Mit Ritterhelm dem gar nicht so dunklen Mittelalter begegnen
Neue Familienausstellung im "Museum für Franken" eröffnet am Freitag
Von Daniel Staffen-Quandt (epd)
Würzburg (epd). Es geht um historische Handwerksberufe. Oder um Vierpassbecher, Würfelspiele - und das Essen im Wirtshaus. Auch Minne, Musik und zeitgenössische Instrumente sind ein Thema. Darüber hinaus erfährt man einiges über Burgen, Ritterrüstungen und Fürstbischöfe. Bei der neuen Familienausstellung „Zeitreise Mittelalter“ im „Museum für Franken“ auf der Festung Marienberg in Würzburg geht es genau um das: einen möglichst umfassenden Blick in die vergangene Zeit.
„Wer dem Ausstellungsverlauf folgt, der durchlebt einmal die mittelalterliche Ständepyramide von unten nach oben“, sagt Kuratorin Veronika Genslein. Los geht es in einem mittelalterlichen Dorf, wo sich die Besucher nicht nur über das harte Leben der Bauern informieren, sondern ihr Wissen auch gleich testen können. Zum Beispiel, indem sie an einem Tisch ausprobieren, welche der uns heute geläufigen Lebensmittel schon damals bekannt waren. Ein Tipp: Die Tomate gehört nicht dazu.
Das Mittelalter - also die Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert in Europa - gilt oft als düstere und dunkle Epoche. Antikes Wissen wurde teilweise verworfen oder vergessen, das Diesseits mit seinen Herausforderungen von vielen Christen nur als Prüfung fürs Jenseits begriffen. Seuchen wie Lepra oder Pest wüteten und rafften Millionen Menschen dahin. Aber ganz so schwarzweiß kann man die Epoche dann doch nicht betrachten - auch das zeigt die aufwendig gestaltete Familienschau.
Für die Mittelalter-Ausstellung hat die Werkstatt des Museums für Franken geklotzt: Marktstände wurden gebaut, Erlebnisstationen, ein Pfahlzaun, wie er ursprünglich rund um die Festung oberhalb des Maintals gestanden haben muss - und natürlich ein Burgfräuleinbett. Alles riecht nach frischem Holz. Dazwischen kindgerechte Zeichnungen, die sich das Museum teils extra von der Hamburger Illustratorin und Mittelalter-Expertin Kristina Gehrmann hat anfertigen lassen, sagt die Kuratorin.
Das Konzept der Ausstellung basiert auf drei Elementen: Zum einen gibt es interessante historische Exponate, wie etwa einen mittelalterlichen Schnellkochtopf aus Ton, mit dem schon damals schnell und energiesparend gekocht werden konnte. Zum zweiten natürlich Wandtafeln. Die Texte dort aber seien „bewusst in einfacher Sprache gehalten“, damit sie auch jeder Besucher egal welchen Alters versteht. Und drittens gibt es viele Stationen, an denen man selbst etwas ausprobieren kann.
„Grundsätzlich gilt bei uns: alles, was nicht in Glasvitrinen steht, darf man auch anfassen“, erläutert Kuratorin Genslein. Das können beispielsweise Textilfasern wie Seide, Flachs und Wolle sein, die man auch im Mittelalter schon kannte. Oder ein Ritterhelm und Kettenschutz für den Kopf, den man sich einfach mal selbst aufziehen kann, um das Gewicht zu spüren. Ein Highlight dürfte für viele der Gäste das Märchenzelt sein, in dem man sich per Knopfdruck vier Geschichten erzählen lassen kann.
Fühlstationen, Kostümkisten und Leseecken mit Kuschelkissen - mitten in der Corona-Pandemie? Kuratorin Genslein nickt. Zum einen gilt in Museen ganz grundsätzlich 2G-Plus, also nur Geimpfte und Genesene kommen hinein, wenn sie zusätzlich einen aktuellen negativen Testnachweis vorzeigen. Das Ganze gilt ab 12 Jahren und drei Monaten, Schüler sind bei Vorlage eines Schülerausweises von der Testpflicht befreit. Testen lassen kann man sich direkt an der Museumskasse.
„Unser Hygienekonzept sieht zudem vor, dass wir nur eine bestimmte Zahl an Gästen gleichzeitig ins Museum lassen“, sagt die Kuratorin. Normalerweise sei die Zeit zwischen den Jahren im Museum für Franken die besucherstärkste im ganzen Jahr: „Aber natürlich ist 2G-Plus für viele eine Hürde.“ Doch die Schau in eine wärmere Jahreszeit und damit in eine vielleicht Corona-freiere zu verschieben, sei keine Option gewesen: „Die Ausstellung hätte eigentlich schon im Dezember 2020 starten sollen.“
Wer die Auflagen erfüllt - dazu gehört auch die FFP2-Maskenpflicht - kann entspannte Stunden in der neuen Ausstellung verbringen. Nicht nur, weil sich unterschiedliche Teile der Schau an verschiedene Altersgruppen richten. Sondern auch, weil sie viel Halbwissen aus dem Alltag aufgreift und schärft. Etwa, dass viele unserer Sprichwörter aus dem Mittelalter stammen. Bei der Frage, was sie eigentlich bedeutet haben - da dürften die meisten vor dem Museumsbesuch aber „auf dem Holzweg“ sein. (00/4206/16.12.2021)