Kirche und Politik

Bedford-Strohm stärkt Seenotrettern in Palermo den Rücken

Palermo/München (epd). Mit einem Besuch auf der „Sea-Watch 4“ in Palermo und einem im deutschen Fernsehen übertragenen Gottesdienst hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den Seenotrettern den Rücken gestärkt. „Wir werden nicht schweigen“, versicherte er am Sonntagnachmittag auf der „Sea-Watch 4“. „Solange verzweifelte Menschen im Mittelmeer in Lebensgefahr sind und ertrinken, werden wir den Finger in diese klaffende Wunde Europas legen.“

Es dürfe nicht vergessen werden, warum es die zivile Seenotrettung gibt, betonte der bayerische Landesbischof: „aus dem einfachen Grund, dass die Staatengemeinschaft Europas ihren Aufgaben nicht nachkommt“. Indem Kirchen diesen aktiven Einsatz für Menschenrechte und Menschenwürde unterstützten, erinnerten sie die Staaten an ihre Pflicht und ihre eigenen Grundüberzeugungen.

Auch in einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus Palermo verteidigte Bedford-Strohm am Sonntagmorgen die private Seenotrettung als Gebot der Nächstenliebe. Natürlich sei mit der Rettung von Menschen im Mittelmeer kein migrationspolitisches Problem gelöst. Man dürfe jedoch niemanden in Not alleine lassen, betonte er in einer Auslegung des biblischen Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter.

„Natürlich müssen zuallererst die Fluchtursachen bekämpft werden“, fügte Bedford-Strohm hinzu: „Krieg. Armut. Wetterextreme aufgrund des Klimawandels. Natürlich muss man diskutieren, wie die besten Lösungen aussehen. Aber doch nicht anstatt der Rettung von Menschenleben! Sondern zusätzlich dazu!“ Alle Menschen seien es wert, gerettet zu werden, einfach weil es Menschen sind.

An dem Gottesdienst beteiligten sich auch der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsschiffen. Die Liturgie wurde gestaltet von der evangelischen Pastorin Sandra Bils, die durch ihre Abschlusspredigt auf dem evangelischen Kirchentag im Juni 2019 in Dortmund bekannt wurde. Dort erklärte sie: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“

Mit Blick auf die Fluchtsuchenden sagte Bedford-Strohm, es sei auch nicht entscheidend, „wie man die Motive der Menschen in den Booten beurteilt - ob man ihr Handeln leichtsinnig findet oder ob man es als Folge purer Verzweiflung sieht“. Das Entscheidende sei: „Sie sind auf diesen Booten und ihr Leben ist in Gefahr.“ Der Samariter in der Bibel habe nicht danach gefragt, wie der Verletzte am Wegesrand in diese Situation gekommen sei: „Er hat die Not des Anderen gesehen und hat geholfen.“

Mit dem Gottesdienst wurde gezielt auf die Arbeit privater Rettungsschiffe im Mittelmeer aufmerksam gemacht. Bedford-Strohm hatte das Projekt der „Sea-Watch 4“, die im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt wurde, vorangetrieben. Auch die „Sea-Eye 4“, die in der vergangenen Woche 29 Menschen von einem Holzboot rettete, wird vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der EKD getragen wird.

Nach mehreren Tagen Wartens bekam die „Sea-Eye 4“ am Wochenende einen sicheren Hafen zugewiesen. Die Geretteten, darunter zwei Hochschwangere und vier Babys, seien noch am Sonntag nach Porto Empedocle in Sizilien gebracht worden, erklärte die Organisation Sea-Eye auf Twitter. (01/2923/05.09.2021)

Bedford-Strohm will im sozialen Bereich möglichst wenig einsparen

Berlin, München (epd). Angesichts des Mitgliederverlusts und sinkender Einnahmen der Kirchen schließt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auch Einschnitte bei diakonischen Einrichtungen nicht aus. „Wir hoffen, dass wir im sozialen Bereich so wenig wie möglich einsparen müssen“, sagte der bayerische Landesbischof der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Aber in einer Gesellschaft, in der weniger Menschen bereit seien, der Kirche als Mitglieder Geld zu geben, „wird es wahrscheinlicher, dass die Kirche bestimmte Leistungen nicht mehr erbringen kann“, ergänzte er.

„Ich kann nicht einerseits aus der Kirche austreten und mich auf der anderen Seite beklagen, dass es den evangelischen Kindergarten nicht mehr gibt“, sagte Bedford-Strohm. „Aber vielleicht ist so ein Einsparprozess, so bitter das ist, eine Gelegenheit, mal wahrzunehmen, was die Kirche alles Gutes macht“, betonte der bayerische Landesbischof.

Die EKD strebt an, bis 2030 insgesamt rund 17 Millionen Euro an Ausgaben einzusparen. Als weitere Sparmöglichkeit nannte Bedford-Strohm Immobilien. Diskutiert werden in den Gremien der EKD zudem Kürzungen in weiteren Einrichtungen. Zudem erhofft man sich Einsparungen durch mehr Zusammenarbeit der Landeskirchen.

Bedford-Strohm warnte angesichts der Spardiskussionen vor einem „Verliebtsein in den Niedergang“ auch in der Kirche. „Die liebevoll gepflegte Beschwörung der eigenen Krise steigert bei anderen ja nicht gerade die Lust, Teil der eigenen Gemeinschaft zu sein“, sagte er mit Blick auf Bemühungen der evangelischen Kirche, Mitglieder zu halten und auch neue zu gewinnen. (00/2905/03.09.2021)

Kirchenvertreter fordern sorgsamen Umgang mit der Erde

Gemeinsamer "Tag der Schöpfung" in den drei Bodensee-Anrainerstaaten

Von Daniel Staffen-Quandt (epd)

Lindau/Bregenz (epd). Kirchenvertreter aus Deutschland und der Schweiz haben zum sorgsamen Umgang mit den Ressourcen der Erde aufgerufen. Anlass dafür war der ökumenische „Tag der Schöpfung“ am Samstag. Die zentrale, bundesweite Feier des Tages fand dabei erstmals international statt - im Rahmen einer Schiffstour auf dem Bodensee. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) lud mit ihren Partnern aus der Schweiz und Österreich zu gemeinsamen Gebeten im österreichischen Bregenz, in Lindau und im schweizerischen Romanshorn ein.

Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier beispielsweise rief die Bürger am Samstag dazu auf, sich für den Schutz der Schöpfung einzusetzen. „Wir werden als Menschen nur überleben, wenn wir als Treuhänder die ganze Schöpfung hegen und pflegen“, sagte er beim Mittagsgebet auf dem Gelände der Gartenschau in Lindau. Der Mensch sei „verschwistert mit allem was lebt“, sagte Meier. „Das bedeutet: Wo die Schöpfung auf der Strecke bleibt, wird auch der Mensch scheitern.“

Bereits am Samstagvormittag hatte Thomas Blank, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft bei der Vorarlberger Landesregierung, die Kooperation der Bodensee-Anrainerstaaten als „beispielgebend und eine Erfolgsgeschichte“ bezeichnet. Als Beispiele nannte er bei einem Vortrag in Bregenz die Regelungen zur Schifffahrt oder zur Fischerei sowie die erforderlichen Maßnahmen zum Gewässerschutz. Die Zusammenarbeit sei eine „wichtige Voraussetzung für den auch weiterhin guten Umgang mit unserem Naturparadies Bodensee“.

Unter dem diesjährigen Motto „Wo Ströme lebendigen Wasser fließen“ wollten die Veranstalter ein Zeichen setzen für die Bewahrung der Schöpfung und gegen Umweltzerstörung. So seien etwa Überschwemmungen, Flutkatastrophen und extreme Dürre ein „Anzeichen dafür, das das ,globale Haus' nicht mehr in Ordnung ist“, sagte Bischof Meier: „Ein sinnvoller Weg in die Zukunft führt nur über die Bewahrung der Schöpfung.“ Gestartet war der Tag im Hafen von Bregenz mit einem Morgenlob des katholischen Feldkircher Bischofs Benno Elbs.

Der Schweizer christkatholische (alt-katholische) Bischof Harald Rein, gebürtiger Bochumer, sagte am Samstagabend in seiner Predigt im Romanshorn, die Erde sei eine Leihgabe Gottes, die „unversehrt weitergegeben werden soll“. Jede Generation müsse den Planeten so nutzen, dass für die nächste keine Hypothek geschaffen wird. Der Gottesdienst wurde zum 50-jährigen Bestehen des Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) gefeiert und war Teil des Schöpfungstages.

In Überlingen am Bodensee findet am Sonntag (5. September) die regionale Feier des Schöpfungstages für Baden-Württemberg statt. Die bayernweite Zentralveranstaltung wird eine Woche später am 12. September an der Wegkapelle bei Peterswörth im Landkreis Dillingen gefeiert. (00/2919/05.09.2021)

Kardinal Marx: Menschenwürde ist "zentraler Orientierungspunkt"

München (epd). Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat auch mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl die Menschenwürde als zentralen Orientierungspunkt für ein verantwortliches Handeln betont. Solche Maßstäbe brauche es „in der Bildung, im sozialen Bereich, im Wirtschaftsbereich und nicht zuletzt auch in der Politik“, sagte Marx in der Reihe „Zum Sonntag“ des Radiosenders Bayern2. Der Beitrag wurde am Samstag um 17.55 Uhr ausgestrahlt.

Es sei „eine Frage, die alle Mitglieder unseres Gemeinwesens beschäftigen muss“, sagte der Erzbischof von München und Freising: „Woran orientieren wir uns im Kern? Was ist das wichtigste Kriterium für unsere Entscheidungen und unser Handeln?“ Jedem Menschen müsse ohne Bedingung die gleiche, unverfügbare Würde zukommen. Dabei sei es „ganz gleich“, ob es sich um Fragen der Bioethik handelt, um Fragen des sozialen Zusammenhalts oder von Wirtschaft und Klima.

Alles hänge miteinander zusammen uns sei auf eine Kernfrage zurückzuführen, sagte der Kardinal. „Was ist mit den Menschen? Das gilt für die Flutkatastrophe wie für Afghanistan! Was wird aus den Menschen?“ Dies sei auch gerade jetzt vor der Bundestagswahl von Bedeutung, wenn man seine Wahl-Entscheidung bedenke, betonte Marx. (00/2915/05.09.2021)

Unterfränkische Kirchenasyl-Prozesse ziehen sich weiter in die Länge

Kitzingen/Würzburg (epd). Die beiden Gerichtsverfahren gegen einen Benediktiner-Mönch und eine Franziskaner-Schwester wegen Gewährung von Kirchenasyl ziehen sich weiter in die Länge. In beiden Verfahren waren die Entscheidungen aus der ersten Instanz nicht rechtskräftig geworden: Der Mönch war vom Amtsgericht Kitzingen freigesprochen worden, die Franziskanerin erhielt vom Amtsgericht Würzburg eine Geldstrafe - beide hatten Geflüchteten Kirchenasyl gewährt. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hatte in beiden Verfahren Rechtsmittel gegen die Urteile aus erster Instanz eingelegt.

Das Verfahren gegen den Benediktiner-Bruder Abraham Sauer von der Abtei Münsterschwarzach befindet sich in der sogenannten Sprung-Revision beim Bayerischen Obersten Landesgericht. Es wird am Senat in Bamberg behandelt. Wegen der „schwierigen Thematik“ sei mit einer Bearbeitungszeit von mehreren Monaten zu rechnen. Vor Ende Oktober sei „mit keiner Entscheidung zu rechnen“, eine mündliche Verhandlung sei derzeit nicht geplant. Über den Weg der Sprung-Revision kann man bei einem Thema möglicherweise schneller zu einer höchstrichterlichen Entscheidung kommen.

Im Fall der Franziskaner-Schwester Juliana Seelmann aus dem Kloster Oberzell bei Würzburg ist ebenfalls noch kein Ende des Verfahrens in Sicht. In ihrem Fall steht eine Berufungshauptverhandlung vor dem Landgericht Würzburg an, diese ist nach Angaben eines Gerichtssprechers vom Freitag aber noch nicht terminiert. In ihrem Fall hatte nicht nur die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt, sondern auch Seelmann selbst. Sie wurde am 2. Juni zu einer „Verwarnung mit Strafvorbehalt“ von 500 Euro verurteilt, weil sie zwei Nigerianerinnen Kirchenasyl im Kloster gewährt hatte.

Der Benediktiner-Mönch war Ende April im Verfahren vor dem Amtsgericht Kitzingen freigesprochen worden. Das Urteil hatte bundesweit viel Beachtung erfahren - vor allem wegen der Urteilsbegründung der Richterin. Der Mönch habe zwar rechtswidrig „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“ geleistet. Dieser habe sein Handeln allerdings auf Glaubens- und Gewissensgründe gestützt, „die das Gericht im vorliegenden Einzelfall als aus dem Grundgesetz hergeleiteten Entschuldigungsgrund“ gewertet und ihn deshalb freigesprochen habe. (01/2910/03.09.2021)

Entwicklung:

Freistaat fördert Studierenden-Wohnungen im Nordwesten Kenias

München (epd). Die bayerische Staatsregierung unterstützt mit mehr als 600.000 Euro den Bau von Studentenwohnungen im Nordwesten Kenias. Bayerns Staatsministerin für Internationales, Melanie Huml (CSU), hatte dazu an einem Spenden- und Solidaritätsmarsch teilgenommen und die Summe an die Initiative „Learning Lions“ von Ludwig Prinz von Bayern übergeben, teilte die Staatskanzlei am Sonntag mit. Mit dem Geld sollen Studentenwohnungen am IT-Campus in Turkana entstehen.

Huml sagte, man gebe jungen Menschen in Kenia damit nicht nur eine Zukunftsperspektive, sondern man stärke „auch ihre Eigenverantwortung und finanzielle Unabhängigkeit“. Die Staatsregierung habe seit 2019 auch den Bau des Unterrichtsgebäudes auf dem IT-Campus in der armen und abgelegenen Region mit rund 580.000 Euro unterstützt. Das Gebäude wurde im Frühjahr 2021 fertiggestellt und bietet seither mehr als 200 Personen einen Arbeits- und Ausbildungsplatz, hieß es weiter.

Geplant sei der Bau von sogenannten Tiny Houses, in dem 225 Gäste und Studierende untergebracht werden können. Zudem soll eine Kita für bis zu 30 Kinder entstehen, „um auch jungen Müttern die Möglichkeit zu geben, ihre Ausbildung und Arbeit fortzuführen“. Ziel der Initiative „Learning Lions“ ist es, jungen Menschen in der Region Turkana durch eine kostenlose IT-Ausbildung Perspektiven in ihrer Heimat aufzuzeigen: „Afrika ist ein Kontinent der Chancen“, sagte Huml. (00/2922/05.09.2021)

Flucht und Asyl:

"Sea-Eye 4" darf in Sizilien anlegen

Porto Empedocle/Regensburg. (epd). Mit 29 aus Seenot geretteten Menschen an Bord hat die „Sea-Eye 4“ einen sicheren Hafen zugewiesen bekommen: Die Geretteten, darunter zwei Hochschwangere und vier Babys, sollten noch am Sonntag in Porto Empedocle in Sizilien an Land gehen dürfen, teilte die Organisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg auf Twitter mit. Die Seenotretter hatten die Flüchtlinge am Mittwoch auf einem kleinen Holzboot im Mittelmeer entdeckt.

Die „Sea-Eye 4“ war auf ihrer zweiten Rettungsmission im zentralen Mittelmeer. Sie wird vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird.

Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. (01/2921/05.09.2021)

Gesundheit und Soziales

30 Prozent der über 12-Jährigen haben schon erste Corona-Impfung

München (epd). Knapp 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Bayern haben schon eine erste Corona-Impfung erhalten. Doppelt geimpft seien knapp 22 Prozent, teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Freitag in München mit. Der Minister warb wenige Tage vor Schuljahresbeginn (14. September) weiter für eine Corona-Impfung in dieser Altersgruppe: Es gibt noch genug Zeit, um erstgeimpft in die erste Schulwoche zu starten." Auch sei in Bayern genügend Impfstoff vorhanden. Mit einer Impfung könne auch das Ansteckungsrisiko für die Mitschülerinnen und Mitschüler gesenkt werden.

Holetschek warb für eine Impfung auch vor dem Hintergrund der steigenden Corona-Infektionszahlen vor allem unter Jüngeren. Denn auch junge Menschen könnten von Long-Covid betroffen sein. In der letzten Augustwoche habe die Inzidenz bei den 12- bis 15-Jährigen in Bayern bei rund 130 gelegen, bei den 16- bis 19-Jährigen bei rund 192. Zum Vergleich: Die Sieben-Tage-Inzidenz aller Altersgruppen in Bayern steigt zwar seit Wochen, liegt aber aktuell immer noch deutlich niedriger - nämlich bei 73,8 Prozent (RKI, Stand: 3. September)

Im August hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) auch den 12- bis 17-Jährigen eine Corona-Impfung empfohlen. Seither steige die Impfnachfrage in dieser Altersgruppe deutlich, sagte Wolfgang Krombholz, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, am Freitag. Bisher habe es in bayerischen Arztpraxen rund 159.000 Impfungen für 12- bis 18-Jährige gegeben, 76.000 Kinder und Jugendliche seien vollständig geimpft. Es könnten aber deutlich mehr sein, denn die notwendigen Kapazitäten seien vorhanden, sagte Krombholz.

Auch Dominik Ewald, Landesverbandsvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, warb für eine Impfung der über 12-Jährigen. Kinder und Jugendliche könnten sich genauso mit Sars-Cov-2 infizieren wie Erwachsene, auch wenn ihr Immunsystem anders arbeite als bei Erwachsenen und sie weniger krank würden und seltener ins Krankenhaus müssten. Alle Daten deuteten darauf hin, dass die zugelassenen Impfstoffe auch für Jugendliche unbedenklich seien. (00/2906/03.09.2021)

Experte: Impfmüdigkeit führt zu hoher Intensivstationen-Auslastung

Augsburg (epd). Angesichts der Impfmüdigkeit warnen deutsche Intensivmediziner vor einer erneut hohen Auslastung der Kliniken im Herbst. „Wenn wir bis Oktober nicht die Impfquote deutlich nach oben bringen, bekommen wir im Herbst einen richtig starken Anstieg der Coronafälle auf den Intensivstationen“, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag). Im September sei die Lage stabil, Sorge bereite ihm die Zeit ab Oktober und November.

„Der Unterschied einer zehn Prozent höherer oder niedrigerer Impfquote ist bei der Auswirkung auf die Intensivstationen enorm“, sagte der Leiter des DIVI-Intensivregisters. Bei einer Impfquote von 80 Prozent gebe es doppelt so viele Gefährdete wie bei einer Impfquote von 90 Prozent, bei einer Impfquote von 70 Prozent dreimal so viele. Deshalb helfe den Intensivstationen eine zehn Prozent höhere Impfquote unheimlich viel. Nicht-Geimpfte könnten angesichts der Delta-Variante nicht mehr auf einen Schutz durch eine Herdenimmunität bauen, sagte Karagiannidis. (00/2913/04.09.2021)

Kirchen und Gewerkschaft fordern vor Bundestagswahl mehr Solidarität

Nürnberg (epd). Vertreter von Kirchen und Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) fordern von den politischen Parteien zur Bundestagswahl mehr Solidarität ein. In ihrer sechsten gemeinsamen am Freitag vorgestellten „Nürnberger Erklärung“ wollen der DGB sowie die beiden christlichen Kirchen ein Anforderungsprofil an die bei der Bundestagswahl am 26. September antretenden Parteien für eine solidarische Stadtgesellschaft entwerfen, das auch als Richtschnur für die individuelle Wahlentscheidung dienen soll.

So plädierte die Dekanin in Nürnberg-Süd, Britta Müller, für eine bessere öffentlichen Infrastruktur, die Kommunikation auf digitalem wie persönlichem Weg ermögliche und den Schwachen eine Stimme gebe. In der Corona-Pandemie habe sich zudem gezeigt, dass gerade die Gesundheitsämter nicht nur personell besser ausgestattet werden müssten.

„Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Menschen um ein solidarisches Miteinander ringen“, sagte Sabine Weingärtner vom evangelischen kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda). Aus christlich-sozialer Perspektive sei es ein Unding, wenn Arbeitnehmer sich von ihrem Verdienst nicht mehr eine ausreichend große Wohnung leisten könnten. Gerade Menschen am Existenzminimum würden fast die Hälfte ihres Einkommens zum Wohnen benötigen.

„Solidarität ist kein Begriff, der mit einer frommen Soße übergossen wird“, sagte der Nürnberger katholische Stadtdekan Andreas Lurz. Von der künftigen Bundesregierung wünsche er sich, dass vor allem im sozialen Bereich nicht gekürzt, dafür aber Vermögende stärker besteuert würden.

Die privatwirtschaftliche Orientierung im Gesundheitswesen kritisierte Martin Plentinger von der katholischen Betriebsseelsorge als ein System, das sich gerade in der Pandemie als Sackgasse erwiesen habe. Gesundheitsvorsorge und medizinische Handlungen dürften nicht länger zur Ware werden, sondern müssten im Blick einer auf das Gemeinwohl hin orientierten Politik rücken.

Als „skandalös“ bezeichnete Stephan Doll, Geschäftsführer des DGB Mittelfranken, die sinkenden Tarifbindung in den bayerischen Betrieben, für die er sich ein Tariftreuegesetz wünscht. Die Kommunen und Landkreise forderte er auf, Lohndumping und die Ausbeutung von Menschen zu verhindern. Die Unterzeichner der „Nürnberger Erklärung“ wiesen darauf hin, dass sie mit ihren Positionen keine Wahlempfehlung aussprechen möchten.(00/2909/03.09.2021)

Kultur und Erinnerung

Regensburger Theologin und Tänzerin erhält Lilje-Preis

Hannover/Regensburg (epd). Die promovierte Theologin, Religionspädagogin und Tänzerin Tatjana Schnütgen (Regensburg) wird mit dem „Hanns-Lilje-Stiftungspreis Freiheit und Verantwortung“ ausgezeichnet. Schnütgen, die Lehrbeauftragte an der Universtität Regensburg ist, erhalte 10.000 Euro in der Kategorie Wissenschaft, wie die evangelische Hanns-Lilje-Stiftung am Freitag in Hannover mitteilte. Schnütgen werde für ihre 2019 veröffentliche Dissertation „Tanz zwischen Ästhetik und Spiritualität. Theoretische und empirische Annäherungen“ geehrt.

Den 10.000 Euro schweren „Initiativpreis“ erhält das hannoversche „Asambura-Ensemble“. „Wir zeichnen 2021 eine Wissenschaftlerin und Künstlerinnen und Künstler aus, die mit ihren hochgradig innovativen Beiträgen aktuelle Debatten in der Begegnung von Kunst und Kultur mit Kirche und Theologie anstoßen“, sagte Stiftungs-Geschäftsführer Christoph Dahling-Sander. „Sie leisten einen beispielgebenden Beitrag, die Diversität unserer Gesellschaft und Kirche produktiv zu gestalten.“ Die Preisverleihung soll am 9. September in der hannoverschen Markuskirche stattfinden.

Die 1989 gegründete Hanns-Lilje-Stiftung fördert den Dialog von Kirche und Theologie mit Kunst und Kultur, Politik und Gesellschaft sowie mit Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Sie gehört nach eigenen Angaben zu den größten fördernden kirchlichen Stiftungen in Deutschland. (00/2904/03.09.2021)

Bayerischer Buchpreis: Ehrenpreis für Frank Schätzing

München (epd). Der Bestseller-Autor Frank Schätzing erhält den diesjährigen Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. „Frank Schätzing ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit und ich selbst bin bekennender Fan“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) laut Mitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern vom Freitag. Über die Gewinner des Bayerischen Buchpreises 2021 soll am 11. November vor Publikum in der Münchner Allerheiligen-Hofkirche entschieden werden. Dort soll auch Schätzing offiziell geehrt werden.

Am Freitag wurden außerdem die sechs Bücher, die ins Rennen um den Bayerischen Buchpreis 2021 gehen, bekanntgegeben. Nominiert sind in der Kategorie Belletristik: Jenny Erpenbeck: „Kairos“ (Penguin), Emine Sevgi Özdamar: „Ein von Schatten begrenzter Raum“ (Suhrkamp), Jovana Reisinger: „Spitzenreiterinnen“ (Verbrecher Verlag). Nominiert sind in der Kategorie Sachbuch: Katajun Amirpur: „Khomeini. Der Revolutionär des Islams“ (C.H. Beck), Helge Hesse: „Die Welt neu beginnen“ (Reclam), Philipp Sarasin: „1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart“ (Suhrkamp).

Die Juryvorsitzende Sonja Zekri sprach laut Mitteilung von einer „Titelliste für bewegte Zeiten“. "Unsere Kandidatinnen und Kandidaten haben Bücher über Aufbrüche und Umbrüche, Untergänge und Neuanfänge geschrieben, im Kleinen und im ganz Großen. Die Gewinner erhalten jeweils 10.000 Euro. Der Bayerische Buchpreis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern vergeben und gefördert von der Bayerischen Staatskanzlei. Zur Wahl stehen deutschsprachige Neuerscheinungen. (01/2911/03.09.2021)

Künstler Zuber übergibt sein Werk Mitte Oktober ans Wildbad

Rothenburg o.d. Tauber (epd). Am 14. Oktober übergibt der diesjährige „Artist in Residence“ im Wildbad Rothenburg, Benjamin Zuber, sein über mehrere Wochen in der evangelischen Tagungsstätte entstandenes Kunstwerk. Der gebürtige Bamberger und inzwischen Wahl-Berliner ist der inzwischen fünfte Künstler, der im Rahmen der „art residency wildbad“ nach Rothenburg eingeladen wurde. Beim offiziellen Kunst-Tag der bayerischen Landeskirche am 14. Oktober im Wildbad wird er eine kurze Einführung in sein Kunstwerk geben, das im Park des Wildbads verbleiben wird.

Bei der öffentlichen Werkübergabe ab 18 Uhr sind neben der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski auch der Leiter des landeskirchlichen Kunstreferats, Helmut Braun, sowie der Leiter des Wildbads, Wolfgang Schuhmacher, dabei. Bereits ab 14 Uhr findet der Kunst-Tag als Experten-Tagung statt. Dabei werden zwei Impulsreferate gehalten, eines vom Münchner Pfarrer und Dekan Andreas Weigelt über „Gesundheit - ein fragiles Geflecht“, sowie ein zweites von der freien Kuratorin und Autorin Carola Uehlken aus Berlin zum Thema „Fragilität, Vulnerabilität“.

Benjamin Zuber wurde von einer Fachjury ausgesucht, mehrere Monate im Wildbad zu leben und zu arbeiten. In einem künstlerisch freien und ergebnisoffenen Schaffensprozess wird er ein Kunstwerk entwickeln, das dauerhaft in der Parkanlage des Wildbads bleibt. Das Projekt „art residency wildbad“ ist auf mindestens zehn Jahre angelegt. Zuber kündigte schon im April an, mit seiner künstlerischen Arbeit „an die Geschichte des früheren Sanatoriums im Taubertal“ anzuknüpfen. Dabei wolle er ein Miteinander synthetischer und lebendiger Materialien nutzen, hieß es.

Bei der „art residency wildbad“ schlägt eine Fachjury jährlich neue Künstler oder Gruppen vor, selbst bewerben kann man sich nicht. Bisherige Künstler waren das Duo Böhler & Orendt (2017), Ulrike Mohr aus Berlin (2018), die Brasilianerin Laura Belém (2019) und die Grazer Gruppe „Breathe Earth Collective“ (2020). Neben Kost und Logis erhalten die Künstler ein Budget von 30.000 Euro. Das Projekt wird von der Landeskirche und Sponsoren finanziert. (00/2918/04.09.2021)

Schule und Bildung

Uni Würzburg startet neuen Studiengang zu nachhaltiger IT

Würzburg (epd). Die Uni Würzburg bietet ab diesem Wintersemester den neuen Bachelor-Studiengang „Informatik und Nachhaltigkeit“ an. Er sei zulassungsfrei und die Einschreibung ab sofort möglich, teilte die Hochschule am Freitag mit. Ein zentraler Bestandteil des Studiengangs kann „Nachhaltige IT“ sein, bei der es darum geht, wie IT-Systeme nachhaltig gestaltet werden können. Die weltweiten digitalen Aktivitäten mit ihren Serverfarmen und Rechenzentren benötigen schließlich viel Energie. Die Studierenden sollen beispielsweise lernen, Software- und Kommunikationssysteme möglichst energieeffizient, langlebig, zuverlässig und sicher zu konstruieren. Anwendungsmöglichkeiten für diesen Fachbereich gebe es viele - von Rechenzentren über Verkehrsleitsysteme bis hin zu Industrie und Produktionsanlagen. Weitere Informationen gibt es im Netz. (00/2902/03.09.2021)

Mangelnde Bildungsgerechtigkeit: SPD moniert hohe "Abschulungszahlen"

München (epd). Die bayerische SPD-Landtagsfraktion moniert eine mangelnde Bildungsgerechtigkeit im Freistaat. Als Beleg dafür führen die beiden Abgeordneten Simone Strohmayr und Margit Wild die Zahlen zum Schulartwechsel an, wie die SPD-Fraktion am Samstag mitteilte. Demnach seien von Oktober 2019 bis Oktober 2020 fast doppelt so viele Schülerinnen und Schüler ab- als aufgeschult werden. Konkret wechselten in diesem Zeitraum 9.166 Schülerinnen und Schüler also beispielsweise vom Gymnasium an die Realschule, während nur 5.877 den umgekehrten Weg nahmen.

Die Zahlen machten deutlich, „wie viel schwieriger der Weg nach oben ist“ und wie schnell und häufig Schülerinnen und Schüler einfach abgeschult würden. Dies zeige „eindrücklich, dass wir in einem so reichen Bundesland wie Bayern“ von einer gleichen Chancenverteilung „meilenweit entfernt“ seien, sagte Strohmayr. Man müsse erreichen, dass Realschulen und Gymnasien die Kinder, „die unter großen Anstrengungen den Übertritt geschafft haben“, auch so fördern können, dass sie auf der Schulart bleiben könnten. Dazu müssten auch ausreichend Lehrkräfte eingestellt werden.

Die Zahlen der SPD-Fraktion stammen aus der Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der beiden SPD-Politikerinnen. Im Antwortschreiben weist Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) darauf hin, dass bei der Interpretation der gelieferten Daten zu beachten ist, „dass aufgrund der zum Teil geringen Fallzahlen die statistische Aussagekraft derselben stark eingeschränkt ist“. Bayern biete Schülerinnen und Schülern etwa mit Mittleren Bildungsabschluss über die Beruflichen Oberschulen ebenfalls die Möglichkeit zum Erwerb einer Hochschulreife. (00/2916/04.09.2021)

Medien

Deutscher Radiopreis für 100 Jahre alte Radiosendung

München/Hamburg (epd). Der Deutsche Radiopreis für die „Beste Sendung“ ist an „Bayern 1“ für die Zeitreise „100 Jahre Radio“ verliehen worden. Eine Sendung mit einem Klang wie vor 100 Jahren zu produzieren, sei eine „außergewöhnliche Idee“, urteilte die Grimme-Jury. Als „Beste Comedy“ wurde „Gottis Corona Tagebuch Liveticker“ von radioeins (rbb) ausgezeichnet. Der undotierte Radiopreis wurde im Rahmen einer Gala im Hamburger Hafen verliehen. Fünf Preise gingen an die öffentlich-rechtlichen Sender, sechs an den Privatfunk. Gäste waren corona-bedingt nicht zugelassen.

Als „Beste Reportage“ wurde „Herrn Nickels Schuhe“ von Bremen Zwei gekürt, eine akustische Reise aus einem Altenheim ans Ende des Lebens: Herrn Nickel mussten die Schuhe weggenommen werden, weil er immer in sein altes Zuhause zurücklaufen wollte. Der Preis für die beste Morgensendung ging an den sächsischen Privatsender Radio PSR für die „Steffen Lukas-Show“.

Als „Bestes Informationsformat“ wurde „Weltweit“ vom NDR Jugendsender N-Joy ausgezeichnet. Jede Woche informiert das Team eine Stunde lang über Länder, die es nur selten in die Medien schaffen - eine Art Weltreise zum Hören. „Bester Podcast“ wurde „Zurück zum Thema“ des Leipziger Privatsenders detektor.fm. Täglich werde ein aktuelles kontroverses Thema gut hörbar und verständlich präsentiert, so die Grimme-Jury.

Die Auszeichnung für die „Beste Programmaktion“ ging an den privaten Kindersender Toggo Radio für die Antirassismus-Woche „Zusammen sind wir bunt“. Kinder unterschiedlicher Kulturen haben das Programm gemeinsam gestaltet. Mit einer zielgruppengerechten Ansprache sei ein wichtiges Thema auf Augenhöhe mit Kindern behandelt worden, so die Grimme-Jury. Um Rassismus ging es auch beim „Besten Interview“: „Das Rassismus-Bullshit-Bingo“ des Privatsenders Radio Leverkusen.

Der Preis für die „Beste Newcomerin“ ging an Gloria Grünwald vom bayrischen Privatsender ego FM. Sie begegne ihren Gesprächspartnern auf Augenhöhe, habe eine sympathische Stimme und zeige Engagement am Mikrofon. Als „Beste Moderatorin“ wurde Sümeyra Kaya von „WDR Cosmo“ gekürt.

Bereits im Vorwege wurde Radio Wuppertal als Gewinner des Sonderpreises bekanntgegeben. Der Sender bekommt den Preis für den herausragenden Einsatz in der Nacht der Flutkatastrophe Mitte Juli und stellvertretend für alle Reporterinnen und Reporter, die im Einsatz waren. Gesendet wurde in der Flutnacht, bis das Notstrom-Aggregat aufgab.

Für die Musik sorgten an dem Abend unter anderem Revolverheld, Johannes Oerding, Zooe Wees und Duran Duran. Gestiftet wird der Deutsche Radiopreis von den Hörfunkprogrammen der ARD, Deutschlandradio und den privaten Radiosendern. Gesellschafter sind die Plattform „Radiozentrale“ und die NDR Media. (00/2901/03.09.2021)

Vermischtes

"Christen in der Automobilindustrie" bei der IAA vertreten

München, Hannover, Wolfsburg (epd). Die Initiative „Christen in der Automobilindustrie“ beteiligt sich mit einem eigenen Infobus an der „Internationalen Automobilausstellung“ IAA vom 7. bis zum 12. September in München. Ein Team von mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Zulieferern, Kfz-Herstellern, verschiedenen Kirchen und aus dem Medienbereich habe Veranstaltungen rund um den Bus auf dem Messegelände auf die Beine gestellt, teilte der Wolfsburger Industriepastor, Peer-Detlef Schladebusch, am Freitag mit. Er hat eigenen Angaben zufolge die Aktion gemeinsam mit der bayerischen evangelischen Landeskirche organisiert.

Schladebusch ist auch Sprecher der Initiative. „Christen in der Automobilindustrie“ versteht sich als Netzwerk von Christen, die in der Automobilindustrie und den ihr zugeordneten Unternehmen wie dem Handel, bei Banken, Versicherungen und Zulieferern arbeiten. Dabei wollen sie auch christliche Grundwerte sichtbar machen. Auf der IAA laden sie mehrmals täglich zu kurzen Andachten ein. Auf dem Programm stehen zudem Talkrunden zu Themen wie Herausforderungen des Christlichen Weltbildes durch Künstliche Intelligenz oder Sicherung von Arbeitsplätzen im Angesicht des Wandels. Am Sonntag (12. September) werden Youtube-Gottesdienste aus einer evangelischen und einer katholischen Kirche in München übertragen.

Schladebusch zufolge will die Initiative auch bei Konflikten im Zusammenhang mit der IAA vermitteln. Rund um die Automobilmesse sind zahlreiche Proteste angekündigt. (00/2912/03.09.2021)

Personen

SPD-Europapreis für Luxemburger Jean Asselborn

München (epd). Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erhält den Europapreis der bayerischen Landtags-SPD. Asselborn stehe in besonderer Weise für ein Europa der Solidarität und der Werte, sagte der Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn am Freitag laut Mitteilung. „Er bietet Nationalismus und Populismus auf der europäischen Ebene wie kaum ein Zweiter die Stirn.“

Jean Asselborn ist den Angaben zufolge seit 17 Jahren luxemburgischer Außenminister und damit der dienstälteste Außenminister der Europäischen Union. Von 2000 bis 2004 war er Vizepräsident der Sozialdemokratischen Partei Europas. Die Preisverleihung soll am 17. September im Bayerischen Landtag in einer Hybridveranstaltung stattfinden. Die Laudatio hält die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley (SPD).

Der Europapreis der Landtags-SPD wurde erstmals 2018 vergeben. Damals wurde Claus-Peter Reisch, Kapitän der Seenotrettung „Mission Lifeline“, geehrt. (00/2903/03.09.2021)

Seehofer: Zusammenarbeit mit Merkel ist freundschaftlich

München (epd). Der scheidende Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die Zusammenarbeit mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als freundschaftlich bezeichnet. Im Münchner Presseclub sagte der frühere CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident am Freitag, Merkel und er könnten der Öffentlichkeit gerade im hochtransparenten Berliner Politikbetrieb „doch gar nicht vorspielen“, dass beide miteinander mehr als gut klarkämen, wenn das nicht auch tatsächlich so wäre.

Seehofer sagte in diesem Zusammenhang aber auch, ein Ereignis mit Merkel werde ihn sein Leben lang verfolgen. Gemeint ist der CSU-Parteitag im November 2015, als Seehofer die Bundeskanzlerin vor laufenden Kameras zurechtwies. „Es war überhaupt nicht die Absicht, sie vorzuführen“, sagte er. Dass Außenstehende das anders wahrgenommen hätten, könne er mit Blick auf die Videobilder gut verstehen. Er habe Merkels Gesichtsausdruck während seiner Rede aber nicht gesehen.

Der Bundesinnenminister berichtete vor den Journalisten auch von seiner schweren Herzerkrankung im Jahr 2002, die ihn fast umgebracht habe. An einen Ausstieg aus der Politik habe er damals mit erst Anfang 50 nicht gedacht, betonte er. „Politik in dieser Kategorie wirklich gestalten zu können, ist faszinierend“ und durchaus auch eine Sucht, sagte er. Seehofer ist seit 50 Jahren in der Politik aktiv, begonnen hatte er als Kommunalpolitiker. Er tritt bei dieser Bundestagswahl nicht mehr an. (00/2907/03.09.2021)