein Medina veranstaltet seit mehr als 20 Jahren die Islamwochen in Nürnberg, die Einblicke in verschiedene Bereiche des muslimischen Lebens und Glaubens geben. Üblicherweise werden in dieser Zeit auch Führungen durch die Moschee und das angeschlossene Museum angeboten. Für Ali-Nihat Koç ist das Ziel, „dass Menschen unterschiedlichen Glaubens sich begegnen“. Aufgrund der Pandemie werden die Islamwochen in diesem Jahr auf die digitalen Veranstaltungen komprimiert. (00/4255/17.12.2021)

"Sea-Eye 4" rettet 223 Menschen in Seenot

Regensburg/Rom (epd). Das deutsche Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ hat auf seiner vierten Rettungsmission vor der libyschen Küste 223 Menschen in Seenot an Bord genommen. Unter ihnen seien 29 Frauen, darunter vier Schwangere, und acht Kinder, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Freitag mit, die das Schiff betreibt. Die Crew suche derzeit nach einem weiteren Boot in Seenot.

Die „Sea-Eye 4“ war vor einer Woche vom spanischen Hafen Burriana zu ihrer Weihnachtsmission aufgebrochen. Nach dem Eintreffen in der maltesischen Such- und Rettungszone hätten die Crew zahlreiche Meldungen über Boote in Seenot erreicht. Obwohl noch weitere Boote mit Menschen in akuter Seenot gemeldet wurden, habe Malta seine Verpflichtung zur Koordinierung und Rettung von Seenotfällen erneut nicht wahrgenommen, teilte die Hilfsorganisation mit.

Zivile Seenotrettungsorganisationen sind derzeit die einzigen europäischen Einsatzkräfte, die aktiv nach Menschen auf Flüchtlingsbooten suchen. Da sich das Wetter voraussichtlich bald deutlich verschlechtern werde, sinken die Überlebenschancen für Geflüchtete deutlich. „Einerseits bin ich dankbar, dass die Sea-Eye 4 erneut viele Menschen retten konnte. Gleichzeitig ist es schwer zu ertragen, dass wir annehmen müssen, dass für einige Boote in Not keine Hilfe kam“, sagte eine Sea-Eye-Sprecherin.

Die 25-köpfige Crew kündigte an, Weihnachten im Einsatzgebiet Wache zu halten. Die „Sea-Eye 4“ ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird.

Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.691 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. (00/4260/17.12.2021)

"Weihnachtstaschen" für obdachlose Menschen in München

München (epd). In München werden am Montag (20. Dezember) „Weihnachtstaschen“ an Menschen ohne Obdach verteilt. Bei einer Spendenaktion des „Café ohne Klischees“ des Evangelischen Bildungswerks München wurden innerhalb weniger Tage Spendengelder für mehr als 150 solcher Weihnachtstaschen gesammelt, teilte das Bildungswerk am Freitag mit. Neben einem Drogerie-Gutschein sind in den Taschen auch ein Buch, gestrickte Kleidung, Obst und Süßes enthalten. Die Taschen werden am Montag zwischen 11 und 15 Uhr an Menschen ohne Obdach verteilt, die Spender sind zu der Verteilung herzlich eingeladen. (00/4256/17.12.2021)

Kinderschutzbund: Erwachsene für Kinderimpf-Debatte verantwortlich

Berlin/Passau (epd). Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (KSB), Heinz Hilgers, hat kritisiert, dass in der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche oft die Interessen der Erwachsenen im Vordergrund gestanden hätten. Verantwortlich für die Debatte seien die „Erwachsenen, die zu stur waren, sich impfen zu lassen“, sagte Hilgers der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag-Ausgabe). „Hätten wir eine deutlich höhere Impfquote bei den Erwachsenen, bei denen, die dafür in Frage kommen, hätte man gar nicht so heftig über das forcierte Impfen von Kindern diskutieren müssen.“ Insofern hätten Erwachsene mit Ihrem Verhalten diese Debatte maßgeblich befördert.

Eine Impfpflicht für Kinder kann sich der Präsident des Kinderschutzbunds kaum vorstellen. „Eine Impfung sollte immer einvernehmlich von Eltern mit Kindern und Jugendlichen entschieden werden.“ Bezüglich der Kinderimpfung rät Hilgers, „dass sich Eltern und Kinder in dieser Frage eingehend vom Kinderarzt beraten lassen sollten“. Derzeit würde er davon abraten, Kinder und Jugendliche ohne eine solche sorgfältige Beratung, also in Massen-Aktionen an Schulen oder Kindertagesstätten, impfen zu lassen.

Wichtig ist für Hilgers, dass die Ständige Impfkommission eine allgemeine Empfehlung für ein Impfen von Kindern und Jugendlichen abgibt. Er halte jedoch „den politischen Druck auf die Stiko, der versteckt ausgeübt wird, für unangemessen“. Schließlich prüfe diese nicht nur die Eignung der Impfstoffe, sondern wäge auch die Risiken gegenüber einem Nicht-Impfen ab. „Wenn man allgemein an Schulen und Kitas impfen will, was ich durchaus nicht ausschließen will, dann muss auf alle Fälle eine Empfehlung vorliegen“, sagte Hilgers. (00/4260/18.12.2021)

Kultur und Erinnerung

Holz schaut dich an

Eine "menschgewordene" Skulpturengruppe tourt durch Mainfranken

Von Joachim Fildhaut (epd)

Karlstadt/Arnstein (epd). „Mensch werden“ heißt die Ausstellung, die zwischen Januar und April 2022 in der Johanniskirche von Karlstadt, in St. Georg in Thüngen und in der Christuskirche von Arnstein zu sehen sein wird. Lebensgroß und lebensecht, wenn auch nicht naturalistisch bemalt, so schauen sie in die Gotteshäuser. Denn der hessische Künstler Stephan Guber schafft Gesichter, in denen sich stumm die Erfahrungen wirklicher Menschen spiegeln.

Erfahrungen sammeln - Mensch werden: Der Ausstellungstitel ist spannungsreich gewählt. Die Figurengruppe erschien unter dem Namen „Ecce Homo“ zuletzt in Westfalen. Guber arbeitet mit Kettensäge und Zahnarztbohrer. Rohe und fein bearbeitete Flächen stoßen in einer Figur aneinander. Bis zu zwei Tonnen schwer sind die Stämme in seiner Werkstatt. Damit die Gestalten möglichst echt aussehen - und ihre Betrachter ansehen -, stehen Menschen dem Künstler Modell.

Dem Künstler geht es um den Menschen „in seiner inneren und äußeren Verfasstheit und um seine Eingebundenheit in die ihn umgebende Welt“. Als Raumgestalter hat Guber „Begegnungsräume“ im Auge, „in denen das lebendige Dazwischen erlebbar wird“. In diese Begegnungsräume treten die Ausstellungsbesucher. Gubers Präsenz konzentriert sich schon längst nicht mehr auf Nordbayern und Südhessen. So bespielt er den Garten der Hessischen Landesvertretung in Berlin.

Seine Werke entstehen meist in Hessen. 1965 in Bad Nauheim geboren, lebt und arbeitet Guber heute überwiegend in Nidda. Eine beliebte Ausnahme für Bildhauer sind Symposien, wenn also eine Stadt Künstlerinnen und Künstler zu einem Stipendiumsaufenthalt einlädt, um vor Ort und im Austausch miteinander Plastiken zu schaffen. Eine solche Berufung ging mehrmals an Stephan Guber, zum Beispiel nach Bad Salzhausen und auf die Kanaren-Insel La Palma.

Die mainfränkischen Gemeinden richten in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 passende Veranstaltungen zu „Werde Mensch“ aus: Andachten, Konzerte und Lesungen rund um die Skulpturen - und mitten zwischen den Skulpturen. „Es gibt viele Andockmöglichkeiten an die Gruppe“, erläutert der Künstler. Bei einer frühen „Ecce homo“-Ausstellung im Jahr 2015 interpretierte das Publikum die Figuren als Flüchtlinge. Im letzten Jahr standen sie für die Pandemie-Isolation.

Das seien „keine oberflächlichen Zuschreibungen“. Vielmehr sei „es erstaunlich, wie intensiv sich die Gemeinden mit den Figuren auseinandersetzen, sie zum Sprechen bringen“, sagt Guber. So wählten die Unterfranken selbst auch den Ausstellungstitel „Mensch werden“. Die Gruppe ist mehr als ein Dutzend Köpfe stark, macht durchschnittlich zwei Stationen jährlich, und immer wieder einmal bleibt eine Figur am Ausstellungsort, weil sie dorthin verkauft wurde. Als Erinnerung.

Zudem hat Stephan Guber manchmal „einfach Lust dazu“, einen neuen Menschen ins Ensemble einzuführen. Beim letzten Auftritt der stummen Kirchenbesucher war zum ersten Mal ein Kind dabei. (00/4267/19.12.2021)

"Zauberwort" in Nürnberg findet wieder statt

Nürnberg (epd). In Nürnberg beginnt das kulturelle Jahr 2022 mit dem „Erzählkunst-Festival Zauberwort“ vom 5. bis 9. Januar. Man habe sich trotz Corona, 2G plus-Regeln und nur 25 Prozent zugelassener Besucherzahlen entschieden, die Veranstaltungsreihe durchzuführen, teilten die Organisatoren am Freitag mit. Das Festival war im vergangenen Januar abgesagt worden.

Alle zwei Jahre zum Dreikönigstag kommen Erzähler und Erzählerinnen fünf Tage lang mit ihren Geschichten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus nach Nürnberg. Mit kleinen und großen Zuhörerinnen „trotzen sie der Corona-Tristesse und fliegen auf den Flügeln der Fantasie davon“, heißt es in der Ankündigung.

Auch wenn die Hauptsprache Deutsch sei, hätten einige der Geschichtenerzähler ihre Wurzeln in anderen Ländern, wie Österreich, Niederlande, Luxemburg und Gambia. Das werde nicht nur in den Geschichten spürbar, sondern auch bei Veranstaltungen wie „Sprachklang“, wo die Erzähler und Erzählerinnen in ihren Muttersprachen und Heimatdialekten sprechen. Mithilfe einer kurzen Zusammenfassung auf Deutsch lasse sich der Inhalt verstehen.

Die langen Erzählabende in der Tafelhalle werden wegen Corona zu zwei Erzählrunden (Mittwoch, 5. Januar, und Freitag, 7. Januar) pro Abend umgebaut. Das biete den Vorteil, dass man an einem Abend alle Erzählerinnen und Erzähler mit ihren unterschiedlichen Erzählstilen, verschiedenen Stimmen und Geschichten erleben könne, so die Organisatoren. Die Musik dazu machen Hilde Pohl und Georg Brinkmann.

Im Rahmen von „Zauberwort 2022“ findet zum fünften Mal eine Poetry Slam Show statt. Unter dem Motto "Three Kings and one Queen of Poetry Slam” treten am Dreikönigstag vier Slammer ans Mikrofon (Donnerstag, 6. Januar, 18 Uhr und 21 Uhr).

Veranstalter des Festivals sind die „ErzählBühne“, die Tafelhalle und das Künstlerhaus im KuKuQ, das Kulturbüro Muggenhof in der Kulturwerkstatt Auf AEG und das Kulturzentrum im Krakauer Haus. (00/4258/17.12.2021)

Claudia Roth: Kultur ist "Grundnahrungsmittel"

Augsburg (epd). Die neue Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) will sich für Kultur als Staatsziel im Grundgesetz einsetzen. Zu einer entsprechenden Vereinbarung im Koalitionsvertrag sagte sie der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag): „Das Staatsziel soll mehr als ein Symbol sein.“ Es soll die Verpflichtung deutlich machen, „dass Kultur systemrelevant ist, dass sie ein Grundnahrungsmittel des Menschen ist“, sagte die Augsburger Politikerin.

Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP vereinbart: „Wir wollen Kultur in ihrer Vielfalt als Staatsziel verankern und treten für Barrierefreiheit, Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein.“ Für eine Änderung des Grundgesetzes ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag erforderlich. (00/4247/17.12.2021)

Umwelt und Natur

Tierschützer wollen Massentierhaltung per Gesetzesänderung begrenzen

Nürnberg (epd). Mit einer Gesetzesänderung will der Bund Naturschutz in Bayern (BN) den Bau von Massentierhaltungsanlagen begrenzen. „Aktuell haben Gemeinden keine Möglichkeit, solche Anlagen auf ihrem Gebiet zu verhindern“, sagte BN-Landesvorsitzender Richard Mergner am Freitag in Nürnberg bei der Vorstellung eines Gesetzesvorschlags. Denn bislang gelten sie „als normaler landwirtschaftlicher Betrieb“. Diese „missliche Situation“ wolle man ändern. Der vom BN erarbeitete Vorschlag werde nun an den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder geschickt.

Ulrich Werner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, hat für den BN eine Änderung im Baugesetzbuch erarbeitet. Anders als bisher sollen Betriebe ab einer bestimmten Größe nicht mehr als landwirtschaftliche Tierhaltung, sondern als industrielle Tätigkeit gelten. Dann müssten sie von den Gemeinden extra genehmigt werden - und könnten so besser verhindert werden. Bisher gibt es im Bauplanungsrecht keine Obergrenzen, alle Ställe gelten somit als landwirtschaftliche Betriebe und benötigen keine gesonderte Genehmigung.

Der BN-Gesetzesvorschlag sieht eine Obergrenze von 40.000 Hühnern, 2.000 Mastschweinen oder 6.000 Ferkeln vor - nur bis zu diesen Zahlen soll eine Anlage noch als landwirtschaftlich gelten. Außerdem soll im Gesetz festgelegt werden, dass die überwiegende Menge des Futters auf den Betriebsflächen tatsächlich selber erzeugt werden muss. Tierquälerische Massentierhaltung sei in Deutschland - auch in Bayern - immer noch Alltag, sagte Mergner. Sie verursache aber große Probleme.

Corinna Cwielag, Landes-Geschäftsführerin des Bund Mecklenburg-Vorpommern, erinnerte daran, wie unbeherrschbar große Anlagen beispielsweise aus Sicht des Brandschutzes seien. Im Frühjahr 2021 waren beim Brand in einer Groß-Schweinezuchtanlage in Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 60.000 Tiere verbrannt. Auch die Landesbauordnungen müssten geändert werden und beispielsweise Evakuierungskonzepte oder feuerbeständige Gebäudematerialien vorschreiben, sagte Cwielag.

Carsten Preuß, Bund-Landesvorsitzender in Brandenburg, verwies auf erste Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Massentierhaltungsanlagen und plädierte auch aus Gründen des Seuchenschutzes für kleinere Anlagen. (00/4257/17.12.2021)

Naturschützer empfehlen Baumpatenschaft als Weihnachtsgeschenk

Ebrach (epd). Der Bund Naturschutz (BN) empfiehlt Natur- und Waldliebhabern eine Baumpatenschaft im Steigerwald zu Weihnachten. So setze man ein Zeichen an die Politik und für mehr Waldschutz in den wertvollen Buchenwäldern sowie für einen Nationalpark Steigerwald, teilte der BN am Freitag mit. Während die neue Bundesregierung den Einschlag in alten Buchenwäldern in öffentlicher Hand stoppen will, würden in Bayerns Staatswäldern im Steigerwald viele ältere Buchen gefällt.

Im Kerngebiet des von vielen geforderten Nationalparks Steigerwald - im „Hohen Buchenen Wald“ - seien mehr als 7.600 alte Bäume punktgenau kartiert worden. Hintergrund für die Kartierung war, dass die Staatsregierung 2015 ein nutzungsfreies kleineres Schutzgebiet wieder hat aufheben lassen. Ohne den Schutz durch einen Nationalpark droht, dass diese dicken Bäume nach und nach gefällt werden. Das will der BN mit der ideellen Baumpatenschaft verhindern. (00/4259/17.12.2021)

Weihnachten

Ufos und übergroße Kamele

Welche Pannen im Krippenspiel passieren können

Von Julia Riese (epd)

Nürnberg/Fürth/München (epd). Maria, Josef, das Jesuskind, Engel und Hirten kennen alle vom Krippenspiel. Manch eine Kirchengemeinde möchte die Aufführung so realistisch wie möglich gestalten und heuert dafür echte Tiere als Statisten an. Aber auch die haben manchmal Starallüren, erzählt Pfarrerin Beate Frankenberger von der Christuskirche in Tutzing: „Vor zwei Jahren hatten wir einen Esel gebucht, der wäre aber nur mit seinem Freund dem Pferd gekommen. Das Pferd wurde leider krank und so konnte der Esel nicht kommen.“ Und man stellte fest: Je größer das Tier, desto größer die Umstände. „Wir hatten auch ein Kamel dabei, aber das passte einfach nicht durch die Kirchentür.“ Zum Glück fand sich für die Aufführung dann noch ein kleineres Exemplar.

Viel platzsparender hat man es dagegen vor fünf Jahren in St. Michael in Fürth gemacht und ein Schattenspiel mit ausgeschnittenen Figuren veranstaltet. Die Kinder bastelten alle klassischen Krippenspielcharaktere selbst. Für allgemeine Erheiterung sorgten bei der Aufführung die himmlischen Heerscharen. „Die kamen dann eingeflogen auf die Leinwand und sahen aus wie Ufos,“ erzählt Pfarrer Uli Pschierer. Zu einer kuriosen Verwechslung kam es 2020 beim digitalen Krippenspiel der Gemeinde, bei dem jedes Kind seinen Part zu Hause mit dem Handy filmte. Doreen Görischs Sohn Erik gab den Josef und „statt Maria hat er immer Marina gesagt. Wir konnten nicht mehr vor Lachen.“

Für manche ist das Krippenspiel eine sehr ernste Sache, stellte Pfarrer Florian Wörnle 2019 in St. Martin in Fürth fest. Kurz vor Ende der Aufführung machte sich seine damals zweijährige Tochter in der rappelvollen Kirche aus dem Staub, kletterte die Stufen in den Altarraum hoch, stürzte und unterbrach das Krippenspiel mit einem lauten Schrei. „Da drehte sich eine Frau um sagte: Es kann doch nicht sein, dass sich an Weihnachten die Kinder nicht benehmen können.“ Pfarrer Wörnle gab ganz inkognito zu bedenken, dass das da vorne das Pfarrerskind sei. „Und dann war auf einmal Ruhe“, sagt er. Auch das Kind hatte sich beruhigt und die Aufführung konnte zu Ende gebracht werden.

Manchmal nehmen aber auch die Kinder ihre Aufgaben beim Krippenspiel etwas zu ernst, erinnert sich die Münchener Radiopfarrerin Julia Rittner-Kopp an ihre eigene Kindheit. Zur Generalprobe erschienen alle im Kostüm, ganz hinten standen in Weiß die Engel. „Am Ende der Probe war an einem der Engelsplätze eine kleine Pfütze am Boden. Da hatte sich einer der Engel nicht getraut, sich zu melden um auf Toilette zu gehen - die Generalprobe war so wichtig!“

Doch nicht alle Kinder sind so ernsthaft dabei. Pfarrer Hannes Schott von St. Jakob in Nürnberg sagt von sich, dass er als Kind in den 1980er-Jahren nahe Bayreuth eher von der frechen Sorte gewesen sei, sogar als Josef. „Irgendwann hat der Krippenspielleiter gesagt: Wenn der Josef sich nicht benimmt, schreibe ich das Krippenspiel um und Josef wird am Ende verhaftet. Das hat gesessen.“ In einem anderen Jahr als Josef, „da muss ich sieben oder acht Jahre alt gewesen sein“, hatte Schott eine gleichaltrige Maria an seiner Seite. Die wurde kurz vor Weihnachten jedoch krank und ihre 15-jährige Schwester musste einspringen. „Sie war fast zwei Köpfe größer als ich und hat mich armen Josef dann sehr resolut durch den Mittelgang nach vorne geschleift.“ (00/4252/17.12.2021)