Kirche und Politik

Dekanat München beschließt künftige Stellenverteilung

München (epd). Von 189 auf 171 Stellen: Mit einem Beschluss über die Verteilung des künftigen Stellenkontingents hat die Synode des evangelischen Dekanats München am Dienstagabend eine erste Weiche für ihren Zukunftsprozess gestellt. Demnach sind in den sechs Prodekanatsbezirken künftig noch 122 Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone und Religionspädagoginnen tätig.

Auf den Fachbereich der Evangelischen Dienste München (EDM), zu dem beispielsweise die Altenheimseelsorge, die Stadtakademie oder das Migrationszentrum zählen, entfallen 17,5 Stellen. Hinzukommen 31 Stellen für Krankenhaus- und Hochschulseelsorge, Kirchenmusik und Leitungsfunktionen, die die Landeskirche als fix definiert hat. Grundsätzlich entspräche die Verteilung einer Kürzungsrate von 9,64 Prozent, sagte Stadtdekan Bernhard Liess bei der Sitzung in der Münchner Markuskirche. In manchen Bereichen habe man aber „Härten“ abgemildert, um die Kürzungen „gerecht und solidarisch“ umzusetzen. Die Vorlage des Leitungsgremiums setzte sich gegen einen Alternativvorschlag des Höhenkirchener Pfarrers Thomas Lotz durch, der die Kürzungsrate von knapp zehn Prozent gleichmäßig über alle Arbeitsbereiche verteilt sehen wollte.

Die bayerische Landeskirche muss durch sinkende Mitgliedszahlen künftig mit weniger Kirchensteuermitteln auskommen. Die aktuelle Landesstellenplanung korrigiert deshalb in allen Bereichen die Stellen für Hauptamtliche - meistens nach unten. Das Dekanat München ist das größte Dekanat der Landeskirche. Hier leben mit rund 240.000 Evangelischen rund zehn Prozent der bayerischen Protestanten. Die notwendigen Kürzungen will das Dekanat mit einer Zukunftsstrategie verbinden: „Wie können wir künftig als Kirche sichtbar und präsent sein in der Region?“, fasste Stadtdekan Bernhard Liess das Ziel zusammen.

Der Abstimmung war eine Debatte über die Vorgehensweise vorangegangen. Während der Stadtdekan betonte, dass man erst die Stellenverteilung festlegen müsse, um bei der inhaltlichen Schwerpunktsetzung „große Enttäuschungen“ zu vermeiden, forderten die Kritiker zunächst eine inhaltliche Ausrichtung, um dann die Stellen entsprechend zu vergeben.

„Die Transformation von Kirche wird enorm sein“, mahnte Dekanatsjugendpfarrer Michael Stritar. Es nütze nichts, wenn Projekte wie die Diakoniekirche im Hasenbergl ohne personelle Ressource blieben. Pfarrerin Ortrun Kemnade-Schuster aus Fürstenried verwies darauf, dass die evangelische Kirche Prognosen zufolge in wenigen Jahren mit der Hälfte des jetzigen Personals auskommen müsse: „Wo wollen wir dann inhaltlich sein? Müssen wir uns nicht jetzt schon von manchen Inhalten verabschieden?“, fragte sie.

Nach dem Beschluss vom Dienstag wollen die Synodalen mit der inhaltlichen Arbeit beginnen. Zu diesem Zweck wurde eine achtköpfige Steuerungsgruppe eingesetzt, der neben dem Stadtdekan und sechs weiteren Personen auch der Vorstand des Diakonischen Werks, Thorsten Nolting, angehört. Bis zum Sommer 2022 soll dann klar sein, mit welchen Konzepten und Schwerpunkten das Dekanat künftig in die Gemeinden und die Stadtgesellschaft wirken will. (00/3311/06.10.2021)

Mehr Antisemitismus im persönlichen Kontakt

München (epd). Die antisemitische Erfahrung des jüdischen Musikers Gil Ofarim ist nach Beobachtung der Informationsstelle Antisemitismus kein Einzelfall. Denn Diskriminierungen, wie sie Ofarim in einem Leipziger Hotel erleiden musste, seien auch in Bayern Alltag, sagte Annette Seidel-Arpaci, Leiterin der Recherche und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS), am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Der Informationsstelle seien bislang 131 antisemitische Vorfälle bekannt geworden, die sich „von Angesicht zu Angesicht im direkten persönlichen Kontakt“ ereignet hätten.

Neben gewaltsamen Übergriffen und Bedrohungen hat die RIAS 41 Fälle eines „verletzenden Verhaltens“ registriert. So hätten etwa im Mai Jugendliche einen Fahrgast in einem Augsburger Bus, der einen Sticker gegen Antisemitismus und pro Israel trug, mit den Worten beschimpft „Scheißjuden, gut, dass Hitler die Juden vergast hat“.

Vor allem durch Symbole wie den Davidstern oder eine Kippa seien die Opfer als Juden identifiziert worden, heißt es weiter. Deshalb sei es „ungeheuerlich, dass Juden Angst vor Anfeindungen und Angriffen haben müssen und Angst davor haben, ihr Jüdischsein offen zu zeigen“.

Die Recherche- und Informationsstelle ist bei dem Verein für Aufklärung und Demokratie (VAD) angesiedelt und wird vom bayerischen Sozialministerium gefördert. (00/3320/06.10.2021)

Gesundheit und Soziales

Einsamkeit schadet der Gesundheit

Gehirnforscher Manfred Spitzer spricht über "unerkannte Krankheit"

epd-Gespräch: Susanne Lohse

Neu-Ulm, Ulm (epd). Manfred Spitzer, Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, warnt vor den Gefahren der Einsamkeit. Wie wissenschaftliche Studien belegten, sei sie so gefährlich wie Rauchen, Krebs, Herzinfarkt oder Depressionen. Insofern sei Einsamkeit „Lebensrisiko Nummer eins,“ sagt Spitzer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit (10. Oktober)

epd: Was genau ist Einsamkeit?

Spitzer: Im Gegensatz zu sozialer Isolation, mit der eine objektive Tatsache (jemand ist oft allein) beschrieben wird, wird mit Einsamkeit das subjektive Erleben eines Zustandes (sich allein fühlen) bezeichnet. Wenn man diese Unterscheidung vornimmt, kann man klarer über die Dinge sprechen. So ist es beispielsweise das Ausmaß der erlebten Einsamkeit, die Stress macht, nicht das Ausmaß der sozialen Isolation.

epd: Warum macht sie krank, kränker als Rauchen?

Spitzer: Das Erleben von Einsamkeit ist grundsätzlich unangenehm und erzeugt Stress. Der wiederum kann chronisch werden und dann schwache Immunabwehr (Infektionen, Krebs), Bluthochdruck und Diabetes (und damit Schlaganfälle und Herzinfarkte) verursachen. So wird plausibel, warum sich Einsamkeit in großen Studien als „Killer Nr. 1“ - noch vor dem Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes - herausgestellt hat.

epd: Hat Corona die Einsamkeit verstärkt?

Spitzer: Die Angst vor Corona und unsere Maßnahmen des Lockdowns haben zu mehr sozialer Isolation geführt und damit auch zu mehr subjektiv erlebter Einsamkeit. Viele Menschen haben die Maßnahmen als „verordnete Einsamkeit“ missverstanden, denn es ging ja eigentlich um körperlichen Abstand, und sonst nichts. Anstatt von „sozialer Isolation“ hätte man von „distant socializing“ sprechen sollen, wie ein US-amerikanischer Soziologe schon im Frühjahr 2020 vorschlug.

epd: Inwiefern sind vor allem ältere Menschen von Einsamkeit betroffen?

Spitzer: Das sind sie nicht. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, beim Thema „Einsamkeit“ vor allem an ältere Menschen zu denken. Am häufigsten wird Einsamkeit tatsächlich von jungen Frauen erlebt, wie Studien aus verschiedenen Ländern immer wieder gezeigt haben. So haben auch die Jungen Frauen unter Corona am meisten gelitten.

epd: Können auch Kinder unter Einsamkeit leiden?

Spitzer: Ja, sogar sehr! Denn sie brauchen Kontakte, vor allem mit anderen Kindern, um sich gut zu entwickeln.

epd: Gibt es auch Einsamkeit in der Partnerschaft?

Spitzer: Ja, und wieder wird sie dann besonders erlebt, wenn es mit der Partnerschaft eben nicht klappt. Man wird beim Zusammenleben dauernd darauf gestoßen - und das drückt jedes Mal neu auf die Stimmung.

epd: Es heißt, Einsamkeit sei ansteckend. Wie erklärt sich das?

Spitzer: Wer eine ansteckende Krankheit hat, kommt auf die Isolierstation. Wenn also Einsamkeit und soziale Isolation dasselbe wären, dann könnte Einsamkeit nicht ansteckend sein. Aber gerade, weil beides eben nicht dasselbe ist, kann man sich einsam fühlen (und das kommt häufig vor), ohne tatsächlich sozial isoliert zu sein. Manche Menschen „baden in der Menge“ und fühlen sich zugleich sehr einsam. Dadurch ist es möglich, dass sie andere Menschen mit dem Gefühl „anstecken“ - man spricht auch von „emotionaler Ansteckung“, englisch: „emotional contagion“. Wirklich nachgewiesen wurde das erstmals in einer im Jahr 2009 erschienen großen Studie. Wer einen Freund hat, der einsam ist, wird innerhalb von Jahren mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit selbst einsam. Der Effekt ist größer, je enger die Freundschaft und je näher der Freund wohnt.

epd: Was hilft gegen Einsamkeit - Weihnachtsmärkte, Briefe schreiben oder genügt es zu chatten?

Spitzer: Alles. Ich rate zum Telefonieren - das braucht erstens weniger Energie als Chatten und man braucht bei einem guten Freund oder nahen Verwandten sowieso kein Bild, weil man sich das selber in der Vorstellung erzeugt. Bei chronischer Einsamkeit sollte man sich professionellen Rat holen, beim Psychiater oder Psychologen, denn sie kann Symptom zum Beispiel einer Depression sein. Und diese wiederum kann viele Ursachen haben, medizinische und/oder psychologische. (00/3307/06.10.2021)

Kurz vor dem Burnout

Neues Angebot "Blaufeuer" für überlastete Berufstätige ist gesucht

Von Thomas Tjiang (epd)

Nürnberg (epd). Psychologin Caroline Schöner-Sommer von „Blaufeuer Nürnberg“ macht die Erfahrung, dass Selbsteingeständnis ein großes Thema ist. Sie berät zusammen mit drei weiteren Kolleginnen Erwerbstätige aus Mittelfranken in Stresssituationen. Im Unterschied zu anderen Hilfsangeboten ist beispielsweise eine Diagnose eines Facharztes nicht notwendig.

Zu ihren Klienten zählt Schöner-Sommer beispielsweise einen Mitvierziger, der als Führungskraft durch seine Arbeitsbelastung plötzlich einen Tinnitus bekommt. Es findet sich auch eine Mitzwanzigerin, die neben ihrer Vollzeitstelle eine Fortbildung macht und zusätzlich einer „familiären Belastung“ ausgesetzt ist. Es geht aber auch um Einsamkeit oder die Überlastung im Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung.

„Wir helfen immer dann, wenn das persönliche Wohlbefinden deutlich beeinträchtigt ist“, erklärt Schöner-Sommer. Das Ganze ist natürlich „vertraulich“. Neben persönlichen, telefonischen oder videobasierten Beratungen hilft sie, individuelle Lösungen zu finden. Das können Gespräche mit dem Arbeitgeber sein, Hilfen bei Reha-Anträgen und Unterstützung bei der Suche nach Therapien. Hier sind Angebote schon vor der Corona-Pandemie oft nur mit monatelangen Wartezeiten zu finden.

Auch Blaufeuer-Psychologin Heike Kemter berichtet Ähnliches aus der Arbeit mit den Klienten. Häufig gehe es erst einmal darum, den „Blick für eigene Probleme zu schärfen“. Dann müsse man häufig unterstützen, dass die Überlasteten auch tatsächlich etwas verändern wollen. 'Ich habe keine Zeit für Hilfe', habe ihr mal ein Mann geantwortet, als sie eine wöchentliche Therapiestunde vorgeschlagen hatte. Dabei wurde in den Blaufeuer-Sitzungen deutlich, dass die Person beruflich unter „Angst vor Druck und Zeitdruck“ leide. Der Knoten konnte erst durchgeschlagen werden, als er im Betrieb einen Kollegen entdeckte, der ebenfalls kurz vor dem Burnout stand und von positiven Therapiesitzungen berichtete.

Wie viel Belastungen auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind, können die Blaufeuer-Lotsen nicht sagen. Das Blaufeuer-Modellprojekt ist in Nürnberg sowie Berlin und Köln erst im vergangenen Jahr gestartet. Daher fehlen noch Vergleichszeiten zum Stress vor der Pandemie.

In Nürnberg haben im ersten Jahr bis September 2021 230 Menschen nach Hilfe angefragt. Rund 120 Menschen sind in dieser Zeit begleitet worden. Kempter vermutet, dass es auch mehr Klienten gewesen wären, wenn das Blaufeuer-Team noch größer wäre. Das kostenlose Blaufeuerangebot setzt auf niederschwelligen Zugang ohne weitere Anforderungen oder Bescheinigungen. Einzige Voraussetzung ist das Alter zwischen 18 und 64 Jahren sowie eine Erwerbstätigkeit.

Erschöpfungsgefühle sollen frühzeitig erkannt werden und durch passende Gespräche oder Präventionsangebote gelindert oder beseitigt werden, das ist das übergeordnete Ziel. Auf diese Weise werde auch langfristig einer drohenden Arbeitsunfähigkeit entgegengewirkt. „Der Zustrom in die Erwerbsminderungsrente ist groß“, ergänzt Projektleiter Mario Kreß vom gemeinnützigen Berufsförderungswerk Nürnberg. Dort ist das Modellprojekt Blaufeuer angesiedelt.

Kreß hätte nicht mit der großen Nachfrage vom Start weg gerechnet. Indizien für den hohen Bedarf sind allerdings schon die Krankenstatistiken. Mittlerweile rangieren psychische Erkrankungen in der Häufigkeit nach Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems auf Platz zwei. Mit Blick auf die Dauer der Krankheitstage nimmt diese Diagnose bereits Platz eins ein. Kreß sieht diese Einschätzung auch durch die anderen beiden Modellprojekte in Berlin und Köln bestätigt, die von ähnlichen Erfahrungen berichten.

Blaufeuer ist übrigens ein Begriff aus der Schifffahrt. Wenn ein Kapitän Hilfe bei der Orientierung braucht, gibt er ein blaues Leuchtsignal - das Blaufeuer und ein Lotse kommt an Bord. Das passe gut zur Arbeit des Modellprojektes, sagt Schöner-Sommer. Der Kapitän bekomme zwar Hilfe von einem Lotsen, bleibe aber selbst in der Verantwortung.

Das Modellprojekt ist auf fünf Jahre angelegt und wird wissenschaftlich begleitet. Die Kosten trägt das Arbeits- und Sozialministerium über ein spezielles Bundesprogramm. Langfristig sollen über die bestehenden Angebote hinaus neue Maßnahmen identifiziert werden, um Menschen mit psychischen Belastungen besser zu versorgen. Kreß will das junge Angebot enger mit Unternehmen und anderen Hilfseinrichtungen vernetzen. Für ihn ist das oberste Gebot: „Es geht uns um den einzelnen Menschen.“ (00/3316/06.10.2021)

Konferenz: Fachkräfte mehr für Genitalbeschneidung sensibilisieren

München (epd). 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich am Mittwoch bei einem Online-Fachtag über das Thema Genitalbeschneidung informiert. Der Fachverband für Frauen- und Mädchensozialarbeit IN VIA wolle in diesem oft tabuisierten Bereich Fortbildungsarbeit leisten, sagte Adelheid Utters-Adam, Vorsitzende von IN VIA Bayern. Unzählige Mädchen und Frauen weltweit würden Opfer von Genitalbeschneidung. Weibliche Genitalbeschneidung sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und oft mit lebenslangen Qualen für die Betroffenen verbunden. In Deutschland gelte der Eingriff als schwere Körperverletzung und sei gesetzlich verboten.

Bei Fachkräften, die mit dem Thema in Berührung kämen, herrsche große Unsicherheit, so Utters-Adam. Beschäftigte in der Schwangerenberatung, Ärzte und Ärztinnen und Hebammen müssten daher genauso sensibilisiert werden wie Pädagoginnen und Pädagogen und Migrationsberater.

Um wirksam gegen Genitalbeschneidung und diese Tradition vorzugehen, brauche es unterschiedlichste Fachkräfte, die an einem Strang ziehen, erklärte auch die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) bei dem Fachtag laut Mitteilung. Man habe daher im Frühjahr das Präventionsnetzwerk gegen weibliche Genitalverstümmelung gegründet.

Bei dem Fachtag gehe es unter anderem um Fragen, wie zu erkennen ist, ob ein Mädchen von Genitalbeschneidung bedroht ist oder wie sich das Thema bei Eltern ansprechen lässt. Ein weiterer Aspekt des Treffens sei die bayernweite Vernetzung, heißt es in der Mitteilung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich darüber austauschen, wer in ihrer Region schon zu diesem Thema arbeitet und Kontakte knüpfen. (00/3318/06.10.2021)

Feuerwache-Projekt Fürth kann Preis entgegennehmen

Fürth/München (epd). Das Projekt Alte Feuerwache Fürth „Fürth.Ort“ hat nachträglich den Innovationspreis Ehrenamt 2020 erhalten. Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) zeichnete die Initiative jetzt aus, nachdem die Preisverleihung im vergangenen Jahr verschoben werden musste, teilte das Sozialministerium am Mittwoch mit.

Die Initiative „Fürth.Ort“ setzt sich dafür ein, dass in der frei gewordenen Alten Feuerwache in Fürth ein Nachhaltigkeits- und Zukunftszentrum entsteht. Verschiedene Initiativen, Kreative und Künstler aus allen Lebensbereichen sollen so zusammengebracht werden. Das Projekt habe erreicht, dass aufgrund eines Stadtratsbeschlusses von der Stadtverwaltung ein entsprechendes Konzept für die zukünftige Nutzung der Alten Feuerwache entwickelt werden soll. „Die gelebte Bürgerverantwortung ist ein lebendiger Beitrag zur Demokratie und ein Markenzeichen unserer freiheitlichen Gesellschaft“, sagte die Ministerin laut Mitteilung. „Fürth.Ort“ erhielt ein Preisgeld von 10.000 Euro.

Unter dem Motto „Ehrenamt ist nachhaltig! - Ehrenamt gestaltet unsere Zukunft!“ wurden beim Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt 2020 zum dritten Mal Personen, Initiativen und Organisationen mit neuen Ideen rund ums Ehrenamt gesucht, hieß es. (00/3313/06.10.2021)

Preis für barrierefreie Straße der Kinderrechte

Nürnberg (epd). Den diesjährigen Inklusionspreis des Bezirks Mittelfranken bekommt die Kinderkommission Nürnberg für das Projekt „Zehnte Station der Straße der Kinderrechte“. Bezirkstagspräsident Armin Kroder werde die Auszeichnung am Freitag, 22. Oktober, an der Straße der Kinderrechte im Nürnberger Stadtpark verleihen, teilte der Bezirk am Mittwoch mit. Der Bezirk prämiere eine Station, die in Kooperation mit der Lebenshilfe Nürnberg derzeit noch entstehe, hieß es. Sie widme sich dem Artikel 23 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, dem Kinderrecht auf besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung.

Für Menschen mit Sehbehinderung werde eine spezielle App entwickelt, mit der sie alle Stationen erleben können. Dazu seien noch Umbauten nötig, wie das Verlegen von Noppenfeldern oder Führungsseile. Damit sich auch gehörlose Menschen auf der Nürnberger Straße der Kinderrechte zurechtfinden können, entstünden elf Erklärvideos in Gebärdensprache und in leichter Sprache. Die 5.000 Euro Preisgeld des Bezirks fließen in vollem Umfang in das Projekts, hieß es. (00/3321/06.10.2021)

Zeitung: Für Millionen Deutsche wird im Alter das Geld knapp

München (epd). Millionen Bürgerinnen und Bürgern müssen einem Zeitungsbericht zufolge mit finanziellen Engpässen im Alter rechnen. Nur jeder vierte Erwachsene bis 65 hat einen Riester-Vertrag zur Altersvorsorge, wie laut „Süddeutscher Zeitung“ (Mittwoch) aus einer noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Bei der Einführung der geförderten Vorsorge 2002 war demnach ein weit höherer Anteil geplant.

Laut dem Bericht sind diejenigen am schlechtesten geschützt, die ohnehin wenig Rente haben werden. 2020 hätten nur elf Prozent der ungelernten Arbeiter einen Riester-Vertrag gehabt, aber 42 Prozent der angestellten Führungskräfte. Unter den 20 Prozent Bestverdienern in Deutschland sorgten drei Mal so viele vor wie bei den unteren Einkommen.

Durch Kürzungen bei den gesetzlichen Renten sind die Lücken im Alter groß. Die „Süddeutsche Zeitung“ verweist auf eine DIW-Studie von 2018, wonach jeder zweite 55- bis 64-jährige Arbeitnehmer später nicht genug gesetzliche und betriebliche Rente bekommen wird, um seinen heutigen Konsum inklusive Wohnen finanzieren zu können. Im Schnitt fehlen demnach monatlich 700 Euro.

Zur Schließung der Lücke können Riester-Verträge nur wenig beitragen, wie es laut der Zeitung in der neuen Studie heißt. Ruheständler, die bereits Geld aus einem Riester-Vertrag erhalten, bekämen im Schnitt nur 80 Euro monatlich. Das mache nur fünf Prozent ihrer Alterseinkommen aus. Zwar sollten künftig die Beiträge steigen, das werde jedoch nicht ausreichen, um die Lücken im Versorgungsniveau zu schließen. (00/3304/06.10.2021)

Kultur und Erinnerung

Pechmann-Preis unter anderem für Synagogen-Gedenkband

München (epd). Fünf Preisträgerinnen und Preisträge erhalten in diesem Jahr den Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis der bayerischen evangelische Landeskirche. Einen Ehrenpreis bekommen die Autorinnen und Autoren des Synagogen-Gedenkbands Bayern „Mehr als Steine …“, teilte die Landeskirche am Mittwoch mit. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt war mit dem letzten Teilband im April 2021 nach 19 Jahren abgeschlossen worden.

Manfred Brösamle-Lambrecht und ehemalige Schülerinnen und Schüler des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels werden für ihr Projekt „13 Führerscheine - 13 jüdische Schicksale“ geehrt, teilte die Landeskirche am Mittwoch mit. Im Rahmen eines P-Seminars haben sie für eine Ausstellung die Schicksale von 13 Menschen rekonstruiert, denen 1938 im Bezirksamt Lichtenfels der Führerschein entzogen worden war, weil sie Juden waren. In englischer Übersetzung zeigte die Schau auch das „Museum of Jewish Heritage“ in New York.

Weitere Preisträgerin ist Nora Andrea Schulze, die eine wissenschaftliche Biografie des ehemaligen bayerischen Landesbischofs Hans Meiser (1881 - 1956) verfasst hat, mit der sie auch die erinnerungskulturellen Debatten über die nach Meiser benannten Straßen behandle, heißt es in der Mitteilung. „Umfassend und differenziert“ werde in dem Buch „Hans Meiser. Lutheraner - Untertan - Opponent“ Meisers kirchliches Handeln in Zeiten der politischen Umbrüchen betrachtet.

Ausgezeichnet wird auch die Wanderausstellung, die die Theologen Sabine Böhlau und Fabian Brüder mit dem Fotografen Andreas Tobias erstellt haben. Auf 17 Tafeln sind Personen aus der Gruppe der Sinti und Roma porträtiert. Sie seien in den Redaktionsprozess selbst mit eingebunden gewesen.

Nicolas Valentin Peter und der Verein „Theater in der Kirche“ erhalten einen Preis für „Die Nacht von Flossenbürg“. In dem Kammerspiel werde die Todesnacht von Dietrich Bonhoeffer dargestellt. Die Szene wechselt dabei zwischen dem Wohnzimmer von Bonhoeffers Mutter und der Todeszelle ihres Sohnes, heißt es in der Mitteilung. Das Stück werde an vielen Orten Bayerns und Hessens aufgeführt.

Für die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus schreibt die bayerische evangelische Landeskirche den Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis 2021 aus. Ausgezeichnet würden herausragende Leistungen in der historisch-wissenschaftlichen Forschung oder in Bildungsarbeit und Publizistik, vor allem zur damaligen Rolle von Kirche und Christentum, teilte die Landeskirche mit. Zudem könnten überzeugende Beispiele für Gemeinsinn und Zivilcourage in der Gegenwart ausgezeichnet werden. Der Preis ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisträger erhalten in diesem Jahr jeweils 2.000 Euro.

Gestiftet wurde der Preis zum Gedächtnis an Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859 - 1948), den ersten gewählten Präsidenten der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Bankier hatte zahlreiche nationale und internationale Ehrenämter in der evangelischen Kirche inne und begleitete deren Weg durch die NS-Zeit kritisch. Der Preis würdige seine besonderen Verdienste um Humanität und Recht, Christentum und Kirche sowie sein Eintreten für die Opfer von Rassismus und Antisemitismus. (00/3308/06.10.2021)

Museum thematisiert 800-jährige jüdische Geschichte Feuchtwangens

Feuchtwangen (epd). Das Fränkische Museum Feuchtwangen zeigt noch bis zum 19. Dezember die Sonderausstellung „Erinnere. Bewahre. Wandle“ anlässlich des Festjahrs „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Die Schau widme sich der 800-jährigen Geschichte jüdischen Lebens in der westmittelfränkischen Stadt, teilte das kommunale Kulturbüro am Mittwoch mit. Die Ausstellung spannt einen Bogen vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.

Die „bewegte und schwierige“ Geschichte jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner werde „durch die “Perspektiven und Lebensgeschichten historischer Persönlichkeiten„ aus der Stadt und dem Umland vermittelt, teilte das Kulturbüro weiter mit. Das Museum hat dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Außerdem findet passend zur Schau die Veranstaltungsreihe “Jüdisches Feuchtwangen" statt. (00/3314/06.10.2021)

Bayerischer Bibliothekspreis geht nach Veitshöchheim und Gröbenzell

Veitshöchheim/Gröbenzell (epd). Die Bücherei im Bahnhof in Veitshöchheim erhält den erstmals in diesem Jahr ausgeschriebenen Bayerischen Bibliothekspreis. Verliehen wird der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis am 24. Oktober in Veitshöchheim im Beisein von Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU), wie die Gemeinde Veitshöchheim (Kreis Würzburg) mitteilte. Einen Sonderpreis über 5.000 Euro erhält die Gemeindebücherei Gröbenzell im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Die Jury würdigte die Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof wegen ihrer hohen Zahl an Nutzern und Entleihungen - sowie wegen ihrer gesellschaftlichen Vernetzung und den Einsatz digitaler Angebote in der Corona-Zeit. Jahr für Jahr kommen etwa 60.000 Besucherinnen und nehmen 140.000 Ausleihen vor. Zudem finden regelmäßig generationenübergreifende Angebote wie kulturelle Veranstaltungen, verschiedene Kurse oder auch Kooperationen mit Schulen und Kindergärten statt.

Die Gemeindebücherei Gröbenzell erhält den Sonderpreis für ihr zukunftsweisendes Konzept der „Grünen Bibliothek“. Dazu zählt laut Jury etwa der Aufbau eines speziellen Medienbestands, eine „Bibliothek der Dinge“ sowie eine intensive Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Bereich „Natur & Umwelt“. Mit ihrem Einsatz in den Themen Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit trage die Gemeindebücherei zur Entwicklung der Gesellschaft und des Ortes selbst bei, hieß es.

Der Bayerische Bibliothekspreis wurde 2020 erstmals ausgeschrieben und wird heuer zum ersten Mal vergeben. Er wird gemeinsam vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Bayerischen Bibliotheksverband (BBV) getragen. (00/3309/06.10.2021)

Tarifkonflikt: Unterstützung aus Coburg für Kissinger Kurorchester

Bad Kissingen (epd). Im Tarifkonflikt zwischen dem Bad Kissinger Kurorchester - der Staatsbad Philharmonie - und der Bayerischen Staatsbad Bad Kissingen GmbH bekommen die Musikerinnen und Musiker weitere Rückendeckung von Kollegen. In einem Offenen Brief fordern die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters am Landestheater Coburg die Staatsbad GmbH auf, ihre „schon viel zu lange andauernde Verweigerungshaltung“ aufzugeben und endlich Tarifverhandlungen zu führen.

In dem Offenen Brief beklagen die Coburger Musiker die „unzumutbaren Arbeitsbedingungen“ in Bad Kissingen. Man fordere Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) und Staatsbad-Geschäftsführerin Sylvie Thormann auf, Tarifverhandlungen mit der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) aufzunehmen. „Die fatale öffentliche Wahrnehmung und die unwürdige Behandlung der Musikerinnen und Musiker sind für die gesamte bayerische Kultur- und Orchesterlandschaft beschämend“, heißt es in dem Brief.

Der Tarifkonflikt zwischen dem Orchester und der Staatsbad GmbH - ein Unternehmen, das der Stadt Bad Kissingen mehrheitlich gehört, zusammen mit dem Freistaat Bayern - dauert schon länger. Die Musiker bestehen darauf, sich bei den Tarifverhandlungen von der DOV vertreten zu lassen, doch die Staatsbad GmbH setzt dagegen auf Einzelgespräche mit den Musikern. Man habe den Beschäftigten ein „faires und sorgsam austariertes Maßnahmenpaket“ vorgelegt, erläuterte OB Vogel jüngst.

Die Schilderungen, wie Arbeitsbedingungen und Löhne bei der Staatsbad Philharmonie sind, gehen weit auseinander. Intendant und OB berichten berichten von Durchschnittslöhnen von monatlich 3.000 Euro - Sonderzahlungen oder Feiertagszuschläge gibt es keine, dabei spielen die Bad Kissinger Musiker mit Ausnahme des Karfreitags an jedem Feiertag. Vor kurzem erst hatten auch Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg die Bad Kissinger mit einem Offenen Brief an den OB unterstützt. (00/3317/06.10.2021)

Bildung und Wissenschaft

Tot und lebendig zugleich

Spiele-App "Katze Q" soll Nachwuchs für die Quantenphysik begeistern

Von Daniel Staffen-Quandt (epd)

Würzburg/Dresden (epd). Die Katze ist tot, also zumindest eine Hälfte. „Was ist in der Box?“, dudelt es aus dem Tablet-Lautsprecher. „Katze Q“, flüstert eine Kinderstimme, dazu ertönt ein niedliches „Miau“. Das kleine Tier guckt den Benutzer direkt an - halb mit Fell, halb als Skelett. Man kann sie streicheln, bis sie schnurrt. Man kann mit ihr ein geheimnisvolles Haus erkunden. Vor allem aber kann man mit der Katze in diesem sogenannten Escape-Game eine ganze Menge über Quantenphysik lernen.

Vorbild für das schnuckelige Kätzchen in der neuen Spiele-App „Katze Q“ ist ein Quantenmechanik-Gedankenexperiment, das unter dem Namen „Schrödingers Katze“ bekannt ist. Das geht so: In einer geschlossenen Box befinden sich eine Katze, ein radioaktiver Stoff, ein Strahlungsmessgerät und Gift. Sobald der radioaktive Stoff zerfällt, setzt die Messapparatur eine tödliche Menge Gift frei. Solange keiner in die Box schaut, gilt die Katze bei dem Gedankenexperiment als tot und lebendig zugleich.

Bei „Schrödingers Katze“ und vielen anderen Bereichen der Quantenphysik geht es im Kern darum, dass vieles in der Welt komplexer ist, als es auf den ersten Blick scheint. „Wer Physiker ist, der lernt zu suchen, was dahinter steckt“, sagt Ralph Claessen, Würzburger Sprecher des Exzellenzclusters ct.qmat der Uni Würzburg und der TU Dresden, das sich der Erforschung von Quantenmaterie widmet. Klingt etwa unverständlich, manchmal auch verrückt und geheimnisvoll: „So ist Quantenphysik.“

Claessen ist Professor für Experimentelle Physik, ein Quantenphysiker, der sich mit Festkörpern beschäftigt. Klingt abstrakt, schwer greifbar - und genau deshalb gibt es die neue Spiele-App „Katze Q“. Sie will bei Kindern und Jugendlichen ab elf Jahren Interesse an Quantenphysik wecken. „Die Quantentechnologie wird eine Zukunftsindustrie“, sagt Claessen, der Fachkräftebedarf werde enorm. Vor allem wolle man Mädchen und junge Frauen für die Quantenphysik begeistern.

Am einfachsten nähert man sich der großen weiten Welt der Quantenphysik mit einem Blick auf die Quantencomputer. Während „normale“ Computer ihre Rechenoperationen nur mit 0 und 1 vornehmen können - also „Strom aus“ und „Strom an“ - gibt es bei Quantencomputern auch Quantenbits, also den Zustand, in dem 0 und 1 gleichzeitig gelten. Wie bei „Schrödingers Katze“, tot und lebendig zugleich. Quantencomputer sind deshalb um ein Vielfaches schneller als unsere herkömmlichen Rechner.

Trotzdem steckt die Quantenphysik noch in den Kinderschuhen. Quantencomputer haben im besten Fall ein paar Dutzend Quantenbits, während in regulären Prozessoren Hunderte Millionen Transistoren rechnen. In Claessens Fachgebiet hingegen geht es darum, Atom für Atom passend für verschiedene Anwendungen ganz neue Materialien zu „bauen“. „Das klingt zunächst einmal abstrakt, aber es betrifft so viele Bereiche: Solarzellen, Batterien, Flachbildschirme - das ist angewandte Festkörperphysik.“

Im bald verfügbaren Escape-Game für Geräte mit den Betriebssystemen iOS (Apple) und Android (Google) geht es darum, nach und nach verschiedene Aufgaben zu lösen: Man setzt im Kühlschrank kalte Chips zusammen, lässt Elektronen durch den Raum flippen und vieles mehr. Alles hat dabei auch irgendwie mit Quantenphysik zu tun. Immer dabei: „Katze Q“, also die Katze, die indirekt nach dem Quantenphysik-Pionier und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887-1961) benannt ist.

Im Physikunterricht an den Schulen jedenfalls kommt moderne Physik bisher kaum vor, bemängelt Professor Claessen. „Katze Q“ ist deshalb in erster Linie auch eine Imagewerbung, zugleich aber soll spielerisch quantenphysisches Basiswissen vermittelt werden. „Das war für uns Wissenschaftler schon eine Herausforderung“, sagt Claessen. Denn die „Kittypedia“-Artikel in der App sollen ja Kinder verstehen: „Da muss man auch mal Fünfe grade sein lassen und nicht bis ins letzte Detail gehen.“

Die kostenlose App „Katze Q“ soll ab dem 13. Oktober in den bekannten App-Stores von Apple und Google zur Verfügung stehen. Finanziert wurde sie über Mittel aus dem Konjunkturpaket des Bundes, aus dem auch etwa zwei Milliarden Euro in die Quantenforschung fließen. Wer das „Escape-Game“ übrigens bis zum Ende durchspielt, kann den Forschern hinter der App Fragen stellen. „Wir werden dann alle Fragen per Youtube-Videos beantworten“, sagt Claessen. (00/3302/06.10.2021)

Justiz

Tochter schlägt Erbe aus: Hotelier bleibt auf Kosten sitzen

Ansbach (epd). Ein Ansbacher Hotelier bleibt nach dem Tod eines Hotelgasts laut einem Urteil auf den Reinigungs- und Übernachtungskosten sitzen. Grundsätzlich müssten zwar Erben auch für die Schulden eines Verstorbenen aufkommen, teilte das Amtsgericht Ansbach am Mittwoch mit. Anders sei die Sachlage jedoch, wenn das Erbe ausgeschlagen wird. Im konkreten Fall bekommt der Hotelier aus Ansbach nun mehr als 2.500 Euro nicht erstattet und muss diese selbst tragen.

Auslöser für das Verfahren vor dem Amtsgericht war ein Todesfall vom Januar 2020. Damals war ein Mann mit zahlreichen Verletzungen tot in seinem Hotelzimmer entdeckt worden. Der Raum wies auch zahlreiche Blutspuren auf. Über die näheren Umstände des Todes ist nichts bekannt. Zum Zeitpunkt des Leichenfunds waren noch Kosten für vier Übernachtungen offen - sowie die danach anfallenden Reinigungskosten. Diese wollte der Hotelier von der Tochter des Verstorbenen haben.

Das Gericht musste nun klären, ob die Tochter das Erbe ihres Vaters rechtzeitig ausgeschlagen hatte. Die gesetzliche Frist beträgt dabei sechs Wochen. Diese beginnt aber erst, wenn der Erbe auch von der Erbschaft weiß. Dafür genügt es nicht, vom Tod eines Erblassers zu erfahren - man muss auch wissen, ob es ein Testament gibt oder ob nur die gesetzliche Erbfolge gilt. Dies war in diesem Fall unklar, letztlich schlug die Tochter das Erbe somit auch im März 2020 noch rechtzeitig aus.

Mit der Entscheidung war der Hotelier nicht zufrieden und legte Berufung ein. Auch das Landgericht Ansbach hat die Entscheidung nun bestätigt, damit ist das Urteil aus erster Instanz rechtskräftig. (00/3311/06.10.2021)

Vor Gericht: Rundfunkgebühren-Pflicht trotz ausgebrannter Wohnung?

Würzburg (epd). Streitigkeiten um nicht bezahlte Rundfunkbeiträge gibt es immer wieder und überall mal - ein besonders kurioser Fall wird kommende Woche vor dem Verwaltungsgericht in Würzburg verhandelt. Im Kern geht es darum, dass das Wohnhaus mit der Wohnung des Beitragszahlers Ende April 2014 ausgebrannt und bis Ende Oktober desselben Jahres nicht bewohnbar war, erläuterte ein Gerichtssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch auf Anfrage.

In diesen sechs Monaten wohnte der Mann in einem Hotel und bei seiner Freundin, weshalb er den Beitragsservice des Bayerischen Rundfunks (BR) zunächst darum bat, die Rundfunkbeiträge für den Zeitraum zu stunden. Zwar legte der Mann diverse Fotos und einen Zeitungsbericht vor, diese jedoch genügten dem Beitragsservice nicht. Man benötige rechtssichere Nachweise, um den Sachverhalt zu prüfen. Ab diesem Zeitpunkt Ende Oktober 2014 sind die Fronten verhärtet.

Es folgten mehrere Briefwechsel zwischen dem Mann und dem Beitragsservice. Während der Kläger der Meinung ist, erst ab November 2014 wieder Rundfunkbeiträge zahlen zu müssen, schleppt der Mann aus Sicht des Beitragsservice nun seit beinahe sieben Jahren Beitragsschulden vor sich her. Die Behörde verweist dabei auf die Gesetzeslage, wonach eingehende Zahlungen zunächst auf entstandene Kosten und dann auf die ältesten Beitragsschulden angerechnet werden.

Der Beitragsservice hat inzwischen mehrere Male den Gerichtsvollzieher eingeschaltet, um säumige Rundfunkbeiträge einzutreiben. Auch eine Vermögensauskunft wurde beantragt. Der Mann wehrt sich dagegen mit Händen und Füßen - und schreibt seither auf jeden eingehenden Beitragsbescheid per Hand „Widerspruch“ und sendet ihn an den Beitragsservice zurück. Am kommenden Donnerstag (14. Oktober) muss ab 9.30 Uhr das Gericht entscheiden, welche Seite im Recht ist. (00/3322/06.10.2021)

Personen

Feuchtwanger Sindel von Bundeslandwirtschaftsministerin geehrt

Feuchtwangen (epd). Der Feuchtwanger Heiner Sindel hat in Berlin die Professor-Niklas-Medaille in Gold des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erhalten. Es sei die höchste Auszeichnung, die das Bundesministerium zu vergeben habe, heißt es in einer Mitteilung des BMEL vom Mittwoch. Sindel ist Vorsitzende des Bundesverbandes der Regionalbewegung. Er wurde für sein Engagement für eine regionale nachhaltige Entwicklung in Deutschland ausgezeichnet. Sein Ziel sei es, mehr regionale Produkte auf den Tisch zu bekommen. Das komme der die Umwelt und den heimischen Landwirten zugute, hieß es in der Begründung.

Heiner Sindel gelte als „Vater der Regionalbewegung“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Preisvergabe. Er sei „ein wahrer Vordenker in Sachen Regionalität und Stärkung ländlicher Regionen“. Er sorge nicht nur für nachhaltige Wertschöpfung im ländlichen Raum, sondern auch „für die Sichtbarkeit der zahllosen kleinen Akteure, die gemeinsam ein großes Ganzes ergeben“.

Der Gastwirt und Jäger Sindel (68) hat bereits 1995 die Initiative „Artenreiches Land - Lebenswerte Stadt“ gegründet und setzt sich seither für eine regionale, umweltverträgliche Kreislaufwirtschaft als Alternative zu einer schrankenlosen wirtschaftlichen Globalisierung ein.

Wilhelm Niklas war von 1949 bis 1953 der erste Landwirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland. Die nach ihm benannte Auszeichnung würdigt hervorragende Verdienste und herausragendes Engagement um die Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft. (01/3319/06.10.2021)